Der 27. Juli geht in die Geschichte des ÖFB ein: Mit Irene Fuhrmann wird erstmals eine Frau fixe Teamchefin eines Nationalteams. Sie übernimmt nach dem Abgang von Dominik Thalhammer Richtung LASK die Agenden beim Frauen-Nationalteam.
Die 39-Jährige war seit 2017 Assistentin von Thalhammer, unter dem im gleichen Jahr mit dem Einzug ins EM-Halbfinale der bisher größte Erfolg gefeiert wurde. Sie ist auch erste weibliche Inhaberin der UEFA-Pro-Lizenz in Österreich, der höchsten Trainer-Ausbildung.
Der erste Programmpunkt für das Team unter Fuhrmann ist am 22. September in Kasachstan angesetzt, ein Auswärtsspiel in der EM-Qualifikation.
Als Thalhammer-Vertraute naheliegende Lösung
"Für mich persönlich ist es ein sehr emotionaler Tag, weil ich die Entwicklung des Frauen-Fußballs in Österreich seit 20 Jahren hautnah miterlebe", bedankt sich Fuhrmann, die bisher auch Betreuerin der U19-Frauen war und nun einen unbefristeten Vertrag beim A-Team erhält.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Als enge Vertraute von Thalhammer war sie für die Erfolge der letzten drei Jahre schon bislang mitverantwortlich, weswegen sie vom ÖFB bei der Suche zuerst angesprochen wurde.
"Irene Fuhrmann war unsere erste Ansprechpartnerin und nach Abwägung aller Punkte die beste Lösung. Irene ist eine absolute Fachfrau und akribische Arbeiterin, die den österreichischen Frauen-Fußball wie kaum eine andere kennt und lebt", begründet ÖFB-Präsident Leo Windtner den Schritt.
Die hohen Hürden kommen noch
Fuhrmann war vor allem für die Gegneranalyse zuständig, nun rückt sie ins erste Glied vor. Dadurch werden auch die Spielerinnen eine neue Seite an ihr kennenlernen. "Es kommt auch vor, dass ich lauter werde. Ich würde sagen, 'hart, aber herzlich'. Ich wirke immer nur so sanft, kann aber schon auch Dinge einfordern", betont die Thalhammer-Nachfolgerin. Sie setzt auf ein "professionell distanziertes Verhältnis" zu den Spielerinnen. "Ich bin nicht so der Party-Typ."
Mit den Fußstapfen, in die sie tritt, will sich Fuhrmann nicht länger beschäftigen. "Die Ära Thalhammer ist ein eigenes Kapitel und wird immer so stehen bleiben. Ich würde mich wahnsinnig machen, wenn ich mich mit ihm messe. Es geht darum, meinen eigenen Weg zu gehen."
Fuhrmann ist sich bewusst, dass sie nun besonders im Mittelpunkt stehen wird. "Ich bin bereit für die Aufgabe. Druck allgemein gehört zum Trainerwesen dazu, und es gehört zur Kompetenz eines Trainers diesem standzuhalten", sagt Fuhrmann. Durch die Besetzung der Funktion durch eine Frau sei der Fokus von außen vielleicht ein anderer. "Ich sehe aber keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann diese Position ausübt", betont die 22-fache ÖFB-Teamspielerin.
Erstes großes Ziel soll die Qualifikation für die UEFA Women's EURO 2022 in England sein. Nach vier Spielen liegt das ÖFB-Team mit vier Siegen und 16:0 Toren auf makellosem Kurs, unter anderem mit den beiden Duellen gegen Frankreich stehen die großen Brocken aber noch bevor.
Assistent von Fuhrmann wird U17-Frauen-Teamchef Markus Hackl, der diese Tätigkeit nebenbei auch weiterhin ausüben wird. Auch Fuhrmann selbst bleibt der ÖFB-Frauen-Akademie in bisheriger Funktion erhalten.