"Wir sind immer noch im Soll" - fast gebetsmühlenartig bedienen sich die ÖFB-Kickerinnen samt Teamchefin nach dem 1:1 gegen Island in Ried im Innkreis dieser Phrase.
Eine Punkteteilung beschert immerhin Platz zwei zur Halbzeit der EM-Quali, Island ist punktgleich dahinter (es fehlt lediglich ein erzieltes Tor).
An diesem Freitagabend ist nicht nur der Ärger über eine Entscheidung der Schiedsrichterin groß (ÖFB-Frauen im Schiri-Pech: "Wo soll der Arm hin?" >>>). Auch die eigene Leistung wird im ÖFB-Lager kritisch beäugt.
Nervöser Beginn der ÖFB-Frauen
Teamchefin Irene Fuhrmann spricht von einem "erkämpften Punkt". "Wir waren absolut nicht am Leistungslimit", lautet das Fazit der Trainerin. Bereits am Anfang waren Probleme bemerkbar. "Gerade zu Beginn des Spiels haben wir recht nervös gewirkt", so die Teamchefin, die fehlende "Leichtigkeit" nicht abstreitet.
War der Druck also zu hoch? "Es ist mental doch so gewesen, dass es ein sehr bedeutungsvolles Spiel war", gibt die Teamchefin zu. Die ÖFB-Frauen fangen sich aber. So holt Lilli Purtscheller einen Elfmeter heraus, den Puntigam zum 1:0 verwertet (26.).
"Erste Halbzeit haben wir versucht herauszukombinieren, haben uns gut in die Zwischenräume hineingespielt", gibt es Lob von Sarah Zadrazil für diese Phase des Spiels.
ÖFB-Frauen "stellen Fußballspielen ein"
Nach dem Pausentee bekommen die Isländerinnen die Oberhand. Die Gäste brillieren durch körperliche Präsenz und einem schnellen Konterspiel. "Sie haben uns zweite Halbzeit aggressiver gepresst", erklärt Kapitänin Puntigam.
"In der zweiten Halbzeit haben wir das Fußballspielen eingestellt."
Die Stärken brachten die Isländerinnen in dieser Phase auf dem Platz. Zadrazil spricht von einem "Hin und Her". "Wir dürfen das Spiel nicht so offen halten. Das liegt Island mehr", so die Bayern-Kickerin.
Auch die Teamchefin zeigt sich mit dieser Phase des Spiels nicht zufrieden. "In der zweiten Halbzeit haben wir das Fußballspielen eingestellt", meint Fuhrmann.
"Wir müssen einfach besser kämpfen. Wir müssen den Ball in den eigenen Reihen besser halten", so Torfrau Manuela Zinsberger.
"Es war nicht alle am Limit. Das geht sich gegen so einen Gegner nicht aus!"
Hanshaw: "Wir haben schon Glück gehabt"
Durch einen fragwürdigen Elfmeter fällt in der 76. Minute der Ausgleich für Island. Österreich muss mit dem Punkt am Ende zufrieden sein. Manuela Zinsberger pariert in der Nachspielzeit in höchster Not.
"Dafür haben wir unsere Torfrau. Sie war der gewohnte Rückhalt. Das war wichtig, dass wir diesen Punkt anschreiben", meint Fuhrmann, die zugibt: "Island hatte bei den gefährlichen Chancen ein Plus."
"Wir haben schon Glück gehabt", gibt auch Verena Hanshaw zu. "Es waren nicht alle am Limit. Das geht sich gegen so einen Gegner nicht aus!", so Fuhrmann.
War der Druck zu hoch?
Aber warum war man nicht am Limit? "Das kann ich mir jetzt auch nicht so genau erklären" gibt sich Verena Hanshaw ratlos.
"So direkt nach dem Spiel gibt es nicht die Erklärung für mich", meint Fuhrmann. Am ehesten gehe es um mentale Dinge. Gegen Island sei die Erwartung nach einem Sieg schon da. "Wenn du gegen Deutschland spielst, hast du überhaupt nichts zu verlieren", meint die Teamchefin.
"Wir werden den Kampf annehmen und wir werden den Kampf gewinnen."
Jetzt geht es gemeinsam mit den Isländerinnen am Samstag mit dem Flieger in Richtung Reykjavik. Am Dienstag wartet das Retourspiel. Fuhrmann gibt sich zuversichtlich, dass sich die Mannschaft steigern kann, Nebensatz: "Sie (Island, Anm.) hoffentlich nicht".
Kampf in Island soll angenommen werden
Ein Sieg in Island würde ein EM-Ticket entscheidend näher bringen. "Wir wollten diesen Lehrgang wegweisend nutzen. Wenn wir noch drei Punkte holen, sieht es sehr gut aus", so Sarah Zadrazil.
Siegessicher gibt sich Torfrau Manuela Zinsberger. "Wir werden den Kampf annehmen und wir werden den Kampf gewinnen", lautet ihre Parole.
Unter Druck spiele das Team am besten. Ein Remis und ein anschließendes Verteidigen von Platz zwei ist kein Thema. Die ÖFB-Kickerinnen sind sich einig, in Reykjavik sollen drei Punkte her.
Mit Platz zwei kann der Flug zur Euro 2025 in die Schweiz gebucht werden, ansonsten geht man in die Playoffs.
Rangnick bei gutbesuchtem Spiel in Ried
Sein EM-Ticket für die Männer sicher hat hingegen der Teamchef Ralf Rangnick. Für das Frauen-Match reiste er extra aus dem Männer-Camp im etwa einstündig entfernten Windischgarsten an. Mit den Worten "Rangnick, do wa nu a Platz frei", wird er von einem Fan neben dem VIP-Block begrüßt.
Dass auch das Frauen-Team Euphorie wie bei den Männern entfachen kann, zeigt sich an diesem Freitagabend. In Ried sind knapp 3.800 Zuschauer zugegen.
Zum Vergleich: Zu einem Zweitliga-Spiel der hier ansässigen SV Ried kamen in der Saison 2023/24 durchschnittlich nur 3.074 Fans. Stimmen die Leistungen der ÖFB-Frauen, kann das Großevent beim Nachbarn auch zum Publikumsmagneten für rot-weiß-rote Fußballfans werden.