Für Österreichs Frauen-Nationalteam startet am Pfingstmontag in Bad Tatzmannsdorf der Countdown für die EM in England.
Teamchefin Irene Fuhrmann hat im ersten von zwei Vorbereitungscamps noch nicht den gesamten Kader zur Verfügung, der Großteil der Stammkräfte ist aber an Bord. Fuhrmann ist froh, dass sie nach intensiven Wochen mit vielen Terminen abseits des Platzes und Problemen bei der Testspielplanung, endlich wieder mit ihren Spielerinnen arbeiten kann.
"So wie die letzten Wochen laufen, war ich noch nie so wenig Trainerin wie derzeit, was die Zeit betrifft, wo ich mich mit Gegnern und dem eigenen Spiel beschäftigen kann. Es geht sehr viel um Medientermine, das Rundherum, was auch mein Job ist", sagte die ÖFB-Teamchefin im APA-Gespräch.
Sie habe erst lernen müssen nach so einem Tag nicht zu denken, wieder nichts gemacht zu haben. "Es ist im professionellen Fußball einfach so, dass du wirklich Manager bist. Du musst in allen Bereichen den Überblick haben und entscheiden und dann auch den Kopf hinhalten", so Fuhrmann.
Test gegen Schottland fällt aus
Delegieren ist da ein wichtiges Thema. Auch damit hat sich die Wienerin erst anfreunden müssen. "Inhaltlich viel zu delegieren habe ich in den letzten zwei Jahren und gefühlt jetzt im Frühjahr noch einmal mehr ganz stark lernen müssen und auch, dass ich auf mich selber schaue. Weil vor ein paar Wochen habe ich das Gefühl gehabt, wenn es so weitergeht, bin ich schon müde bevor die EURO anfängt, und das kann es nicht sein."
Die Stimmung trübte zuletzt ein nicht zustande gekommenes Testspiel gegen Schottland. Die Schotten mussten aufgrund einer kurzfristig angesetzten WM-Quali-Nachtragspartie gegen die Ukraine absagen.
"Unsere drei EM-Gegner kommen alle über die Körperlichkeit, da wäre Schottland als physischer, robuster Gegner prädestiniert gewesen", sagte Fuhrmann. Die Suche nach einem Ersatz gestaltete sich schwieriger als gedacht. Am Donnerstagabend wurde mit Montenegro für 22. Juni spät doch noch ein Gegner gefunden.
Erste Erfahrungen mit VAR
Gespielt wird in der BSFZ Arena und damit in einem Männer-Bundesligastadion. Sehr zur Freude von Fuhrmann, da dadurch mit einem Video Assistant Referee (VAR) geprobt werden kann.
Im Gegensatz zur Qualifikation wird dieser bei der Endrunde eingesetzt. "Da kaum jemand Erfahrung mit dem VAR hat, wollen wir das auch einfließen lassen. Es ist schon ein Unterschied, ob du drei, vier Unterbrechungen hast, und vier bis sechs Minuten auf einmal stehst und dann wieder voll Spannung haben musst", so die 41-Jährige.
Für Kopfzerbrechen sorgt auch der Fitnesszustand einiger Spielerinnen. Innenverteidigerin Virginia Kirchberger (Schien- und Wadenbeinbruch), die Stürmerinnen Stefanie Enzinger (Meniskus-OP) und Katja Wienerroither (Syndesmoseband) sowie Torfrau Jasmin Pal (Kreuzbandriss) haben nach Verletzungspausen den Sprung in den vorläufigen 25-Frau-Kader zwar geschafft.
Auf alle vier wartet aber im Kampf um einen EM-Kaderplatz ein "Wettlauf mit der Zeit". Zudem war die in den letzten Jahren immer wieder verletzte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck zuletzt durch Knöchelprobleme gehandicapt.
EM-Kader noch nicht fix
"Es ist gut, dass wir noch eine gewisse Zeit haben", so Fuhrmann. Bei der UEFA muss der Kader bis 26. Juni genannt werden.
"Es ist nicht so, dass ich 23 Spielerinnen schon fix im Kopf habe. Ich halte mir da auch bewusst alles offen, weil ich in den letzten zwei Jahren gemerkt habe, dass man sich nicht zu früh auf etwas einstellen soll, weil noch so viel passieren kann."
Als Fixstarterin gilt Sarah Puntigam, die ÖFB-Rekordspielerin ist die große Abwesende im ersten Camp, in dem auch Maria Plattner, Julia Hickelsberger oder Jasmin Eder wegen ihres späten Saisonendes fehlen.
Vom Urlaub ins Teamcamp
Die, die anreisen, haben größtenteils eine mehrwöchige Fußballpause inklusive Urlaub hinter sich. In den Tagen vor dem Einrücken wurde ein individuelles Programm abgespult.
Zum Abschluss des Camps wartet am 12. Juni in Wiener Neustadt ein Test gegen Dänemark. Der zweite Lehrgang folgt zwischen 17. und 26. Juni. An diesem Tag geht in Lier die EM-Generalprobe gegen Belgien über die Bühne.
Ernst wird es dann erstmals am 6. Juli, wenn im ausverkauften Old Trafford in Manchester Gastgeber England im Turnier-Eröffnungsspiel der Gegner ist. Danach geht es gegen Nordirland und Norwegen. "Auch wenn die letzten Wochen extrem fordernd waren, steigt die Vorfreude auf die EM schön langsam", betonte Fuhrmann.