Im Winter war es soweit. Die österreichische Teamstürmerin Eileen Campbell (23) wagte den Sprung ins Ausland. Von Vorderland/Altach ging es in die deutsche Bundesliga zum SC Freiburg.
Auf die Vorarlbergerin wartete im Breisgau eine ordentliche Umstellung. Im Ländle lebte sie noch daheim bei der Mama, arbeitete neben der Frauen-Bundesliga 42 Stunden wöchentlich in einer Anwaltskanzlei in Liechtenstein (Eileen Campbell: Zwischen 42-Stunden-Woche und Nationalteam >>>).
Kolb und Schaschnig helfen bei der Eingewöhnung
"Jetzt ist man doch in einem anderen Land. Ich wohne alleine. Man kennt niemanden so wirklich. Das war am Anfang schon schwierig. Bevor diese Entscheidung getroffen worden ist, sind diese Gedanken in meinem Nacken gesessen", verrät die Angreiferin jetzt in einer Medienrunde vor den anstehenden Länderspielen gegen England und Dänemark.
Die Ankunft erleichtert haben die beiden Landsfrauen, Lisa Kolb und Annabel Schaschnig. "Es war für mich eine große Erleichterung, dass ich schon zwei Mädels gekannt habe. Sie haben mir die anderen Leute vorgestellt, und die Umgebung gezeigt", so Campbell.
Campbell versucht Positivität zu bringen
Sprachlich wird sie im Breisgau mit ihrem Vorarlberger Dialekt besser verstanden, als die Kolleginnen Kolb und Schaschnig, und zur Not muss die Hochsprache her. "Für mich ist es ein bisschen eine Verstellung, wenn ich hochdeutsch spreche, aber es klappt überraschend gut", verrät sie.
Zu Bedenken ist, bei Freiburgs Frauen kriselte es in der Hinrunde. Das scheint kein Platz zu sein, um sich in Ruhe einzuleben.
"Es gibt sportlich noch Luft nach oben, es ist nicht einfach, in ein Team zu kommen, dass in der Hinrunde nicht das auf den Platz gebracht hat, was man wollte. Persönlich geht es mir darum, so viel Positivität in die Mannschaft zu bringen, wie möglich", so Campbell.
Austro-Trio funktioniert bereits
Dieser Spirit dürfte jetzt vorhanden sein. Mit sieben Punkten im Kalenderjahr 2024 können die Freiburg-Frauen zufrieden sein.
Campbell bekam von Beginn an das Vertrauen der Trainerin, schaffte es in der Liga gleich in die Startelf. Das rot-weiß-rote Trio funktioniert bereits nach Wunsch.
Beim 3:0 gegen Werder Bremen legte Campbell das Tor von Lisa Kolb auf, Schaschnig lieferte eine Vorlage für Campbell, die ihr erstes Bundesliga Tor erzielt: "Das ist natürlich etwas Besonderes."
ÖFB-Legionärinnen zeigen bei Freiburg-Sieg auf >>>
Das macht Spaß. "Spielerisch ist es von Vorteil mit ihnen schon zusammen gespielt zu haben, dann ist die Chemie deutlich besser", meint die 23-jährige Neo-Freiburgerin.
Diesen Aufschwung nimmt die Vorarlberin gerne mit, und möchte auch in Zukunft ihren Teil beitragen. "Es darf gerne so weitergehen."
Deutsche Bundesliga qualitativ besser
Die deutsche Bundesliga erlebt sie als deutlich robuster, schneller und qualitativer verglichen zur heimischen Division.
"Wenn man die Leistung nicht bringt, muss man sich viel anhören von außen. Ich denke, in der heutigen Zeit sind Medien einfach vertreten und machen Druck. Sie geben schlechte Kritik ab, ohne zu wissen, was das mit einem macht."
Mittlerweile hat sie sich ganz gut eingelebt. In Freiburg möchte Campbell ihre Grenzen austesten. Dort sehe sie genau, an welchen Schrauben noch gedreht werden müsse. "Da steckt der sportliche Ehrgeiz dahinter", so die Stürmerin.
Ihr Aufstieg darf getrost als rasant beschrieben werden. Auch im Nationalteam fungiert sie mittlerweile als "Einser-Stürmerin".
Campbell kommt mit Druck zurecht
Das ist mit Druck verbunden, den sie davor nicht kannte: "Es ist schon ein Unterschied, ob man mit Altach gegen Innsbruck nicht trifft, oder in es in der Nations League in einer wichtigen Phase nicht klappt."
Speziell bekam Campbell dies nach dem Frankreich-Spiel (0:3) zu spüren. "Wenn man die Leistung nicht bringt, muss man sich viel anhören von außen. Ich denke, in der heutigen Zeit sind Medien einfach vertreten und machen Druck. Sie geben schlechte Kritik ab, ohne zu wissen, was das mit einem macht", gibt die Stürmerin zu bedenken.
Sie verweist darauf, dass sie sehr gut damit umgehen kann. Gegen Norwegen ließ sie mit einem Treffer ihre Kritiker gleich wieder verstummen.
"Man muss kritikfähig sein. Man weiß selber auch, wenn man was nicht so gut gemacht hat", meint sie.
Top-Gegner warten in Marbella
Jetzt wartet auf sie und das Nationalteam im Trainingslager in Marbella am Freitag der Europameister England, am Mittwoch kommende Woche geht es gegen Dänemark.
"Im Hinblick auf das, was wir vorhaben mit der Euro-Quali ist das einfach ein sehr guter Gegner. Da können wir herausfinden, an welchen Stellen wir noch arbeiten müssen", so die Angreifern.
Der Druck in diesem Test ist spürbar geringer, das ÖFB-Team kann eigentlich nichts verlieren.