Nach der Nominierung eines 43-köpfigen Großkaders erläutert Teamchef Franco Foda seine Gedanken hinter den Personalentscheidungen, die in den vergangenen Tagen teils für jede Menge Diskussionen gesorgt haben.
"Wir befinden uns alle in einer sehr schwierigen Situation, deshalb bedarf es auch außergewöhnlicher Maßnahmen. Die Kaderbekanntgabe war deshalb auch etwas komplizierter als sonst. Wir haben uns dazu entschieden, so einen großen Kader zu nominieren, um auf alle Szenarien vorbereitet zu sein", meint Foda in einer ersten Stellungsahme bei der ÖFB-Pressekonferenz.
Bislang kann der ÖFB noch keinen endgültigen Kader für die anstehenden Spiele in der WM-Qualifikation, in Schottland (25. März) sowie gegen Färöer (28. März) und gegen Dänemark (31. März), bekanntgeben - Franco Foda hält daher stand jetzt weiter an seinem 43 Mann-Kader fest. Die Hoffnung, dass man beim ersten Qualifikationsspiel in Schottland auf die Deutschland-Legionäre zurückgreifen kann, ist beim ÖFB weiterhin gegeben.
"Stand heute ist geplant, dass wir mit 23 Spielern nach Schottland fliegen. Der Rest des Kaders würde erst am Mittwoch in Wien zusammentreffen und am Mittwoch und Donnerstag in Wien mit meinem Trainerteam trainieren. Am Freitag nach unserer Rückkehr würde ich den neuen Kader für unsere letzten beiden Spiele bekanntgeben", so der Teamchef.
Foda: "Müssen die nächsten Tage abwarten"
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Die Hoffnung liegt darin, dass bald eine neue Einstufung der Mutationsgebiete verkündet werden soll. Sollte Großbritannien von dieser Liste verschwinden, könnte Franco Foda eventuell doch noch auf einige Deutschland-Legionäre zurückgreifen. Eine genauere Entscheidung über den endgültigen Kader soll daher bei allen Plänen nicht vor Sonntagabend fallen.
"Wir haben uns darauf verständigt, dass wir bis Sonntagabend auf jeden Fall abwarten müssen. Wir wissen, wenn es zu einer Adaptierung dieser Liste kommt, muss diese heute vonstatten gehen. Wir würden dann, sollte Großbritannien wirklich runterfallen, sofort wieder in den Dialog mit den Vereinen treten, weil sich die Ausgangsposition dann natürlich maßgeblich verändert hätte", meint ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold.
"Wir können nach wie vor nicht festlegen, welche Spieler mit nach Schottland reisen, hier in Wien trainieren werden. Wir müssen die nächsten ein, zwei Tage abwarten, was es dann Neues gibt. Es gibt immer wieder tägliche Veränderungen. Wir müssen einfach immer wieder kurzfrisitig improvisieren und nach Lösungen suchen", so Foda.
Kein direkter ÖFB-Kontakt mit Gesundheitsämtern
Stand Freitagnachmittag dürfte kein einziger der betroffenen 19 Deutschland-Legionären zum Spiel in Glasgow reisen, weil bei der Rückkehr aus einem Corona-Mutationsgebiet - als solches ist Schottland beim nördlichen Nachbarn eingestuft - eine 14-tägige Quarantäne droht.
Und doch gibt es Ausnahmen. So dürfen etwa Ilkay Gündogan oder Timo Werner von Großbritannien aus nach Deutschland einreisen und dort mit dem DFB-Team die Länderspiele absolvieren. Grund dafür war offensichtlich eine Sondergenehmigung des Gesundheitsamtes Duisburg.
Die Letztentscheidung in Corona-Reiseangelegenheiten treffen in Deutschland zumeist die lokalen Gesundheitsbehörden - mit denen der ÖFB jedoch gar nicht direkt in Kontakt trat, wie Neuhold gestand. Die Kommunikation lief ausschließlich über die Klubs. "In der Vergangenheit haben wir mit diesem Weg gute Erfahrungen gemacht. Ich weiß nicht, ob es zielführend gewesen wäre, an den Vereinen vorbei mit den Gesundheitsämtern zu sprechen", sagt Neuhold. Er konnte aber auch nicht ausschließen, dass diese Variante mehr Erfolg gebracht hätte.
Hinteregger, Posch, Onisiwo so oder so fraglich
Feststeht hingegen bereits, dass Philipp Lienhart nur für das Spiel gegen Färöer zur Verfügung stehen wird.
Auch Frankreich-Legionär Adrian Grbic wird dem ÖFB-Team in Schottland definitiv fehlen. Für den Stürmer kündigt Foda eine Nachnominierung an.
In den Sternen stehen auch die Einsätze von Martin Hinteregger, Karim Onisiwo und Stefan Posch, die allesamt angeschlagen sind. Bei Hinteregger habe es laut Foda einen Rückschlag im Training gegeben.
Vorsicht beim Begriff "Rumpftruppe"
Wer auch immer Österreich in Schottland vertreten wird, Foda sieht für jeden einzelnen Akteur die Gelegenheit, sich im Hinblick auf die EURO ins Rampenlicht zu spielen.
Der Begriff "Rumpftruppe" gefällt ihm im Zusammenhang mit der Partie in Glasgow jedenfalls gar nicht:
"Man sollte vorsichtig mit dem Begriff Rumpftruppe umgehen, denn von den Spielern, die wir in den Kader nominiert haben, sind wir zu 100 Prozent überzeugt, sonst hätten wir sie nicht nominiert."
Fodas Strategie für Glasgow steht unabhängig vom Personal
Bei allem Vertrauen in jedes Kadermitglied: Die Planung der taktischen Herangehensweise wird natürlich beeinträchtigt, wenn man nicht weiß, welche Spieler am Ende tatsächlich zur Verfügung stehen.
"Schon richtig, die Besetzung der einzelnen Positionen wissen wir noch nicht, weil im Moment noch so viel Unklarheit über einzelne Spieler herrscht", bestätigt Foda, relativiert jedoch gleichzeitig:
"Nichtsdestotrotz haben wir schon einen Spielplan und eine Taktik, wie wir in Schottland spielen wollen. Das hat ja nichts mit dem Personal zu tun. Wir haben bereits im Vorfeld eine klare Strategie entwickelt, wie wir dort agieren wollen."