Aserbaidschan Aserbaidschan AZE
Österreich Österreich AUT
Endstand
0:1
0:0, 0:1
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Wie EURO-reif ist das Nationalteam bereits?

Bei einer EM können viele Bereiche auf und abseits des Rasens eine Rolle spielen. Eine Bestandsaufnahme, wo das das ÖFB-Team gut dasteht und wo Arbeit wartet.

Wie EURO-reif ist das Nationalteam bereits? Foto: © GEPA

Wie EM-reif ist Österreich bereits?

Im Fußball kann es bekanntlich sehr schnell gehen - in beide Richtungen. Aber gerade auf Nationalmannschaftsebene sind die Entwicklungen oftmals langerfristiger als im Vereins-Fußball.

Mit dem 1:0-Sieg in Aserbaidschan hat ein stark dezimiertes ÖFB-Team das Ticket für die EURO 2024 gelöst.

Grund genug für eine aktuelle Bestandsaufnahme in diversen Bereichen.

DIE INTERNE STIMMUNG:

Diesbezüglich könnte die Europameisterschaft morgen losgehen. Erfolg verbindet und so glaubhaft gut war die Stimmung im Nationalteam schon länger nicht mehr.

Rangnick geht beinahe das Herz auf, wenn er vom außergewöhnlichen Umgang seiner Jungs untereinander berichtet. "Wir sind wirklich eine Familie", bringt es Maximilian Wöber auf den Punkt.

Der Teamchef investiert ziemlich viel Hirnschmalz in das Thema Teambuilding, weil er genau weiß, dass beispielsweise taktische Elemente zwar wichtig sind, aber gerade auf Nationalteam-Ebene eine gute Stimmung den Unterschied ausmachen kann.

Es wird ganz entscheidend, ob es gelingt, dieses Miteinander zu bewahren. Ein Blick in den Rückspiegel auf vergangene Turnier-Teilnahmen zeigt, dass dies mitunter gar nicht so einfach ist.

Dass sich der aktuelle ÖFB-Kern schon viele Jahre kennt und auch mag, sollte jedoch helfen.

 

DIE EXTERNE STIMMUNG - Teil 1:

Man muss sich keine Sorgen machen, dass das Nationalteam in Deutschland zu wenig Unterstützung haben wird. Christoph Baumgartner spricht wohl nicht umsonst von einer Heim-EURO.

Die Stimmungslage in Fußball-Österreich wirkt abgeklärter als etwa 2016. Wobei es kein Fehler ist, wenn die Euphorie nicht eine blinde wird.

Weniger Aufgeregtheit als vor der EURO 2021 ist indes kaum möglich. Insofern ist das Stimmungsparameter gerade im grünen Bereich.

Die Abschieds-Choreo der "Hurricanes"
Foto: © GEPA

DIE EXTERNE STIMMUNG - Teil 2:

Blicken wir auf den harten Kern der ÖFB-Fans. Dass sogar nach Baku 400 Anhänger mitgereist sind, spricht für sich.

"Ich weiß gar nicht, ob es aus Österreich einen Direktflug gibt. Es ist jedenfalls nicht die chilligste Reise, wenn man vier Stunden 20 Minuten im Flieger sitzt", zieht Konrad Laimer den Hut, "deswegen ein großes Kompliment und Danke der Mannschaft."

Die Stimmung beim Heimspiel gegen Belgien war mitunter großartig. Auch weil mit den "Hurricanes" ein führender Fanclub noch einmal richtig Gas gab, nun aber wegen zu geringer Wertschätzung aufhört. Das stimmt nachdenklich. Der Umgang mit den eigenen Fans ist eine Thematik, die im März schon einmal akut war.

Es wäre schade, sollte diesem Thema nach wie vor nicht genügend Wichtigkeit beigemessen werden. Das wäre eine unnötige Baustelle. Auch im Hinblick auf die EURO. Dass genügend Fans in den Stadien dabei sein wollen, steht außer Frage. Gut wäre halt, wenn sich so viele wie möglich auch für die Stimmung verantwortlich fühlen.

 

DIE BREITE IM KADER:

Hier muss man differenzieren. Einerseits ist beachtlich, wie die jüngste Personalmisere kompensiert werden konnte. Dies spricht dafür, dass in Sachen Qualitäts-Dichte schon einiges weiter gegangen ist.

Andererseits muss man schon auch ehrlich sein: Dass die "zweite Reihe" nicht gänzlich in die Bresche springen kann, haben die letzten Länderspiele schon auch recht deutlich gezeigt.

