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Die Angriffspressing-Vorreiterinnen

ÖFB-Frauen stehen vor dem großen Ziel. EM soll nur der Anfang sein, sagt Kapitänin Schnaderbeck.

Die Angriffspressing-Vorreiterinnen

Es ist ein Meilenstein, doch es soll nur der Anfang sein.

Österreich Frauen-Nationalteam steht mit dem EM-Quali-Spiel in Wales (Dienstag, 19 Uhr) vor seinem größten Erfolg: Der erstmaligen Teilnahme an einer Endrunde.

"Alle sind heiß drauf, das endlich zu vollenden", sagt Kapitänin Viktoria Schnaderbeck im Gespräch mit LAOLA1.

Für die Bayern-Legionärin soll die ÖFB-Equipe nicht nur EM-Neuling 2017, sondern auch Trendsetter im Frauenfußball sein.

In gewissen Bereichen sei das bereits der Fall.

EM-Ticket nur theoretisch zu nehmen

Als einer der sechs besten Gruppenzweiten kann Österreich das Ticket in die Niederlande lösen. Gegen Wales genügt bereits ein Punkt, um die Teilnahme zu fixieren.

Auch eine Niederlage kann reichen, da Finnland im Ranking der Zweitplatzierten im letzten Spiel sechs Tore aufholen müsste, Rumänien zehn und Russland sogar elf.

Mit fünf, teilweise deutlichen, Siegen, sowie einem Remis und einer Niederlage gegen Gruppenfavorit Norwegen haben sich die Österreicherinnen diese Ausgangslage verschafft. 

Flexibilität ist Trumpf

"Letztendlich hat uns eine Konstanz und eine Reife ausgezeichnet, die wir in den letzten Qualifikationen noch nicht hatten. Dadurch haben wir relativ wenige Tore kassiert und eindeutige Ergebnisse erzielen können", sagt Schnaderbeck, die seit 2007 für Rot-Weiß-Rot aufläuft und seit 2013 die Kapitäninnenschleife trägt.

Auch wenn die Qualifikation nun fast abgeschlossen ist, sei man derzeit mitten in einem Prozess, den es weiter voranzutreiben gilt:

"Wir haben unseren Spielstil mit Ball noch einmal verändert und verbessert und sind auf jeden Fall noch ein Stück flexibler geworden."

"... während andere stur im 4-4-2 bleiben"

Zurückzuführen sei das nicht zuletzt auf Teamchef Dominik Thalhammer, der die Frauen-Auswahl seit 2011 betreut. 

"Er ist jemand, der immer auf die neuesten Trends im Fußball eingeht. Einer, der unser Spiel immer voranbringen und nie stehenbleiben will", so Schnaderbeck.

"Wie spielen schon sehr lange Angriffspressing und waren wohl die Ersten, die das so extrem und intensiv ausgeübt haben."

So habe man sogar eine Vorreiter-Rolle einnehmen können: "Wie spielen schon sehr lange Angriffspressing und waren wohl die Ersten, die das so extrem und intensiv ausgeübt haben."

Das Zauberwort lautet Variabilität: "Das spricht für modernen Fußball in taktischer Hinsicht, während andere Teams vielleicht stur in ihrem 4-4-2 bleiben."

In puncto Vorbereitung müsse jene im Nationalteam auch den Vergleich mit dem Klub-Training beim FC Bayern unter Thomas Wörle nicht scheuen.

"Es gibt von den Schwerpunkten und Inhalten her sehr viele Dinge, die sich überschneiden. Da sind sich meine Trainer durchaus ähnlich", meint Schnaderbeck, die eine von mittlerweile elf Legionärinnen in der deutschen Bundesliga im ÖFB-Kader ist - ein weiterer Faktor für die positive Entwicklung.

"Wenn man sieht, wie sehr die Männer vor der EURO in Frankreich gepusht worden sind und was da alles gemacht worden ist, wäre es schön, wenn das bei uns auch so wäre."

"So ausgeglichen wie die deutsche Liga ist fast keine andere. Dort kann man sich hervorragend weiterentwickeln. Wir sind körperlich harte Spiele und höheres Tempo gewohnt, das bringt uns im internationalen Vergleich mit dem Nationalteam extrem viel."

Weitere Talente bringt das seit 2011 betriebene nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten hervor, Teilnahmen an der U17- bzw. U19-EM in den vergangen Jahren belegen die dortige Arbeit.

Der Wunsch nach Europhorie

Nichts ist aber öffentlich wirksamer, als die Teilnahme des A-Nationalteams an einem Großereignis. Hier erhofft man sich aber noch wesentlich mehr Aufmerksamkeit.

"Da geht es um die ganze Vermarktung des Frauenfußballs. Sicher kann man es nicht direkt vergleichen, aber wenn man sieht, wie sehr die Männer vor der EURO in Frankreich gepusht worden sind und was da alles gemacht worden ist, wäre es schön, wenn das bei uns auch so wäre", wünscht sich Schnaderbeck.

"So können wir den einen oder anderen neuen Fan gewinnen und möglicherweise junge Mädels für den Fußball begeistern."

Andreas Terler

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