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Druck bei Bayern? Zadrazil: "Das ist für mich ein Privileg"

Die ÖFB-Teamspielerin erzählt bei LAOLA1 von Erfolgen bei den Bayern und spricht über die anstehenden EM-Quali-Partien gegen Island.

Druck bei Bayern? Zadrazil: Foto: © GEPA

Nichts zu feiern bei den Bayern? Ganz so ist es nicht. Die Frauen-Mannschaft schnappte sich heuer in der deutschen Bundesliga mit sieben Punkten Vorsprung zum zweiten Mal in Folge den Meistertitel. Der ehemalige Krösus Wolfsburg musste sich hinten anstellen.

Beteiligt an diesem Erfolg war auch Sarah Zadrazil (31). Für die Österreicherin geht es nach der Klub-Saison noch in einen Lehrgang mit dem ÖFB-Team.

Am kommenden Freitag und den darauffolgenden Dienstag wartet Island. Im ersten Spiel am Freitag (18:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) steigt die Partie vor den eigenen Fans in Ried. In Island (21:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) kann dann im Idealfall sogar das Ticket für die EURO 2025 in der Schweiz vorzeitig gebucht werden.

Die Mittelfeld-Akteurin spricht bei LAOLA1 unter anderem über das anstehende Länderspiel-Doppel gegen Island, eine fragwürdige Spielansetzung der UEFA und ein aufregendes Jahr beim FC Bayern München.

Gegen Island kann das EM-Ticket bereits fixiert werden.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Mit Island wartet in eurer Gruppe der direkte Konkurrent um Platz zwei. Dieser würde für ein EURO-Ticket reichen. Was erwartest du dir vom EM-Quali-Doppel?

Sarah Zadrazil: Es ist uns bewusst, was auf uns zukommt. Wir sind mit Island auf Augenhöhe. Sie sind eine sehr robuste Mannschaft, spielen sehr geradlinig. Technisch sind sie vielleicht nicht so versiert, aber körperlich sehr präsent. Für uns sind das zwei ganz wichtige Spiele. Sollten wir zweimal gewinnen, ist die Qualifikation für die EM so gut wie fix. Die Fixierung des EM-Tickets wäre optimal, wir wollen aber zumindest eine super Ausgangslage mit vier Punkten.

LAOLA1: Du hast den Auftakt zur EM-Quali mit dem Highlightspiel gegen Deutschland verpasst. Es gibt, glaube ich, bessere Zeitpunkte für eine Verletzung.

Zadrazil: Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für Ausfälle. Zum Glück habe ich in meiner Karriere selten ein Spiel verpasst. Ich weiß nicht einmal, wann ich zum letzten Mal beim Nationalteam nicht dabei sein konnte. Es gehört aber leider dazu. Ich bin echt froh, dass ich jetzt wieder dabei sein kann. Es ist schon was anderes, wenn du auf der Tribüne sitzt und keinen Einfluss hast.

"Das ist nicht unbedingt eine vorteilhafte Ansetzung. Wir kommen aus der Sommerpause. (...) Dann startest du gleich mit zwei wichtigen EM-Quali-Partien hinein."

Zadrazil über die Spielansetzung der letzten Quali-Runden Mitte Juli

LAOLA1: Was sagst du zu den Leistungen deiner Kolleginnen?

Zadrazil: Die Mädels haben sich gegen Deutschland vor allem in der ersten Halbzeit sehr gut präsentiert. Sie haben spielerisch etwas direkter gespielt. Das war gegen Deutschland eine sehr gute Waffe. Ganz wichtig war der Sieg in Polen.

LAOLA1: Die abschließende Phase der EM-Quali ist nach der Sommerpause und zwischen dem EM-Finale der Männer. Zwei Tage nach dem Endspiel spielt ihr auswärts in Deutschland. Was sagst du zur Ansetzung der UEFA?

Zadrazil: Das ist nicht unbedingt eine vorteilhafte Ansetzung. Wir kommen aus der Sommerpause. Wir haben mit der Saison abgeschlossen, jetzt steht dieser Lehrgang an. Danach sind wir im Urlaub und versuchen unsere Akkus wieder aufzuladen. Dann startest du gleich mit zwei wichtigen EM-Quali-Partien hinein. Ob die Männer-EM läuft oder nicht, macht für mich keinen großen Unterschied.

