Spätestens mit seinem Goldtor in Slowenien avancierte Stefan Posch zu einem der ÖFB-Protagonisten in dieser EM-Qualifikation.
Gegen Nordmazedonien, als die Teilnahme an der EURO 2020 fix gemacht wurde, war der Hoffenheim-Legionär jedoch einer der "Härtefälle" und musste zurück auf die Ersatzbank.
Die bisherigen Einsätze als Innen- oder Rechtsverteidiger haben jedoch spürbar Lust auf mehr gemacht.
Die Frage, wie realistisch es ist, dass er die eigentlich gesetzten Stefan Lainer, Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger angreifen kann, beantwortet der Steirer selbstbewusst:
"Ich glaube, ich habe sie schon angegriffen. Ich habe meine Leistungen am Platz immer gebracht, und es ist noch eine lange Zeit bis zur Europameisterschaft. Wir haben noch einige Spiele, in denen sich jeder zeigen kann. Dann hat der Trainer die Qual der Wahl."
Fairer Anteil an der Quali
Soll heißen: Posch spekuliert durchaus damit, bei der EM der ersten Elf anzugehören. "Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Jetzt ist das Spiel in Lettland, dann geht es wieder zum Verein zurück. Sieben Monate sind eine lange Zeit. Da heißt es noch mal richtig Gas zu geben."
Der 22-Jährige hat seinen fairen Anteil daran, dass Österreich zur EURO fährt. In Nordmazedonien wurde er zur Pause angesichts einer Blessur von Dragovic ins kalte Wasser geworfen. Beim Schlager in Polen ersetzte er kurzfristig Hinteregger, der nach seiner verlängerten Geburtstagsfeier eine Nachdenkpause verordnet bekam.
Als Lainer beim Oktober-Lehrgang fehlte, sprang Posch als Rechtsverteidiger ein - eine Aufgabe, die er tadellos erfüllte. In Slowenien köpfte er das ÖFB-Team zudem zum 1:0-Sieg.
Konter gegen Grillitsch
Sein Debüt-Treffer im Nationalteam, für den er sich letzte Woche von seinem Hoffenheim-Mitspieler Florian Grillitsch auf die Schaufel nehmen lassen musste.
"Flo Grillitsch und ich verstehen uns sehr gut, es ist immer ein bisschen Schmäh dabei. Fragt ihn doch mal bitte, wie viele Tore er in dieser Quali gemacht hat."
"Ich glaube ja noch immer, dass er eigentlich nicht aufs Tor köpfeln wollte, auch wenn er das noch immer behauptet. Ich kenne ihn ein bisschen genauer, der Offensiv-Kopfball war nicht immer seine Stärke", scherzte der Mittelfeldspieler.
"Flo und ich verstehen uns sehr gut, es ist immer ein bisschen Schmäh dabei. Fragt ihn doch mal bitte, wie viele Tore er in dieser Quali gemacht hat", lacht Posch.
Die Antwort ist schnell gegeben: keines. Viel Gelegenheit hatte Grillitsch allerdings auch nicht. Er gehörte beim Auftakt gegen Polen zwar der Startformation an, danach folgten bis dato nur noch neun weitere Einsatzminuten.
Posch nimmt sich mehr Tore vor
Bei manchem Scherz ist ein Körnchen Wahrheit dabei. Wie er selbst seine Offensiv-Kopfbälle einschätzen würde? "Hin und wieder mache ich ein Tor, aber noch nicht oft genug. Das ist etwas, das ich öfter machen kann. Aber das wird auch noch kommen."
Im Profi-Bereich ist ihm bei Hoffenheim noch kein Treffer gelungen. Vor Slowenien konnte er letztmals im Dezember 2018 für die zweite Mannschaft Hoffenheims in der Regionalliga Südwest gegen TSG Balingen jubeln.
Poschs Hauptaufgabe ist es auch, Tore zu verhindern. Es gilt als wahrscheinlich, dass er in Riga gegen Lettland wieder Länderspiel-Luft schnuppern kann.
Eine verdiente Party
Ob seine Situation sinnbildlich für das intensive Gerangel um die Plätze im Nationalteam ist? "Es herrscht großer Konkurrenzkampf und das kommt der Mannschaft zu Gute, weil es jeden antreibt, noch mal Höchstleistungen abzurufen, noch mal besser zu spielen. So soll es auch sein in einer Mannschaft. Das zeichnet uns auch aus."
Lettland sei eine weitere Chance, sich zu zeigen. Man woll die Quali mit drei Punkten abschließen. Die Reise nach Riga traten die ÖFB-Kicker am Montag an, nachdem sie am Sonntag in Folge der Feierlichkeiten einen freien Tag genießen durften.
"Wir haben ausgiebig gefeiert, das haben wir uns auch verdient. Auf diese Party haben wir ein paar Monate lang hingearbeitet, und sie war auch sehr lustig", grinst Posch.