Tomas Simkovic ist derzeit Österreichs einziger Legionär in Lettland.
Und am Freitagabend trifft das ÖFB-Team in der EM-Qualifikation auf die Letten (20:45 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker). Es lohnt sich daher, mit dem 32-Jährigen über seinen eigenen sportlichen Lebenslauf zu sprechen.
2012/13 stand der Mittelfeldspieler auf dem Weg zum Meistertitel 28 Mal für den FK Austria Wien auf dem Platz (drei Tore/fünf Assists). In den vergangenen Jahren profilierte er sich als "Weltenbummler".
Nach Stationen in Kasachstan und Litauen heuerte er im Februar bei Rigas FS, dem aktuellen Tabellen-Zweiten der lettischen Liga, an.
Im LAOLA1-Interview erzählt er von seiner Zeit im Ausland, den Vorzügen der Baltikum-Staaten und den Wunsch einer Rückkehr nach Österreich.
LAOLA1: Am Freitag trifft das ÖFB-Nationalteam auf Lettland, du bist Österreichs einziger Legionär in Lettland. Wie ergeht es dir dort?
Tomas Simkovic: Ich habe mich in Riga sehr gut eingelebt. Meine Familie ist auch hier. Mein Sohn geht jetzt in eine deutsche Schule und meine Tochter besucht einen deutschen Kindergarten. Das hilft mir auch sehr. Ich habe im Vorjahr in Wilna gespielt, wo wir den Cup geholt haben und ich auch die meisten Torbeteiligungen der Mannschaft hatte. Dadurch war der Übergang jetzt nicht so schwer, da ich im Endeffekt nur vier Stunden von hier entfernt gelebt habe. Riga ist auch eine sehr coole Stadt. Das baltische Meer ist nicht weit entfernt von hier. Da ist es im Sommer sehr schön.
LAOLA1: Du hast ja auch lange in Wien gespielt. Welche Stadt findest du schöner: Wien oder Riga?
Simkovic: Naja, Österreich ist halt doch meine Heimat. Ich wohne ja auch nicht weit von Wien entfernt. Deswegen wird Wien für mich immer die Nummer 1 bleiben. Aber danach kommt gleich Riga. Das ist wirklich auch eine coole Stadt, die oft unterschätzt wird.
"Die Vereinsführenden in Österreich stehen den Ligen in dieser Gegend eher skeptisch gegenüber. Da sind viele meiner Meinung nach nicht offen genug. Ich vermute, sie denken, nur weil du jetzt in Lettland, Litauen oder Kasachstan spielst, hast du das Kicken verlernt."
LAOLA1: Kommen wir zum Sportlichen: Wie zufrieden fällt dein Zwischenfazit aus? Immerhin bist du Topscorer der Liga.
Simkovic: Sportlich läuft es gut. Es wäre cool, wenn wir den lettischen Cup gewinnen könnten. In der Meisterschaft sind wir Zweiter. Den Titel zu holen, wird schwer werden. Aber bis jetzt war es eigentlich eine gute Saison, gerade für so einen jungen Klub.
LAOLA1: Bevor du zu Riga gewechselt bist, hast du gesagt, dass du dir eine Rückkehr nach Österreich durchaus vorstellen kannst. Gab es im Winter auch konkrete Angebote aus Österreich?
Simkovic: Stimmt, vor allem wegen der Familie wollte ich das gerne machen. Bis auf Wiener Neustadt gab es aber kein konkretes Angebot. Das hab ich dann - aus heutiger Sicht zum Glück - nicht gemacht. Nach Österreich zurückzukommen, ist aber definitiv ein Ziel von mir in der nächsten Zeit. Schauen wir mal, ob das in der näheren Zukunft mal klappt.
LAOLA1: Worauf führst du zurück, dass weitere Angebote ausblieben?
Simkovic: Diesbezüglich ist es schon ein großes Problem, dass die Vereinsführenden in Österreich den Ligen in dieser Gegend eher skeptisch gegenüber stehen. Da sind viele meiner Meinung nach nicht offen genug. Ich vermute, sie denken, nur weil du jetzt in Lettland, Litauen oder Kasachstan spielst, hast du das Kicken verlernt. Aber es gibt auch hier Mannschaften mit Qualität, und die Liga ist sicher besser, als viele denken. Ich finde, diese Leute sollten dem Ganzen hier ein bisschen positiver gegenüber stehen, denn das Kicken habe ich hier sicher nicht verlernt. Im Gegenteil.
