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Wienroithers Kreuzbandriss: "Sehr dankbar für die Erfahrung"

Im CL-Halbfinale riss sich die österreichische Arsenal-Kickerin Laura Wienroither im Mai 2023 das Kreuzband. Mit LAOLA1 spricht sie über ihren Weg zurück.

Wienroithers Kreuzbandriss: Foto: © GEPA/getty

Mit dem Champions-League-Finale im Visier reißt sich Laura Wienroither am 1. Mai 2023 im Halbfinal-Rückspiel gegen Wolfsburg beim Stand von 2:2 (Ges: 4:4) das Kreuzband. Am Ende scheidet Arsenal im ausverkauften Emirates Stadium nach Verlängerung aus und für Wienroither beginnt der lange Weg zurück.

Am Freitag feierte sie 14 Monate nach der Verletzung in ihrer oberösterreichischen Heimat ihr Comeback für das ÖFB-Nationalteam (1:1 gegen Island).

Vor dem Auswärtsspiel in Reykjavik (Dienstag, ab 21:30 Uhr im LIVE-Ticker) spricht die 25-jährige Außenverteidigerin mit LAOLA1 über einen schönen Sommer mit unglücklichen Umständen, Spiele im ausverkauften Emirates Stadium, die Trompeten ihrer Eltern in Ried und einen Vulkanausbruch im windigen Island.

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LAOLA1: Am Freitag war es soweit. 14 Monate nach deinem Kreuzbandriss hast du dein Comeback für das ÖFB-Team in Ried am Innkreis gegeben. Was war das für ein Gefühl?

Laura Wienroither: Es war sehr besonders. Es war ein langer Weg bis dorthin. Das Gefühl, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen, habe ich enorm vermisst. Dass das Ganze bei mir um die Ecke passiert, macht das Ganze noch besser.

Unter den Fans in Ried am Innkreis machten auch Wienroithers Eltern mit Trompeten ordentlich Stimmung.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du sprichst es an. Du bist Oberösterreicherin, spielst in Ried vor 3.800 Fans, die ordentlich Wirbel machen.

Wienroither: Ich kann mich noch erinnern, wo ich als kleines Kind bei der SV Ried im Stadion zuschauen war. Es ist schon lange her, dass ich das letzte Mal dort war. Es war richtig cool. Meine Eltern haben sich Trompeten gekauft. Ich konnte sie die ganze Zeit hören. Meinen Papa habe ich immer schreien gehört. Es ist schön zu sehen, dass Familie und Freunde mit ganzem Herzen dabei sind.

LAOLA1: Dann möchte ich noch auf das Spiel zurückblicken. 1:1 gegen Island, wie bewertest du das Ergebnis und eure Leistung?

Wienroither: Wir sind mit dem Ziel in das Spiel gegangen, drei Punkte mitzunehmen. Das ist uns leider nicht gelungen. Wir sind nicht an unser Leistungslimit gekommen. Es ist noch viel Potential nach oben. Es tut gut, dass wir am Dienstag wieder gegen Island spielen. Da können wir viele Sachen besser machen. Wenn wir unser Potential ausschöpfen, können wir sie schlagen.

LAOLA1: Am Samstag folgte dann die Reise nach Island. Was sind die ersten Eindrücke vor Ort?

Wienroither: Es ist sehr windig und kalt. Es ist aber ein sehr schönes Land. Es ist überall sehr sauber. Es ist sehr ruhig, man sieht wirklich sehr wenig Leute. Ich würde hier gerne mal Urlaub machen, es gibt viele schöne Sachen zum Anschauen. Wir haben am Samstag bei der Busfahrt einen Vulkanausbruch gesehen. Das sind Sachen, die es daheim einfach nicht gibt.

"Ich bin mit dem Gefühl - 'Ich weiß jetzt nicht, wie es wird' - hingefahren. Ich war lange weg. Von der ersten Minute war es aber wie Heimkommen. Es hat sich nichts verändert. Da habe ich realisiert, wie sehr ich das wirklich vermisst habe."

Laura Wienroither über ihre Nachnominierung im April

LAOLA1: Die Parole der Spielerinnen und der Teamchefin nach der Partie in Ried lautete: Drei Punkte in Island (Hier nachlesen >>>). Was gilt es besser zu machen?

Wienroither: Ich glaube schon, dass unser Kader sehr viel Qualität mitbringt. Spielerisch können wir eine sehr gute Mannschaft sein. Wir müssen unsere Stärken auf den Platz bringen. Wir müssen versuchen, so viele Torchancen wie möglich herauszuspielen. Es gilt, die nötige Kreativität ins Spiel zu bringen. Auf der anderen Seite müssen wir ihre Stärken entschärfen. Sprich: Die langen Bälle und die Geschwindigkeit in der vorderen Reihe.

LAOLA1: Bereits im letzten Lehrgang wurdest du für das Nationalteam nachberufen, obwohl du noch keinen Einsatz für die Arsenal-Profis absolviert hattest. Wie ist es dazu gekommen?

Im April wird Wienroither auch ohne Profi-Einsatz für Arsenal ins ÖFB-Team nachnominiert.
Foto: © GEPA

Wienroither: Ich habe während meiner gesamten Reha-Zeit immer ein Feedback über meinen Fitnesszustand gegeben. Am Anfang war ich auf Abruf, das war für mich komplett überraschend. Ich hatte nur 45 Spielminuten in der U21 in den Beinen. Am Sonntagabend wurde ich nachberufen. Montagfrüh ging es dann nach Österreich. Es ist alles schnell gegangen. Ich habe mich mega-gefreut. Der Lehrgang war in meiner Heimat Oberösterreich. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch über einen längeren Zeitraum meine Familie nicht gesehen.

