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Grüppchen im ÖFB? "Gibt nicht nur RB und Nicht-RB"

"Lächerlich!" Stefan Lainer und Konrad Laimer nehmen zu Schöttel-Kritik Stellung.

Grüppchen im ÖFB? Foto: © GEPA

Das freundschaftliche Länderspiel des ÖFB-Teams zum Abschluss des März-Lehrgangs rückt immer mehr in den Hintergrund.

Andere Themen flammen immer mehr auf. Neben der Teamchef-Frage gibt es unterschiedliche Unruheherde, wie etwa nach der ÖFB-Kritik von Ex-Teamstürmer Marc Janko oder der von Sportdirektor Peter Schöttel herausposaunten Grüppchenbildung in sportlicher Hinsicht mit der Red-Bull-Ecke und dem Rest.

ÖFB-Pressing wegen RB-Vergangenheit? "Wäre zu einfach"

Mit Leipzig-Akteur Konrad Laimer und dem Gladbach-Legionär Stefan Lainer waren gleich zwei Spieler zum Medientermin geladen, die zumindest RB-Vergangenheit aufweisen und sich zu den Vorwürfen beziehungsweise einer neuen Orientierung in der rot-weiß-roten Auswahl äußern mussten. Zu viel Bedeutung wollten die beiden der Diskussion aber nicht beimessen.

"Grundsätzlich sehe ich das nicht so. Es gibt ja nicht nur Red Bull oder nicht Red Bull - es gibt so viel dazwischen. Jeder Spieler ist verschieden, egal, wo er spielt. Als Trainer oder Sportdirektor musst du sowieso die richtige Mannschaft zusammenstellen, egal, ob mit Red-Bull- oder keinen Red-Bull-Spielern", nimmt Lainer Stellung zu diesem heiklen Thema der unterschiedlichen sportlichen Ausrichtungen.

"Es wäre zu einfach, jetzt nur Pressing zu spielen, weil wir viele Spieler mit RB-Vergangenheit haben, weil es gibt ja viele Varianten von Pressing. Im Fußball ist das nicht so leicht, in der Realität schaut das anders aus."

"Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus"

Dabei betont der unter Adi Hütter trainierende Gladbacher, dass sich auch der Red-Bull-Stil über die Jahre unterschieden hat, bei Salzburg im Gegensatz zu Leipzig noch mehr, so dass auch hier nicht dieselben Vorzeichen für ein einheitliches Spiel vorhanden wären.

"Das mit Red Bull und Grüppchen macht wenig Sinn, weil so einfach ist das nicht. Die Spieler haben zu anderen Zeiten gespielt, ich habe zum Beispiel nie mit Sabi bei Salzburg zusammengespielt. Deshalb ist es nicht dasselbe gewesen", glaubt Lainer nicht daran, dass das ÖFB-Team einfach einen RB-Stil kopieren kann und sollte.

Schöttel sprach konkret an, dass viele Spieler gerne den körperlichen Fußball gegen den Ball forcieren würden, während andere mit dem Ball am Fuß kreativ sein möchten. Das muss aber aus Lainers Sicht nicht unbedingt ein "entweder oder"-Vergleich sein.

"Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. Es geht darum, mit dem zur Verfügung stehenden Spielermaterial das Bestmögliche herauszuholen. Ich denke schon, dass wir gute Spieler sowohl gegen den Ball als auch mit Qualität mit dem Ball am Fuß haben. Beim einen ist es ein bisschen ausgeprägter wegen der RB-Vergangenheit, beim anderen das Spiel mit Ball. Aber in Wahrheit sind wir schon eine sehr harmonische Truppe, in der beides drinsteckt."

"Bei 23 Spielern wird man auf keinen Nenner kommen"

Als Beispiel nennt Lainer auch Konrad Laimer, der in Leipzig unter dem jetzigen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann weit mehr vom Spiel mit Ball gelernt hat, als davor im reinen Pressingfußball. Dieser weiß auch nicht, warum das Thema gerade jetzt aufkommt.

"Ich habe die letzten drei Jahre bei Leipzig sicher nicht nur Pressingfußball gespielt. Von uns ist sicher keiner aufgestanden und hat gesagt, wir wollen nur mehr Pressing oder Ballbesitz spielen - das ist nicht unsere Aufgabe", verteidigt sich Laimer, der seit 15 Jahren im Dienste des Getränkeherstellers in der Akademie, in Liefering, Salzburg und Leipzig spielt.

"Bei 23 Spielern hat jeder seine eigene Meinung vom Fußball, da wird man auf keinen Nenner kommen. Das ist normal, weil jeder eine andere Sicht auf den Fußball hat, deshalb ist es so interessant und deshalb liebe ich diesen Sport, weil man so viel mit anderen Ausrichtungen spielen kann."

