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"Es wird auch immer mein Highlight bleiben"

Serbien. Marakana. ÖFB-Debüt. Aleksandar Dragovic wird auch sieben Jahre später emotional:

Wer am 6. Juni 2009 in Belgrad mit dabei war, kann sich noch gut erinnern, wie stolz Aleksandar Dragovic nach dem Spiel war. Debüt für Österreich - und das in Serbien, der Heimat seiner Familie. In "seinem" Stadion. Im zarten Fußballer-Alter von 18 Jahren.

Das Leuchten in den Augen ist auch sieben Jahre später noch da, wenn er an diesen Tag zurückdenkt.

"Egal, wer mich fragt: Das ist mein Highlight und wird auch immer mein Highlight bleiben", strahlt der Bayer-Leverkusen-Legionär.

"Ich kann mich nur 1000 Mal bei Constantini bedanken"

Das Karriere-Highlight als Fußballer mag einigen bereits im Teenager-Alter vergönnt sein - Erfolge, wie sie Dragovic im weiteren Verlauf seiner Laufbahn feiern durfte, definitiv nicht. Fünf Meistertitel konnte der 25-Jährige unter anderem bereits erringen, drei in der Schweiz, zwei in der Ukraine.

Dieser 6. Juni 2009 sticht in der Biographie des Innenverteidigers dennoch heraus, schließlich war es auch die Geburtsstunde des ÖFB-Teamspielers Aleksandar D. Damals erkrankte Sebastian Prödl im Vorfeld der Partie. Didi Constantini entschied sich, in Spiel zwei seiner Teamchef-Ära - für viele blieb es bis zum Schluss das beste - seinen Youngster ins kalte Wasser zu werfen.

"Ich bin von meinem Opa als Roter-Stern-Fan erzogen worden und dann auch noch in diesem Stadion das Debüt. Wenn ich es mir hätte wünschen können, es hätte kein schöneres Debüt geben können."

Aleksandar Dragovic

"Ich kann mich nur 1000 Mal bei Constantini bedanken, dass er mich eingesetzt hat. Das wird mir ewig in Erinnerung bleiben", sagt Dragovic mit gut sieben Jahren Abstand, "ich bin von meinem Opa als Roter-Stern-Fan erzogen worden und dann auch noch in diesem Stadion das Debüt. Wenn ich es mir hätte wünschen können, es hätte kein schöneres Debüt geben können. Doch, natürlich wenn wir gewonnen hätten."

Mit 0:1 musste sich Österreich damals im Stadion Rajko Mitic - oder "Marakana", wie es im Volksmund heißt - geschlagen geben. Eine Niederlage, die aufgrund der rot-weiß-roten Leistung dennoch weitestgehend positiv besprochen wurde.

Reifer und erwachsener

Im Jahr 2016 haben sich die Zeiten geändert. Eine Pleite in Serbien würde sich in Fußball-Österreich nicht mehr als Erfolg verkaufen lassen, dafür haben sich Dragovic und die Generation rund um ihn zu sehr weiterentwickelt.

Die ÖFB-Startelf aus dem Gastspiel in Belgrad im Jahr 2009

Dies ändert wenig daran, dass die Reise nach Belgrad für den Abwehrspieler eine emotionale ist, wenngleich gleichzeitig natürlich ein Business-Trip wie schon so viele in seiner ÖFB-Karriere:

"Natürlich sind Emotionen da, weil es das Heimatland meiner Familie ist. Aber man kann auch nur drei Punkte holen, so wie in jedem anderen Spiel. Aber natürlich ist es für Marko Arnautovic und mich ein spezielleres Spiel."

Außerdem seien seit seinem Einstand im "Marakana" 50 Länderspiele vergangen: "Ich bin reifer und erwachsener geworden. Natürlich freue ich mich, aber ich fokussiere mich darauf, dass wir so wie gegen Wales eine gute Mannschaftsleistung abrufen."

Familien-Unterstützung? "Leider helfen alle zu Serbien"

Ganz ausblenden kann Dragovic die eigenen Wurzeln bei aller Konzentration freilich nicht. Medial ist er im Vorfeld dieses Duells naturgemäß ein gefragter Mann, genau wie im Familien- und Freundeskreis.