"Wir haben natürlich nicht die gleiche Breite wie Nationen wie Frankreich, Spanien oder auch Belgien", gibt auch Rangnick zu und schlussfolgert im Hinblick auf die EURO:

"Wenn wir einigermaßen alle Spieler zur Verfügung haben, haben wir eine Mannschaft, von der ich glaube, dass wir in Deutschland richtig aufzeigen können."

Ausfälle können auch bei einem Turnier jederzeit vorkommen. In Sachen Breite sind also schon noch einige Meter zu gehen, vielleicht mehr, als man noch vor einigen Wochen und Monaten geglaubt hat.

Dass gerade bei diesem Lehrgang diverse Akteure ins kalte Wasser geworfen wurden, von den Debütanten Samson Baidoo und Manprit Sarkaria, bis hin zu Alexander Prass, Romano Schmid oder Muhammed Cham, könnte mittelfristig helfen. Nationalteam-Routine ist bekanntlich wichtig, die bekommt man aber eben nur mit der Zeit und mit Einsätzen.

Nicolas Seiwald springt als Rechtsverteidiger ein
Foto: © GEPA

PROBLEM-POSITIONEN:

Dieser Lehrgang hat in Erinnerung gerufen, wie brenzlig die Außenverteidiger-Situation wirklich ist. Dies ist eine Problematik, die sich bis zur EURO womöglich nicht so einfach lösen lässt.

So gesehen kann man nur hoffen, dass jene Optionen, die sich in der Vergangenheit als tauglich erwiesen haben, bei der EURO zur Verfügung stehen. Dass Nicolas Seiwald (rechts) und Xaver Schlager (zweite Halbzeit in Aserbaidschan links) im Fall der Fälle einspringen könnten, ist wenigstens gut zu wissen.

Auch im Angriff wird es notwendig sein, dass Marko Arnautovic, Michael Gregoritsch und Sasa Kalajdzic fit und in Form sind. Ein Personalmanöver wie jenes mit Guido Burgstaller machte diesmal Sinn, ist aber natürlich nur wenig zukunftsträchtig.

"Ich habe schon zu Beginn meiner Amtszeit gesagt, dass es Positionen gibt, auf denen wir ausreichend Qualität haben und wir auch den einen oder anderen Ausfall verschmerzen können, dass es aber auch Positionen gibt, wo das weniger der Fall ist", sagt Rangnick, weist jedoch im selben Atemzug darauf hin, dass es normalerweise nicht passiert, dass alle Optionen gleichzeitig ausfallen.

 

EINE PROBLEM-POSITION A.D.

Eine erfreuliche Entwicklung seit dem Juni ist, dass derzeit keine Torhüter-Debatte geführt werden muss.

Dies heißt natürlich nicht, dass dies bis zum EURO-Start nicht wieder Thema wird, denn in Wahrheit keimt diese Thematik seit zu vielen Jahren zu regelmäßig auf.

Aber Stand jetzt ist das Nationalteam bei Alexander Schlager in guten Händen.

 

DER STAFF:

Es lässt sich das Zwischenfazit ziehen, dass die Bestellung von Ralf Rangnick zum Teamchef die gewünschte Wirkung erzielt hat.

Der 65-Jährige arbeitet allerdings nicht alleine am Produkt Nationalteam, sowohl auf wie auch abseits des Platzes. Nachdem der Chefcoach auch in diesem Bereich mutmaßlich wenig dem Zufall überlässt, ist hier EURO-Reife zu attestieren. Beziehungsweise ließe sich im Fall der Fälle noch nachjustieren.

Bei vergangenen Turnieren soll es mitunter vorgekommen sein, dass die EM-Prämien-Verhandlungen für Staffmitarbeiter nicht übertrieben glücklich ausgegangen sind, was wiederum indirekten Einfluss auf die Stimmungslage gehabt haben könnte.

Es ist anzunehmen, dass alle Beteiligten, vor allem natürlich die ÖFB-Spitze, diese Naivität abgelegt haben.

Unter Mitterdorfer gibt es derzeit keinen öffentlichen Streit
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DER ÖFB UND SEINE BOSSE:

Noch sind die letzten - und in aller Regelmäßigkeit auftretenden - Turbulenzen nicht lange genug her, um schon ein gefestigtes Vertrauen in die Führungsriege des ÖFB zu haben.

Man muss Präsident Klaus Mitterdorfer jedoch konstatieren, dass er den Fußballbund bislang sehr ausgleichend und verbindend führt.

Dies heißt nicht, dass alles gut sein muss zwischen all den Streithanseln, aber derzeit wird nicht öffentlich gestritten - und das ist ja schon was.

Gut wäre, wenn dies bis zur EURO (und noch besser darüber hinaus) so bliebe. Denn dies ist die allerletzte Ablenkung, die es braucht.

So schön jubelt das ÖFB-Team über die geschaffte EM-Quali


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