"Vor dem Spiel hätte wohl keiner gedacht, dass Xaver Schlager und Valentino Lazaro die Torschützen sein werden", schmunzelt Lazaro.
Nach dem Schlusspfiff des 2:1-Siegs von Österreich beim abschließenden Nations-League-Match in Nordirland hat der Hertha-BSC-Legionär angesichts seines Geniestreichs in der Nachspielzeit gut lachen.
Während der Partie hatte er weniger Grund zum Lachen. Die Frage, wie er mit seiner eigenen Leistung in den 90 Minuten davor zufrieden war, beantwortet der 22-Jährige ohne lange um den heißen Brei herumzureden:
"Gar nicht! Das sage ich auch ganz ehrlich. Es gibt einfach so Spiele, in die man nicht gut reinfindet."
Lazaros Traumtor im VIDEO:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Dankbar, dass Foda ihn nicht ausgewechselt hat
Also galt sein Dank besonders Teamchef Franco Foda, dass der ihn in der Schlussphase überhaupt noch am Feld mitwirken ließ, sodass er im 19. Länderspiel sein erstes Tor für Österreich erzielen konnte:
"Das Tor ist für mich etwas Besonderes. Mich freut es, dass ich der Mannschaft geholfen habe, das Länderspiel-Jahr positiv abzuschließen. Dafür hat jeder gekämpft, auch wenn es spielerisch nicht bei jedem geklappt hat - auch bei mir nicht. Deswegen bin ich dem Trainer auch dankbar, dass er mir bis zum Schluss das Vertrauen geschenkt und mich am Platz gelassen hat. So konnte ich meine eigene Leistung mit so einer Aktion noch aufrunden."
Rochade mit Alaba hilft
Letztlich rettete er seinen wenig gelungenen Arbeitstag auf die beste Art und Weise, doch auch vor seinem Treffer versuchte er, sich möglichst sinnstiftend einzubringen, wenn er schon seine spielerischen Stärken nicht ausspielen konnte:
"An manchen Tagen läuft es wirklich gar nicht. Zumindest habe ich das persönlich so empfunden. Aber ich habe nicht aufgegeben und immer wieder probiert, irgendwie Akzente zu setzen und den Gegner wenigstens zu stören."
"Ich wollte einfach gegen den Ball kämpfen und die Grund-Tugenden wie laufen und beißen reinbringen. An manchen Tagen läuft es wirklich gar nicht. Zumindest habe ich das persönlich so empfunden. Aber ich habe nicht aufgegeben und immer wieder probiert, irgendwie Akzente zu setzen und den Gegner wenigstens zu stören."
In den letzten 15 Spielminuten habe er dann auch ganz gute Bälle bekommen. "Das war dann auf der linken Seite, wo ich dann das erste Mal das Gefühl hatte, ich bin spielerisch mit eingebunden. Ich bin froh, dass mich dann Marko Arnautovic in der letzten Minute so überragend sieht, dass ich ihn reinmachen kann", freut sich der Steirer.
Mitte der zweiten Halbzeit haben David Alaba und Lazaro die Seite getauscht, der Hertha-Kicker agierte fortan am linken Flügel: "Wir haben uns gesagt, wir wollen in die Mitte dribbeln und vielleicht zum Abschluss kommen. Das hat dann ganz gut funktioniert. David hatte ein, zwei Abschlüsse, ich konnte auch noch ein, zwei gefährliche Bälle in den Sechzehner spielen - und dann das Tor."
Foda hatte das richtige Gefühl
Dieser Positionstausch war eine proaktive Entscheidung der beiden Spieler und beruhte nicht auf eine Anordnung von Foda, wie dieser zu Protokoll gibt:
"Ich sage immer, vorne haben die Jungs alle Freiheiten, können auch selbst agieren. Sie haben dann selbst die Position gewechselt. Das war gut, denn sie haben dann auch beide über ihre Seiten mit Tempo-Dribblings nach innen Situationen kreieren können. Das war sehr positiv. Wichtig ist, wenn getauscht wird, nur, dass wir in der Defensive dann auch die Positionen besetzen und wir eine gute Aufteilung im Spiel gegen den Ball haben. Aber sie können selbst entscheiden - alle drei Spieler vorne können alle Positionen besetzen. Auch Xaver kann links oder rechts spielen, Tino hat auch schon auf der Zehn gespielt. Sie haben alle Möglichkeiten und dann irgendwann in der zweiten Halbzeit so entschieden."
"Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Spieler, die gerade am Platz sind, noch mal irgendetwas bewegen können. Gott sei Dank ist das dann auch aufgegangen."
Dass Lazaro über links ein wenig besser zur Geltung kam, hat vermutlich in die Entscheidung des Teamchefs reingespielt, ihn nicht auszuwechseln - letztlich war es aber wohl schlichtweg das richtige Bauchgefühl von Foda:
"Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich am Ende der Partie nicht mehr wechsle, weil wir gut im Spiel waren, einen guten Flow hatten. Die Mannschaft hat sich gute Möglichkeiten erarbeitet. Tino war schon zwei, drei Mal in einer aussichtsreichen Position, da hatte er jedoch eine schlechte Ballannahme und -mitnahme. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Spieler, die gerade am Platz sind, noch mal irgendetwas bewegen können. Gott sei Dank ist das dann auch aufgegangen."
Erstem Scorer-Punkt im Nationalteam hinterhergelaufen
Für Lazaro war es übrigens nicht nur das erste Länderspiel-Tor, sondern überhaupt der erste Scorer-Punkt im ÖFB-Dress. Selbigem ist er in der jüngeren Vergangenheit schon ein wenig hinterhergelaufen, schließlich werden Offensivkräfte auch daran gemessen.
Dass viereinhalb Jahre, nachdem er als 18-Jähriger sein A-Team-Debüt gefeiert hat, nun der Bann endlich gebrochen ist, sorgt logischerweise für Erleichterung:
"Am Anfang macht man sich nicht so viel Druck. Als junger Spieler war ich einfach froh, dabei zu sein, da hatte ich viele Kurzeinsätze. Als es dann angefangen hat, dass ich mehr von Beginn an spiele, habe ich mir schon vorgenommen, dass ich zu scoren anfangen möchte. Ich bin froh, dass es jetzt in einem Spiel, in dem ich nicht so gut gespielt habe, geklappt hat. Es ist besser so, als man rackert sich die nächsten zehn Spiele den Arsch ab, macht wirklich gute Partien, aber es schaut dann gar nichts raus. Solche Tage soll's auch geben. Ich nehme das so mit und bin froh übers Tor."
Versöhnlicher Schlusspunkt
In einer Woche, in der viel über die ÖFB-Torflaute und die mangelnde Effizienz des Nationalteams debattiert wurde, ist so ein Last-Minute-Traumtor quasi auch ein versöhnlicher Schlusspunkt. Ob solch ein Treffer auch gewisse Blockaden lösen könne?
"Auf jeden Fall", glaubt Lazaro und grinst: "Aber ich denke, es wäre gut gewesen, wenn er schon früher reingefallen wäre, denn dann hätten wir uns in diesem Spiel leichter getan. Aber es ist ein positiver Abschluss des Länderspiel-Jahres. Jetzt freuen wir uns auf unsere Aufgaben in den Vereinen und können im neuen Jahr wieder voll angreifen."