Marcel Koller kann mit dem Vorwurf, beim 0:1 in Wales nicht richtig auf die Systemumstellung des Gegners reagiert zu haben, wenig anfangen.
Laut Meinung des ÖFB-Teamchefs lag die Niederlage weniger daran, dass man keine Antwort auf den Switch seines Gegenübers Chris Coleman auf ein 4-4-1-1 gefunden habe, sondern viel mehr an Unzulänglichkeiten im eigenen Spiel.
"Wir haben auch gesehen, dass der Gegner das System gewechselt hat, aber wir haben in der zweiten Hälfte nicht mehr das gespielt, was wir erste Halbzeit gespielt haben", moniert der Schweizer, ehe er ins Detail geht.
Koller über seine Zukunft:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Kollers Kritikpunkte
"Wir sind dann in der Vertikalen zu weit auseinandergestanden, haben nicht mehr versucht, den Gegner kurz vor der Mittellinie zu stören, waren nicht mehr kompakt genug. Speziell in der zweiten Halbzeit hatten wir unzählige Fehlpässe drinnen - da haben wir Risiko genommen, was ich ja möchte, aber man muss halt schon auch abschätzen: Wenn du jedes Mal den Ball verlierst, musst du auch jedes Mal wieder hinterherrennen. Wir haben manchmal zu viel Risiko genommen, wenn der einfache Pass zum Mitspieler möglich gewesen wäre. Da haben wir nicht die nötige Balance zwischen Risiko und Präzision gefunden", schildert Koller.
Innerhalb des ÖFB-Lagers gab es Lob, dass Österreich mit einem guten Matchplan in diese Schnittpartie gegangen sei. So meinte etwa Sportdirektor Willi Ruttensteiner zu den ersten 45 Minuten in Cardiff:
"Wir haben meiner Meinung nach gut vorbereitet begonnen. Die Mannschaft hat totale Präsenz gezeigt, Selbstvertrauen, kein Spieler hat sich versteckt, im Positionsspiel haben wir den Ball wirklich kontrolliert. Meiner Meinung nach haben wir in der ersten Halbzeit das Spiel wirklich kontrolliert."
Ruttensteiner lobt Coleman
"Dann muss man sagen, dass der walisische Teamchef genau das gemacht hat, was ein sehr guter Trainer macht. Er hat nämlich gesehen, dass wir die Räume vor allem auf den Seiten sehr gut nutzen, dass wir dort vor allem über Marko Arnautovic immer wieder sehr gefährlich geworden sind. Also hat er umgestellt und diese Umstellung hat den Spielverlauf einfach verändert. Wales ist damit besser ins Spiel gekommen, das hat sich im Laufe der zweiten Halbzeit gesteigert und wir haben mit einem dummen Gegentor verloren", kommt auch Ruttensteiner nicht umhin, Coleman zu seinem Schachzug zu gratulieren.
Während sich laut Koller kein taktischer Fehler eingeschlichen hat, deutete er schon unmittelbar nach dem Spiel an, dass er hinterfragen würde, was er selbst hätte besser machen können.
Nach dem Spiel ist man immer schlauer
Am Montag konkretisierte er, dass er sich nach Niederlagen diverse Fragen stellen würde: "Hätte ich einem Spieler noch etwas mitgeben können? Hätte ich vielleicht anders aufstellen müssen? Hätte ich in der Halbzeitpause nicht ruhig, sondern laut sein müssen? Hätte ich den einen oder anderen vielleicht anschreien sollen? Das sind die Dinge, die man überlegt. Wir wissen aber nicht, ob es dann auch eine Änderung gebracht hätte."
Um das große Ganze, was schief gelaufen sei, durchzudenken, sei bisher zu wenig Zeit gewesen. Laut Koller sei es für die Öffentlichkeit immer leicht, Entscheidungen zu kritisieren. Treffen müsse er sie: "Nach dem Spiel bin ich auch so gescheit und weiß: Okay, das war die falsche Entscheidung. Nach dem Spiel bist du immer schlauer."