Nach der Europameisterschaft in England endet bei Österreichs Frauen-Nationalteam eine Ära! Sowohl Kapitänin Viktoria Schnaderbeck als auch Lisa Makas erklären ihren Rücktritt.
"Ich möchte an dieser Stelle offiziell mein Karriereende im Fußball bekanntgeben", erklärt Schnaderbeck im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. "Auch ich sitze hier und beende mit dem heutigen Tag meine Karriere", fügt Makas an.
Beide geben an, ihre Entscheidungen zum Rücktritt bereits vor der Europameisterschaft getroffen zu haben.
Schnaderbeck: "Mein Gefühl hat mir gesagt, dass es der richtige Zeitpunkt ist"
Schnaderbeck, eines der Aushängeschilder des österreichischen Frauen-Fußballs und seit Juni 2013 Kapitänin des Teams, zieht mit 31 Jahren einen Schlussstrich unter ihre Karriere. Nach mehreren Knieoperationen wurde sie rechtzeitig zur EURO fit, musste im Viertelfinale gegen Deutschland aber verletzt zuschauen.
Für das Nationalteam lief Schnaderbeck insgesamt 83 Mal auf und erzielte dabei zwei Tore. Auf Klub-Ebene spielte sie zuletzt auf Leihbasis bei Tottenham, der Vertrag beim Stammverein Arsenal ist im Sommer ausgelaufen.
"Es ist kein leichter, ein sehr emotionaler Tag. Die Entscheidung meine Karriere zu beenden, ist in den letzten Monaten in mir gereift und ich habe sie vor Saisonende getroffen. Mein Gefühl hat mir einfach gesagt, dass es der richtige Zeitpunkt ist", sagt Schnaderbeck.
Makas: "Es war eine besondere Zeit"
Angreiferin Makas war in 74 Länderspielen 19 Mal erfolgreich. Die 30-Jährige spielte seit Jänner diesen Jahres bei der Wiener Austria in der heimischen Bundesliga.
"Es war eine sehr besondere Zeit, 25 Jahre habe ich aktiv im Fußball verbringen dürfen. Es bedeutet mir viel, dass ich trotz aller Verletzungen meinen Rücktritt selbst, als fitte Spielerin verkünden kann", so Makas.
ÖFB-Präsident Gerhard Milletich und ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann würdigten die Karrieren der beiden Ausnahmespielerinnen. "Ihr beide habt sehr viel für den Frauenfußball geleistet, dazu kann ich nur gratulieren. Ihr seid Vorbilder, habt viele Verletzungen überwunden und wart stets bereit, alles zu geben. Mentalität und Willensstärke haben euch immer ausgezeichnet", betont Milletich.
"Es war für mich ein absolutes Privileg, einen Stück des Weges mit zwei solchen Persönlichkeiten gehen zu dürfen. Viki und Lisa waren zwei Säulen unseres Erfolgs der letzten Jahre und ich hoffe, dass eure Stimmen für den Frauenfußball, aber auch für Chancengleichheit und Diversität nicht verstummen", sagt Fuhrmann.
Zwei EM-Teilnahmen als Karriere-Höhepunkte
Schnaderbeck und Makas waren Teil der Mannschaft, die mit dem EM-Halbfinale 2017 und dem EM-Viertelfinale 2022 für die größten Erfolge von Österreichs Fußball-Frauen gesorgt hat.
Schnaderbeck wechselte mit 16 Jahren von LUV Graz zum FC Bayern, für den sie elf Jahre (2007-2018) spielte. Mit den Münchnern gewann die Steirerin zweimal den deutschen Meistertitel (2014/15 und 2015/16), ehe sie 2018 zu Arsenal weiterzog und mit den Londonern in der ersten Saison auch den englischen Meistertitel holte. Im vergangenen Frühjahr spielte die Masters-Absolventin der Wirtschaftspsychologie für Tottenham Hotspur, um Matchpraxis für die EM in England zu sammeln.
Makas war fünf Jahre lang ebenfalls als Legionärin in Deutschland aktiv und stürmte für SC Freiburg und MSV Duisburg. Im Sommer 2020 kehrte die Niederösterreicherin in die Heimat zurück und feierte mit dem SKN St. Pölten 2020/21 den Meistertitel. Im Frühjahr ließ die 30-Jährige ihre Karriere bei Austria Wien ausklingen, wo sie künftig als Funktionärin tätig sein wird. Makas ist mit ihren 19 Treffern in 74 Länderspielen die vierterfolgreichste Torschützin im ÖFB-Team.
Duo durch mehrere Verletzungen gebremst
Das Duo verbindet nicht nur sportliche Erfolge mit dem Nationalteam, sondern auch jahrelange Verletzungsprobleme im Kniebereich.
Bei Schnaderbeck riss das Kreuzband des rechten Knies bei ihrem Pflichtspieldebüt mit 17 Jahren für Bayern München, sie musste insgesamt acht Knieoperationen über sich ergehen lassen. Die Steirerin, die mit 16 Jahren im Nationalteam debütierte, hat seit der EM 2017 nur noch 24 Länderspiele absolvieren können, fehlte auch im EM-Viertelfinale 2022 gegen Deutschland (0:2) und macht nach 83 Länderspielen und zwei Toren Schluss.
Makas hat sich bei der EM 2017 im Viertelfinale gegen Spanien das Kreuzband gerissen und ist seither aufgrund mehrerer Verletzungen nur noch 22 Mal für das ÖFB-Team aufgelaufen.