188 Minuten dauert bislang die Pflichtspiel-Karriere von Yusuf Demir beim FC Barcelona.
Den bislang emotionalsten Moment erlebte er jedoch bereits in der Vorbereitung, als er im Test gegen den VfB Stuttgart erstmals für den Traditionsklub netzte:
"Mein erstes Tor für Barcelona war einfach ein unglaubliches Gefühl. Es war ein Mix aus Emotionen und Freude", schildert der 18-Jährige am Rande des ÖFB-Camps in Wien seine Eindrücke aus den ersten drei Monaten in Barcelona.
Ein Eindruck blieb Demir zu seinem Leidwesen jedoch verwehrt. Der Abgang seines großen Idols Lionel Messi schmerzt nämlich durchaus, auch wenn es seine eigene Situation womöglich positiv beinflusst:
"In erster Linie hat das eigentlich sehr weh getan. Ich bin mir sicher, dass ich viel von ihm hätte lernen können. Über sein Standing in der Mannschaft in Barcelona und darüber, was er sich aufgebaut hat, müssen wir nicht reden. Es schmerzt, dass er weg ist. Andererseits muss man es akzeptieren und das Beste daraus machen."
VIDEO: Demirs erstes Tor für Barcelona
(Text wird unter Video fortgesetzt)
Demir: "Die Kritik interessiert mich nicht"
Dass Barca im Jahr eins ohne Messi keine einfache Zeit durchlebt, ist bekannt. Mittendrin in diesem Trubel ist ein 18-jähriger Österreicher, der sich damit seinen großen Traum erfüllt und auch nicht ablenken lassen möchte.
"Ich lese keine Zeitungen", grinst Demir, gibt aber zu, dass ihm die Kritik natürlich nicht gänzlich verborgen bleibt:
"Aber ich versuche mich eigentlich jeden Tag auf den Fußball zu konzentrieren. Kritik hin oder her, das interessiert mich eigentlich kaum. Das Wichtigste ist: Wir spielen Fußball. Das macht uns Spaß, das macht mir Spaß."
Wie groß Demirs Spaß am Fußball ist, ist bekannt. Wo er sich bis jetzt am meisten weiterentwickelt habe? "Die Spieler, die ich dort um mich herum habe, haben einfach eine extrem hohe Qualität. Ich habe mich in jedem Bereich verbessert."
Hungrige Mannschaft wird aus Krise rauskommen
Zudem würde für ihn selbst aktuell auch zählen, sich sprachlich weiterzuentwickeln und dadurch noch besser in die Mannschaft zu integrieren.
"Ich habe Unterrichtseinheiten in Spanisch. In der Mannschaft reden wir hauptsächlich Katalanisch, weil das in Barcelona so üblich ist. Mit Marc-Andre ter Stegen rede ich Deutsch."
Zur aktuellen sportlichen Situation - Barca rangiert in der Liga nur auf Rang neun - meint Demir: "Jeder weiß, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben, die hungrig ist und um jede Trophäe mitspielen möchte. Es ist jetzt einfach eine schwierige Zeit, die wir gemeinsam erleben. Aber ich bin sicher, dass wir aus dieser Krise - wenn man es so nennen darf - rauskommen werden."
Dankbar für David Alabas Hilfe
Daran möchte natürlich auch der Ex-Rapidler seinen Anteil haben. Einen genauen Plan, bis wann er sich einen Stammplatz gesichert haben möchte, verfolgt der Teenager jedoch nicht:
"Einen Zeitraum habe ich dafür nicht. Ich will einfach rausgehen und Fußball spielen. Wann ich Stammspieler sein werde oder wie es weitergeht, kann ich nicht sagen. Ich will meine Leistungen abrufen und am Ende wird man es sehen."
"Darauf freut man sich natürlich. El Clasico ist das geilste Spiel, das es gibt!"
Demir bei Barcelona, David Alaba bei Real Madrid - Rot-Weiß-Rot ist derzeit bei beiden spanischen Weltklubs vertreten. Am 24. Oktober trifft man sich zum Clasico.
"Darauf freut man sich natürlich. El Clasico ist das geilste Spiel, das es gibt!", strahlt Demir und ist Alaba dankbar, dass er ihm immer wieder mit Rat und Tat zur Seite steht:
"David hilft mir sehr. Schon das erste Mal, als ich im Nationalteam war und noch bei Rapid gespielt habe, hat er mir Tipps gegeben, wie man mit solchen Situationen umgehen kann. Er ist ein sehr hilfsbereiter Mensch, ich bin ihm dankbar."
Hoffnung auf Startelf-Einsatz im Nationalteam
Wie schon vergangene Saison bei Rapid gibt es auch im ÖFB-Team eine Debatte, ob Demir vermehrt von Beginn an zum Einsatz kommen soll. Noch wartet er auf sein Debüt in der Startelf.
Seine Meinung liegt auf der Hand: "Natürlich will ich im Stamm spielen und der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfen. Man will generell spielen und das Maximum herausholen. Aber am Ende entscheidet der Trainer, wer, wann, wie spielen wird."
Mit Teamchef Franco Foda sei die Kommunikation diesbezüglich sehr gut: "Er hilft mir sehr, weil ich ein junger Spieler bin und in der A-Nationalmannschaft spiele. Ich kann nicht sagen, wann ich zum ersten Mal in der Startelf stehen werde. Aber ich versuche jeden Tag im Training, meine Leistung abzurufen. Alles andere wird sich ergeben."
Demir lässt keine Positions-Debatte aufkommen: "Wurscht!"
"Ich glaube, am stärksten bin ich mit dem Ball am Fuß, und da ist es wurscht, ob ich außen oder auf der Zehner-Position spiele. Egal, wo er mich aufstellt: Ich will spielen."
Foda meinte beim letzten Lehrgang, dass er Demir hauptsächlich auf der Zehn sieht. Eine Positions-Diskussion rund um seine Person lässt der Youngster jedoch gar nicht erst aufkommen:
"Ich glaube, am stärksten bin ich mit dem Ball am Fuß, und da ist es wurscht, ob ich außen oder auf der Zehner-Position spiele. Egal, wo er mich aufstellt: Ich will spielen."
Kein Gedanke an Rapid-Rückkehr
Wie bei Barcelona war die Stimmung auch um seinen Ex-Klub Rapid schon mal besser. Demirs Draht nach Hütteldorf ist weiter ein intensiver:
"Die Kontakte zu Rapid sind gleich geblieben, ich bin sehr oft im Austausch mit den Spielern und auch mit manchen Betreuern. Ich hoffe, dass sie bald wieder ihren alten Weg einschlagen und es positiv laufen wird für sie."
Aktuell ist Demir nach Barcelona ausgeliehen. Gedanken, dass er eventuell zu Rapid zurück muss, gibt es keine: "Darüber mache ich mir keinen Kopf."