"Ich habe am Freitag mit vielen in Serbien telefoniert. Leider Gottes helfen sie alle zu Serbien. Ich glaube, wirklich nur meine Familie, meine Oma und mein Opa, werden zu mir halten. Da werden wir in Unterzahl sein", schmunzelt der 25-Jährige, der ebenso wie Arnautovic angekündigt hat, im Fall der Fälle auf einen Torjubel verzichten zu wollen. 

Wobei Dragovic selbst festhält, dass die Chance auf einen Treffer seinerseits ohnehin eher gering ist. Nach 51 Länderspielen ist der verwandelte Elfmeter gegen Brasilien nach wie vor sein einziger Treffer, bei der EURO gegen Island scheiterte er mit seinem Penalty.

"Es passiert nicht jeden Tag, dass ich ein Tor mache, aber wenn werde ich mich innerlich freuen. Aus Respekt vor Serbien würde sich der Jubel in Grenzen halten."

"Meiner Meinung nach ist Serbien der Favorit"

Am 6. Juni 2009 glich das "Marakana" einem Hexenkessel, 50.000 Fans sorgten für Stimmung. Als übertrieben friedfertig stellte sich das serbische Publikum dabei mitunter nicht heraus. Dies könnte diesmal anders sein. Beim 2:2 beim WM-Quali-Auftakt gegen Irland verirrten sich nur 10.000 Anhänger ins Stadion.

Dragovic fällt es schwer, abzuschätzen, wie der Publikums-Zuspruch diesmal sein wird: "Man muss gucken, wie viele Zuschauer diesmal kommen. Ich glaube, es sind noch nicht so viele Tickets verkauft worden. Die Serben sind in der Vergangenheit sehr in der Kritik gestanden, aber mit dem 3:0 auswärts in Moldawien haben sie bewiesen, dass sie eine sehr starke Truppe haben. Meiner Meinung nach sind sie am Sonntag auch der Favorit. Wir müssen alles in die Waagschale werfen, damit wir ein gutes Spiel abliefern und ein gutes Resultat abrufen." 

"Man weiß ja, wie die Serben sind. Wenn es nicht gleich läuft, drehen sie leicht durch, schimpfen den Schiedsrichter oder die Fans werden laut und pfeifen."

Aleksandar Dragovic

Für den Innenverteidiger war das Kräftemessen mit Wales "ein guter Test", da Serbien ebenfalls mit einer Dreierkette in der Abwehr auflaufen würde: "Aber die Serben sind sicherlich spielerisch stärker als die Waliser."

Eine Chance sieht Dragovic jedoch im mentalen Faktor, wenn Östereich gut dagegen hält: "Man weiß ja, wie die Serben sind. Wenn es nicht gleich läuft, drehen sie leicht durch, schimpfen den Schiedsrichter oder die Fans werden laut und pfeifen. Das Wichtigste ist: Wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Egal, was ist. Wir müssen einfach über 90 Minuten unser Spiel machen."

"Es wäre super, wenn wir Erster werden und sie Zweiter"

Dann könnte die Dienstreise nach Belgrad eine erfolgreiche werden. Privat ist die Abwehrkraft "hin und wieder mal da, weil meine Familie hier ist. Aber es ist nicht so, dass ich jedes Jahr zwei Mal hinfliege. Es hat Phasen gegeben, wo ich zwei, drei Jahre nicht hier war. Jetzt war ich zwei Mal in einem Jahr in Belgrad. Es ist ganz unterschiedlich."

Im Idealfall könnte Dragovic bei einem Besuch im Herbst 2017 die WM-Teilnahme von Österreich und Serbien feiern, das wäre zumindest im Hinblick auf den Familienfrieden sein Wunschszenario:

"Ich wünsche Serbien alles Gute in der Quali, aber gegen uns hoffe ich, dass sie einen schlechten Tag erwischen, das ist ganz klar. Da hoffe ich auf unsere Stärke und zähle auf Österreich. Es wäre super, wenn wir Erster werden und sie Zweiter."

Wie auch immer. Der 9. Oktober 2016 soll ein ähnlich erinnerungswürdiges Datum wie der 6. Juni 2009 werden. Nur mit besserem Resultat aus rot-weiß-roter Sicht.

Peter Altmann


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Die ÖFB-Fans lieben Arnautovic:



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