Ganz hat Ralf Rangnick Österreichs ideale taktische Grundausrichtung noch nicht gefunden.
Nachdem der Deutsche bereits in seinen ersten Spielen an der ÖFB-Seitenlinie mit verschiedenen Formationen herumexperimentierte, musste er beim Auftakt in die EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan (Spielbericht>>>) schon nach wenigen Minuten das System umstellen.
Rangnick von aserischer Spieleröffnung überrascht
Nachdem die ÖFB-Elf mit einem hochpressenden 4-2-2-2 in die Partie in der Raiffeisen Arena Linz und dabei relativ zahnlos zu Werke ging, stellte Rangnick nach 20 Minuten auf ein 4-3-3 um. Auf der Pressekonferenz nach der Partie klärt er über die Hintergründe dazu auf:
"Wir haben in einer 4-2-2-2-Formation begonnen und wollten eigentlich sehr hoch anlaufen. Aber dadurch, dass der Gegner immer sehr früh den langen Ball geschlagen hat, waren wir im zentralen Mittelfeld in Unterzahl. Nach der Umstellung wurde das deutlich besser", führt der 64-jährige aus.
Bei der Gegnerbeobachtung im Vorfeld der Partie habe er Aseris gesehen, die stets versucht haben, sich spielerisch aus der eigenen Hälfte zu kombinieren. In der Stahlstadt agierte die Elf von Coach Gianni De Biasi plötzlich nur mehr mit hohen Bällen.
"Die ersten 20 Minuten waren zäh"
Die Pressingversuche der ÖFB-Stürmer Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner gegen Aserbaidschans Innenverteidiger gingen deshalb meist ins Leere, Österreich verlor immer wieder Luftduelle im Mittelfeld und lief in den ersten 20 Minuten so in die ein oder andere durchaus heikle Situation.
"Die ersten 20 Minuten waren zäh. Wir waren nicht wirklich im Spiel, hatten nicht so richtig Zugriff. Nach der Umstellung hatten wir zu jeder Zeit Kontrolle über das Spiel. Das Gegentor war ein kleiner Schönheitsfehler, weil wir unbedingt zu null spielen wollten, aber insgesamt war das ein überzeugender Auftritt. So müssen wir weiter machen", so das schlussendlich durchaus zufriedene Teamchef-Fazit.
Auch der Umstand, dass das ÖFB-Team über 90 Minuten hungrig blieb und gerne einen noch höheren Sieg eingefahren hätte, freut Rangnick ungemein.
Rangnick über Belgien-Gala: "Das zeugt von Qualität"
Aber auch ein 4:1 reichte schlussendlich, um sich zum ersten Tabellenführer der EM-Quali-Gruppe-F zu küren. Das ÖFB-Team führt die Gruppe nach Spieltag eins vor Belgien an.
Die "Roten Teufel" meldeten sich im ersten Spiel unter Neo-Teamchef Domenico Tedesco mit einem eindrucksvollen 3:0 bei Schweden nach einer völlig missglückten WM in Katar zurück, müssen sich aber zunächst mit Gruppenrang zwei begnügen, da sie einen Treffer weniger als das ÖFB-Team erzielt haben.
Ein Ergebnis, vor dem Rangnick nur den Hut ziehen kann: "Dass bei Belgien ein Umbruch nach dem WM-Ausscheiden in der Gruppenphase ansteht, war klar. Dass sie eine Topmannschaft haben, ist aber auch klar. Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber wenn du in Stockholm mit 3:0 gewinnst, zeugt das schon von Qualität."
Am 17. Juni darf sich Rangnick beim Auswärtsspiel in Belgien selbst ein Bild der "Roten Teufel" und ihrer Qualität machen. Spätestens dann sollte der "Fußball-Professor" Österreichs ideales Spielsystem endgültig ausgetüftelt haben...