LAOLA1: Verfolgst du die österreichische Bundesliga noch?
Simkovic: Ja klar. Ich habe ja auch noch viele Bekannte und Freunde in der Liga. Ich habe auch bis heute ein sehr gutes Verhältnis zu Peter Stöger. Ich schätze ihn sehr als Trainer beziehungsweise als sportlichen Leiter und genauso sehr als Mensch. Was er in den letzten Jahren geleistet hat, ist schon unglaublich. Ich habe mich auch sehr gefreut, als er bei der Austria vorgestellt wurde. Ich denke, dass er den Klub wieder in erfolgreichere Zeiten führen kann. Mit Michael Madl und dem „Grüni“ (Alexander Grünwald) habe ich auch noch öfters Kontakt. Gerade Michi ist ein guter Freund von mir.
"Ich bin schon der Meinung, dass ich der Austria mit meiner Erfahrung durchaus weiterhelfen könnte. Ich könnte sicher in der Offensive gewisse Akzente setzen und auch ab und zu einen Pass spielen, den keiner erwartet."
LAOLA1: Dein Ex-Klub, die Wiener Austria, hatte einen schwierigen Start in die neue Saison. Glaubst du, dass du der Austria in dieser Phase weiterhelfen könntest?
Simkovic: Ich verfolge die Austria sowieso immer, gerade weil ich dort auch große Erfolge feiern durfte. Wir hatten damals schon eine tolle Mannschaft und sind auch die erfolgreichste Austria-Mannschaft der jüngeren Vergangenheit. Ich bin schon der Meinung, dass ich der Austria mit meiner Erfahrung durchaus weiterhelfen könnte. Ich könnte sicher in der Offensive gewisse Akzente setzen und auch ab und zu einen Pass spielen, den keiner erwartet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich hier und da helfen könnte. Ich denke auch, dass ich damals zum Meistertitel nicht wenig beigetragen habe. Es wäre auf jeden Fall cool, wieder nach Hause zu kommen. Das steht außer Frage. Aber das liegt halt leider nicht in meinen Händen.
LAOLA1: Du bist seit dem Wechsel ins Ausland sehr viel herumgekommen. Du hast in Kasachstan, Litauen und Lettland gespielt. Gibt es etwas, das dich besonders geprägt hat oder eine spezielle Erinnerung, die du nie vergessen wirst?
Simkovic: Ich habe auf jeden Fall schon viel gesehen. Der Cuptitel in Litauen mit Zalgiris Vilnius ist mir auf jeden Fall besonders in Erinnerung geblieben. Auch in Kasachstan habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Dort sieht man das Leben auch ein bisschen aus einer anderen Perspektive. Mit Aktobe haben wir damals den Klassenerhalt geschafft. Da bin ich cirka zur Hälfte der Saison zum Team gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Mannschaft nur sechs Punkte auf dem Konto und war Letzter. Zum Schluss haben wir dann noch souverän die Klasse gehalten. Bei Tobol Kostanay, wo ich zum Schluss auch Kapitän war, hatte ich vier wunderschöne Jahre. Dort hatten wir zwar nicht den größten sportlichen Erfolg, aber für mich persönlich war es eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich war immer einer der besten Scorer im Team, und in meiner letzten Saison wurde ich von den Fans zum Spieler der Saison gewählt. Da hab ich mich sehr geehrt gefühlt. Ich muss sagen, dass ich von meinen bisherigen Stationen nur gute Erinnerungen habe. Es waren sehr schöne Jahre im Ausland.
LAOLA1: Die Saison in Lettland dauert nicht mehr lange. Wie geht es danach weiter?
Simkovic: Ich habe hier noch Vertrag bis November 2020. Ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis zur Vereinsführung, was ja auch immer sehr wichtig ist. Also mal sehen, was sich so tut. Der Verein weiß aber auch, dass ich vor allem einer Rückkehr in die Heimat immer sehr offen gegenüber stehe. Ich denke, falls diesbezüglich wirklich ein Angebot kommen würde, gäbe es von der Vereinsführung auch keine Probleme.