Neues Spiel, andere Rolle: Nach dem knapp verpassten "Bonuspunkt" zum EM-Qualifikations-Start gegen Rekord-Europameister Deutschland ist Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam am Dienstag (18:00 Uhr/LIVE-Ticker>>>) als Favorit in Gdynia gegen Polen im Einsatz.
Vor mehr als 4.000 Zuschauern kommt es zum Duell zweier Gruppe-A4-Auftaktverlierer. "Ein Punktgewinn ist fast ein Muss, wenn wir uns auf direktem Weg für die EM qualifizieren wollen", betonte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.
Fuhrmann will ihr Team "in anderer Rolle" glänzen sehen
Von der Papierform seien die Rollen im Aufeinandertreffen der Nummer 29 der Welt mit der auf Position 17 liegenden ÖFB-Auswahl im Stadion Miejski verteilt. "Jetzt geht es für uns darum, auch in einer anderen Rolle zu glänzen", meinte die 43-Jährige. Es warte eine schwer zu bespielende Mannschaft, die kompakt stehe und sich stark entwickelt habe. Die vom Ergebnis her klare 0:3-Niederlage auswärts gegen Island dürfe man nicht überbewerten. Die Polinnen vergaben beim Stand von 0:0 eine Riesenchance und hätten auch sonst treffen können. "Da kann man dann schon erahnen, dass es ein richtiger Fight wird morgen", sagte Fuhrmann.
Aushängeschild bei den Gegnerinnen ist mit Ewa Pajor eine Stürmerin, die in der Liga für den VfL Wolfsburg diese Saison zehnmal getroffen hat. Im Teamdress gelangen der 27-Jährigen in sechs Nations-League-Spielen fünf Tore. "Sie ist das Um und Auf", weiß Fuhrmann. Viele Spielerinnen ihres Teams haben schon in der deutschen Bundesliga Erfahrungen mit Pajor gemacht. "Sie ist eine der besten Stürmerinnen auf europäischer Ebene", sagte Mittelfeld-Ass Barbara Dunst. Und Stürmerin Nicole Billa ergänzte: "Sie ist eine sehr schnelle Spielerin, die sehr unangenehm sein kann mit dem Ball, die dich gern einmal stehen lässt."
Kein Vorbeikommen an Campbell
Die Tirolerin wird ihr 100. Länderspiel wohl höchstens als Wechselspielerin absolvieren. An Eileen Campbell gibt es im Moment keinen Weg vorbei. "Eileen macht es aktuell sehr gut, es freut mich unglaublich, dass sie aus wenig Chancen Tore macht", sagte die Noch-Hoffenheimerin. Die Vorarlbergerin Campbell ist ein völlig anderer Spielertyp und hat bei der aktuellen Spielanlage grundsätzlich bessere Karten. "In der Box ist für eine richtige Box-Stürmerin derzeit nicht viel zu erben", ist sich Billa bewusst.
Auch aufgrund von Ausfällen ist Rotation vor dem zehnten Länderspiel gegen Polen - das letzte wurde 2016 im Zypern-Cup-Finale mit 2:1 gewonnen - nicht wirklich ein Thema. "Man kann immer Veränderungen andenken, grundsätzlich gibt es aber keinen Grund", sagte Fuhrmann. Die Leistung gegen Deutschland war vor der Pause bis zum 1:2 sensationell und auch in der 2. Hälfte ansprechend. Fraglich ist nur, ob Katharina Schiechtl von Beginn an rechts verteidigen wird. Dem Austria-Routinier machen Fußprobleme zu schaffen, das Abschlusstraining machte sie am Montag in Polen mit.
"Problemkind" Außenverteidigung
Die Außenverteidiger-Position ist ein bisschen ein "Problemkind", da auch Katharina Naschenweng fehlt und Laura Wienroither nach ihrem Kreuzbandriss eigentlich nur für einen Kurzeinsatz eingeplant ist. Hinten kompakt zu stehen ist nur ein Faktor auf dem Weg zum Erfolg. "Wir erwarten mehr eigene Ballbesitzphasen, wollen den Gegner bewegen und die sich ergebenden Räume nutzen und bespielen. Am Ende müssen wir die Torchancen, die wir bekommen, bestmöglich nützen, um das Spiel nicht zu spannend werden zu lassen", gab Fuhrmann die Marschroute vor.
Das bittere 2:3 in Linz gegen Deutschland wurde nach einem "schwierigen" Tag danach aufgearbeitet. "Wir müssen ein Stück weit genauer werden im Angriffspressing, wann und wie lösen wir das aus, damit alle das Gleiche machen", sagte Billa. Fuhrmann erwartete gegen eine kämpferische Legionärstruppe eine "völlig andere", aber "nicht weniger intensive" Partie. Torfrau Manuela Zinsberger blickte optimistisch nach vor: "Wenn wir unseren Job richtig machen, werden wir mit drei Punkten nach Hause kommen."
Bisher wurden rund 3.500 Tickets abgesetzt. Nicht ideal werden die Platzverhältnisse sein. "Es sind sehr viele Unebenheiten und Löcher drinnen, der Platz ist auch etwas tief", berichtete Fuhrmann nach dem Abschlusstraining.