"Früher hast du vielleicht vor Familie und ein paar Freunden gespielt. Jetzt spielen wir im Austria-Stadion vor 10.000 Leuten. Das ist unglaublich."

LAOLA1: Im Nationalteam stand ein Umbruch an. Führungspersönlichkeiten wie Viktoria Schnaderbeck und Carina Wenniger mussten in den letzten Jahren ersetzt werden. Bisher hat das ganz ordentlich geklappt, oder?

Zadrazil: Wir hatten im Nationalteam immer ein sehr enges Teamgefüge. Es gehört zum Fußball dazu, dass Spielerinnen aufhören, die große Spuren hinterlassen. Die müssen gefüllt werden. Das funktioniert ganz gut. Für mich hat sich wenig geändert. Ich übernehme gerne Verantwortung, mache das auch im Verein.

Das ÖFB-Team kommt immer näher an die Top-Teams heran.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Das ÖFB-Team besteht aus Spielerinnen, die in Top-Ligen unterwegs sind, teilweise auch bei Top-Vereinen. Deutschland konnte man zuletzt ordentlich fordern. Bei den letzten EUROs reichte es für eine Halbfinal- und Viertelfinal-Teilnahme. Wie weit kann es noch gehen?

Zadrazil: Im Frauenfußball rückt generell alles näher zusammen. Das hast du bei der WM gesehen - wo wir leider nicht dabei waren -, wo vermeintlich kleinere Nationen aufgerückt sind. Diese Entwicklung ist cool. So ergeht es uns auch. Wenn du siehst, wo unsere Spielerinnen überall spielen - es spielen doch einige auf Champions-League-Niveau. Durch die Akademie haben wir eine gute Nachwuchsarbeit. Wir haben noch große Ziele vor uns. Es geht jetzt aber erst einmal darum, sich für die EURO zu qualifizieren. Was dann möglich ist, werden wir sehen. Wir wollen uns konstant weiterentwickeln. Das gelingt uns, es wird aber schwieriger.

LAOLA1: Mit dem Nationalteam geht es immer öfter in die Profistadien. Auf Wien, Altach, St. Pölten und Linz folgt jetzt Ried. Wie wichtig ist das?

Zadrazil: Das ist extrem wichtig, dass wir den nächsten Schritt machen. Wir wollen Zuschauer zu unseren Spielen bringen. Früher hast du vielleicht vor der Familie und ein paar Freunden gespielt. Jetzt spielen wir im Austria-Stadion vor 10.000 Leuten. Das ist unglaublich.

Die Bayern-Frauen hatten diese Saison allen Grund zum Feiern.
Foto: © getty

LAOLA1: Dann möchte ich mich noch den Bayern widmen. Ihr habt euch mit sieben Punkten Vorsprung ungeschlagen zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft geschnappt. Der langjährige Krösus Wolfsburg scheint abgelöst zu sein. Wie weit sind die Bayern-Frauen schon?

Zadrazil: Der Verein hat riesengroße Ambitionen. Das merkst du. In den letzten Jahren hat sich extrem viel getan. Man merkt, der Verein will den nächsten Schritt gehen. Trotzdem ist Wolfsburg wieder Pokalsieger geworden. Es ist nicht so, dass Bayern auf einmal die große Nummer eins ist. Die Meisterschaft zwei Mal in Folge zu holen, ist aber natürlich ein Statement. Die Liga bleibt aber spannend, und auch international sind wir ambitioniert. Es ist cool, dass ich als Österreicherin meinen Teil dazu beitragen kann.

LAOLA1: Die Ambitionen zeigt der Hammer-Transfer des Sommers, Lena Oberdorf kommt vom VfL Wolfsburg. Sie spielt auf einer ähnlichen Position wie du. Wie beurteilst du den Transfer?

Zadrazil: Der Transfer ist ein Riesenstatement vom Verein! Du holst eines der größten Talente aus Wolfsburg. Das macht total Sinn. Wir wollen die nächsten Schritte gehen. Davor hatte ich auch schon große Konkurrenz. Ich sehe das Ganze positiv. Mit Pokal, Liga und Champions League brauchst du auch eine gewisse Breite. Ich weiß auch, was der Verein in mir sieht. Daher freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit einer weiteren Topspielerin.