Es sei nicht zielführend, das Konzept eines einzelnen Vereins zu adaptieren, betont auch Schlager. "Es hat keinen Sinn, den Plan von einem Verein zu übernehmen. Wir kommen alle von unterschiedlichen Vereinen. Heutzutage ist im Fußball bei jedem Team Pressing dabei."

Das Ziel müsse es sein, einen Plan für alle zu finden, diesen vorzugeben und einheitlich durchzuziehen. Dass dies in den vergangenen Monaten und Jahren ergebnistechnisch nicht ganz nach Wunsch verlaufen ist, gibt Laimer offen und ehrlich zu.

"Wir haben zu viele Ups and Downs"

Natürlich wird auch intern nach Niederlagen darüber diskutiert, was man besser machen könnte. Als ehrgeiziger Mensch, wolle Schlager immer gewinnen. "Dass das nicht immer funktioniert hat, liegt in der Pflicht von uns alles", betont der Leipzig-Profi und verweist darauf, dass alle in einem Boot sitzen und keiner gegeneinander arbeitet oder einen anderen Spielstil einfordert.

"Ob das jetzt die Taktik war oder die Chancenverwertung, Defensive oder Mittelfeld ist schlussendlich egal. Als Spieler versuchst du, Verbesserungen vorzuschlagen, es selber besser zu machen und seine Leistung ans Maximum zu bringen, um der Mannschaft helfen zu können", sieht Laimer die Verantwortung bei jedem einzelnen, um als Team funktionieren zu können - egal in welcher Ausrichtung. "Wir haben zu viele Ups and Downs, bringen nicht immer konstante Leistungen", gibt der Mittelfeld-Rackerer zu.

Die immer wieder gelobte Qualität der "Goldenen Generation" wird somit oftmals nicht den Ansprüchen und Erwartungen gerecht. Guter Kader, gute Spieler, aber auch der Leipziger betont, dass das zu wenig sei, wenn man es nicht kontinuierlich auf den Platz bringen würde. "Wir haben richtig gute Spiele, dann richtig schlecht. Manchmal ist es schon verwunderlich, weil wir oft die gleichen Spieler haben."

Kritik? "Spieler, die es öfter ansprechen und manche nicht"

Es wird darüber geredet, beraten, unterschiedliche Sichtweisen prallen aufeinander. Auf die Frage, ob Laimer selbst auch schon einmal aufgestanden ist, um Kritik zu äußern und ob diese im ÖFB überhaupt gerne gehört wird?

"Es gibt natürlich Spieler, die es öfter ansprechen und manche nicht. Schlussendlich müssen wir als Truppe herausfinden, wo wir uns am wohlsten fühlen, die beste Mischung reinkriegen und es von Spiel zu Spiel besser machen. Als Spieler bist du ja auch nicht zufrieden, wenn du immer so eine wellenlinige Form hast, einmal gut, einmal schlecht bist."

Einen Plan habe es in der Vergangenheit laut Spieleraussagen immer gegeben, auch auf die Gegner wurde man eingestellt. Dabei drängt sich jedoch bei der Diskussion aufgrund der naheliegenden RB-Spielweise im Vergleich zu einer anderen die Frage auf, ob bisher die passende Spielweise für das vorhandene Spielermaterial gewählt wurde.

Auf dieses "Was-wäre-wenn"-Spielchen will sich Stefan Lainer aber nicht einlassen, da er nicht wissen kann, wie es anders gelaufen wäre. "Ich finde schon, dass wir immer alles versucht, Gas gegeben haben und auch in Wales bereit waren, alles reinzuhauen. Es waren einfach Kleinigkeiten."

Lainer widerspricht Schöttel: Zwei Gruppen? "Das ist ja lächerlich"

In deutlichen Worten widerspricht der Deutschland-Legionär dann aber eigentlich vehement dem sportlichen Leiter. "Das würde ich nicht daran festmachen, dass zwei Gruppen wären - das ist ja lächerlich."

Möglicherweise war es trotzdem ein erster Weckruf, um in Zukunft die passende Taktik zu den vorhandenen Spielern zu finden und schon von Grund auf eine Spielausrichtung zu finden, mit der sich das ÖFB-Team identifizieren will.

Trotzdem verteidigt Lainer Franco Foda vor dessen letztem Spiel. Der Teamchef hätte immer probiert, "alles unter einen Hut zu bringen, um das Potenzial jedes einzelnen Spielers für die Mannschaft maximal auszuschöpfen." Wenn sich dies jedoch über einen längeren Zeitraum nicht in Ergebnissen widerspiegelt, dürfte etwas nicht nach Plan verlaufen sein.

Auch wenn die Spieler nichts von der RB-Ecke und dem Rest wissen wollen, wird dieses Thema nicht so schnell unter den Tisch gekehrt werden. Spätestens der neue Teamchef sollte erstens nach einer gezielten Spielphilosophie ausgewählt werden und diese dann auch vertreten.

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