Das österreichische Frauen-Nationalteam zeigte bei der 0:1-Niederlage gegen Frankreich in der Nations League (Spielbericht >>>) sportlich auf.
Gegen die Nummer fünf der Welt knackte man nicht nur einen Zuschauerrekord, sondern zeigte auch, dass spielerisch nicht mehr viel auf die Weltspitze fehlt.
Lediglich ein bitteres Gegentor nach Zinsberger-Fehler in der fünften Minute verhinderte einen Punktgewinn gegen eine Top-Nation. "Man hat gesehen, was wir mit dem Ball draufhaben. Dementsprechend haben wir uns nicht versteckt. Man sieht, dass auch Top-Nationen nur Menschen sind und Fehler machen, die wollen wir in Zukunft ausnutzen. Ich muss meinen Job ein bisschen strenger sehen. Man hat gesehen, wie gut wir mithalten können mit einer Top-Nation. Darauf können wir echt stolz sein", zieht die Torfrau selbst eine positive Teambilanz.
Ein Punkt war drin
Das österreichische Team verlagerte den Fokus nicht rein auf die Defensive, wie es in der Vergangenheit gegen Top-Nationen der Fall war, phasenweise schnappten sich die Österreicherinnen das Spielgerät und zeigten durchaus saubere Kombinationen. Vor allem in der zweiten Halbzeit bot das Nationalteam den Französinnen Paroli.
"Ich denke, gerade aufgrund der zweiten Halbzeit wäre heute mehr möglich gewesen", meint die Teamchefin Irene Fuhrmann.
Ähnlich sieht es auch Barbara Dunst. "Wir haben über weite Strecken des Spiels Frankreich voll Paroli geboten. Ich denke, es wäre echt ein Punkt drinnen gewesen. Den hätten wir uns verdient. In der zweiten Hälfte haben wir gezeigt, die waren hinten auch anfällig. Wir haben versucht, die Zweikämpfe ab der ersten Minute voll anzunehmen", meint die Spielerin.
Verena Hanshaw feierte am Dienstag ihr 100. Länderspiel. Die erfahrene Teamspielerin nimmt eine positive Entwicklung in den letzten Jahren wahr: "Ich denke nach heute sieht man, dass wir sehr gereift sind. Wir sind nicht mehr die Mannschaft, die nur hinten steht und verteidigt. Jetzt heißt es, diese Spiele auch zu gewinnen."
"Die Enttäuschung ist schon groß"
Laura Feiersinger sieht ebenso diesen positiven Trend: "Wir haben noch nie so gegen Frankreich Fußball gespielt. Wir hatten mehr Ruhe am Ball. Oft hat uns das in der Vergangenheit gefehlt. Das hatten wir heute ein bisschen drinnen. Ich hoffe natürlich, dass wir das in den nächsten Spielen so weiter umsetzen können."
Die Performance konnte das Team am Dienstag nicht in Punkte ummünzen. "Die Enttäuschung ist schon groß. Wir haben gesehen, da ist heute was möglich. Es ist extrem bitter, keinen Punkt mitzunehmen", meint Hanshaw.
Nach zwei Spieltagen in der höchsten Nations League Gruppe A hält Rot-weiß-rot bei einem Zähler. Gegen Norwegen holte das Team vergangenen Freitag ein 1:1-Remis. "Rein gefühlt bin ich der Meinung, dass wir heute eher einen Punkt verdient haben als in Oslo. Wir haben heute durch ein dummes Tor verloren. Die Enttäuschung ist groß", zieht Teamchefin Fuhrmann Bilanz aus der Länderspielpause.
Ende Oktober geht es weiter mit zwei Partien gegen Portugal. "Wir haben ein ambitioniertes Ziel in einer sehr schweren Gruppe, die Liga A halten. Mit dem notwendigen Mut und der notwendigen Sicherheit im Ballbesitz ist das alles möglich", gibt die Trainerin die Richtung vor.
Abhängig ist sie von der Fitness der Spielerinnen. Sie hofft, dass ihr weitere Verletzungen erspart bleiben. In diesem Lehrgang konnte sie auf nahezu alle Spielerinnen bauen.
Gegen Portugal könnten Julia Hickelsberger-Füller und Lisa Kolb zurückkommen. Das wäre laut Fuhrmann wichtig, "damit wir noch mehr Geschwindigkeit an der letzten Linie dazugewinnen".
"Wir werden alles versuchen"
Sie sieht die Gruppe weiterhin eng. "Es wird noch ein Kraftakt werden. Wir werden alles versuchen, dieses Ziel (den Klassenerhalt, Anm.) zu erreichen", meint die Teamchefin
Insgesamt präsentiert sich der österreichische Frauen-Fußball aktuell in Top-Form, mit Platz 16 in der Weltrangliste befindet man sich auf einem Allzeithoch.
"Wir haben junge Spielerinnen, die früh ins Ausland gehen, die Familie früh verlassen. Sie riskieren einfach sehr viel für den Fußball, dass sie sich weiterentwickeln. Wir müssen gemeinschaftlich zusammenstehen. Wir müssen versuchen in Österreich diesen Hype, diese Sichtbarkeit zu verschaffen. Wir brauchen Infrastrukturen. Ich kann nur von Deutschland sprechen. Sie gehen voll voran. Wir müssen in Österreich die Vereine animieren, dass wir weiterhin Gas geben", hofft Barbara Dunst auf die nächsten Schritte im heimische Frauen-Fußball.