Zadrazil im Duell mit ihrer künftigen Mitspielerin Lena Oberdorf
Foto: © getty

LAOLA1: Du hast die bittere Cup-Niederlage gegen Seriensieger Wolfsburg angesprochen. In der Liga habt ihr sie wenige Wochen davor noch auswärts mit 4:0 besiegt. Wie ist die Pleite zu erklären?

Zadrazil: Das tut weh. In einem Finale kommt es auch auf die Tagesform an. Wir haben das ganze Jahr zwei Mal verloren, einmal in der Champions League und im Cup-Finale. Ich sehe das aber positiv. Die Erfahrung bringt uns auch weiter. Wir wollen nächstes Jahr wieder ins Endspiel.

LAOLA1: Champions League ist ein gutes Stichwort. Eine Niederlage, sieben Punkte und trotzdem seid ihr in der vermeintlich schwierigsten Gruppe mit PSG, Ajax und Roma ausgeschieden.

Zadrazil: Wir hatten kurz vor der Winterpause generell eine Phase, wo es nicht so gut für uns gelaufen ist, auch ergebnistechnisch. Da waren wir nicht auf unserem Level. Das Spiel gegen Paris daheim zum Abschluss ist bitter, wir hatten die Möglichkeit weiterzukommen. Die Gruppe war sehr stark. Umso wichtiger ist es, dass wir die Konstanz gefunden haben. Es ist auch ein Lernprozess. Wir haben international künftig viel vor. Darauf freue ich mich.

"Bei Bayern hast du Druck. Du musst Titel gewinnen, wenn du im Verein bist. Das gilt bei den Männern, aber auch bei den Frauen. Der Druck ist für mich aber ein Privileg."

LAOLA1: Der FC Bayern München ist ein absoluter Top-Verein. Ihr rückt immer mehr in den Fokus. Gibt es dort auch so etwas wie Druck?

Zadrazil: Klar. Bei Bayern hast du Druck. Du musst Titel gewinnen, wenn du im Verein bist. Das gilt bei den Männern, aber auch bei den Frauen. Der Druck ist für mich aber ein Privileg. Sicher hattest du auch früher immer Druck. Das ist jetzt aber ganz anders. Wir haben uns volle Stadien gewünscht. Ich bin dankbar für die aktuelle Situation. Wir haben die Aufmerksamkeit, sind jetzt auch Vorbilder. Ich hatte früher nie ein weibliches Idol. Es ist eine große Ehre. Der Druck ist etwas Positives.

LAOLA1: Die Männer wirken verglichen mit euch eher im Chaos. Ist es so, dass sich dadurch auch mehr Bayern-Fans für die Frauen interessieren?

Zadrazil: Das würde ich unabhängig von den Männern betrachten. Wir haben auch Frauenfußball-Fans. Beim Liga-Finale in Hoffenheim war die ganze Tribüne voller Bayern-Fans. Das ist aus meiner Sicht unabhängig, ob es bei den Männern gut oder schlecht läuft. Wir wollen unsere Leistung zeigen. Umso mehr Leute wir damit erreichen, umso besser ist es. Wir hoffen natürlich aber auch auf die Erfolge der Männer, so ist es nicht.

LAOLA1: Du warst bereits in den USA am College, seither bist du in Deutschland unterwegs. Würde dich ein Engagement in den USA oder in einem weiteren Land nicht reizen?

Zadrazil: Ich fühle mich hier extrem wohl. Ich war lange weg, USA und Potsdam. München ist nahe an meinem Zuhause und ist ein bisschen Heimat geworden. Ich kann die Familie öfter sehen. Du weißt nie, was noch kommt. Bis 2026 stehe ich in München unter Vertrag. Für die kommende Saison habe ich hohe Ziele. Fußball ist oft sehr schnelllebig, aktuell muss ich aber nicht unbedingt irgendwo hin.

LAOLA1: Du bist ausgebildete Kindergartenpädagogin. Ist das dein Plan nach der Karriere als Profifußballerin?

Zadrazil: Es ist ein schöner Beruf. Ich will nach der Karriere aber dem Fußball erhalten bleiben. Ich habe die UEFA-B-Lizenz absolviert. Aktuell studiere ich nebenbei Sportmanagement. In den USA habe ich einen Bachelor in Sportwissenschaften erworben. Schauen wir mal, ein paar gute Jahre habe ich ja noch.

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