LAOLA1: Nach über einem Jahr bist du wieder zum Team gestoßen. Wie wurdest du aufgenommen?

Wienroither: Richtig gut. Ich bin mit dem Gefühl - "Ich weiß jetzt nicht, wie es wird" - hingefahren. Ich war lange weg. Von der ersten Minute war es aber wie Heimkommen. Es hat sich nichts verändert. Da habe ich realisiert, wie sehr ich das wirklich vermisst habe.

LAOLA1: In deiner Abwesenheit wurde mit dem Klassenerhalt in der Nations League im Herbst ein Ausrufezeichen gesetzt. Wie hast du das verfolgt?

Wienroither: Die Spiele habe ich sehr intensiv verfolgt. Ich habe ihnen sehr gerne zugeschaut. Sie haben einen richtig guten Fußball gespielt. Man sieht, dass eine komplette Einheit am Platz steht. Sie haben konstant Leistungen gebracht. Es war interessant, das Ganze aus einer etwas anderen Perspektive zu verfolgen.

LAOLA1: Die EURO 2025 in der Schweiz ist das nächste große Ziel. Halbfinale und Viertelfinale konnten bei den letzten Europameisterschaften erreicht werden. Wie weit ist die Mannschaft jetzt?

Wienroither: In erster Linie ist es wichtig, dass wir uns überhaupt qualifizieren. Es ist kein leichter Weg. Es stehen noch ein paar Spiele bevor, die wir positiv bestreiten müssen. Gelingt uns dies, dann glaube ich schon, dass wir eine Wettkampfmannschaft sind. Wenn es darauf ankommt, können wir immer performen. Wenn wir die Quali schaffen, schauen wir uns die Zielsetzung für das Turnier an.

Im ausverkauften Emirates Stadium reißt sich Wienroither im CL-Halbfinale das Kreuzband.
Foto: © gettyGEPA

LAOLA1: Jetzt möchte ich noch einen Blick auf dein Comeback werfen. Im Halbfinale der Champions League der vergangenen Saison reißt du dir das Kreuzband. Was waren deine Gedanken in diesem Moment?

Wienroither: Wo es passiert ist, war ich ab der ersten Sekunde gefasst. In dem Moment habe ich gewusst, es muss das Kreuzband sein. Ich habe versucht, logisch zu denken. Ich habe gewusst, dass ich ein richtig gutes Umfeld um mich habe. Solche Sache gehören im Fußball dazu. Darauf solltest du ein bisschen vorbereitet sein. Es ist mir von Anfang an sehr gut gelungen.

LAOLA1: Dann folgt die Operation und anschließend die Reha. Wie viel Kontakt hattest du dann noch zur Mannschaft?

Wienroither: Ich wurde in London operiert. Die ganze Reha habe ich beim Verein absolviert. Zu dem Zeitpunkt hatten wir viele Verletzte. Deswegen haben wir den ganzen Sommer miteinander verbracht. Neben der Reha haben wir auch außerhalb des Platzes viel Zeit miteinander verbracht. Es war ein schöner Sommer unter unglücklichen Umständen. Wir haben das beste daraus gemacht. Wir hatten Frühstück gemeinsam mit der Mannschaft. Danach waren sie am Platz, wir in der Reha. Nachher haben wir gemeinsam zu Mittag gegessen. Man hatte immer das Gefühl dazuzugehören.

"Ich bin der Meinung, dass der Terminkalender der FIFA und UEFA sehr schwer tragbar ist. Viele Verletzungen sind wohl dem geschuldet. Von oben wird viel auf uns geworfen. Zwei Lehrgänge in diesem Sommer sind alles andere als easy."

Laura Wienroither

LAOLA1: Du bist sehr positiv mit der Situation umgegangen, hast immer davon gesprochen, dass du etwas daraus lernen kannst. Was konntest du genau mitnehmen aus der Verletzungspause?

Wienroither: Ich nehme sehr enge Freundschaften mit. Das ist der größte Positivpunkt. Ich hatte besondere Menschen an meiner Seite. Ich habe realisiert, welch super Support-Netzwerk ich mit Familie und Freunden habe. Körperlich bin ich wieder in einem guten Zustand, wahrscheinlich besser wie zuvor. Ich bin auch als Person gewachsen. Für die Erfahrung bin ich sehr dankbar.

LAOLA1: Im Frauenfußball sind Kreuzbandrisse keine Seltenheit. Gibt es dafür eine Erklärung?

Wienroither: Es ist sehr schwierig herauszufinden, woran es am Ende wirklich liegt. Es ist wichtig, dass Researches gemacht werden. Ich bin der Meinung, dass der Terminkalender der FIFA und UEFA sehr schwer tragbar ist. Viele Verletzungen sind wohl dem geschuldet. Von oben wird viel auf uns geworfen. Zwei Lehrgänge in diesem Sommer sind alles andere als easy. Da ist wenig Zeit für eine Pause, die der Körper braucht.

LAOLA1: Seit Jänner 2022 bist du bei Arsenal, davor warst du in Deutschland bei Hoffenheim. Für viele ist England die Topliga weltweit. Würdest du dem zustimmen?

Die Arsenal-Fans stehen hinter Männer- und Frauenteam
Foto: © getty

Wienroither: Die Qualität hier ist durch die Bank sehr gut. Auch was das Drumherum betrifft, ist England meilenweit vorne. Frauenmannschaften spielen oft in großen Stadien, es kommen viele Leute zuschauen. Bei uns ist das Emirates Stadium jetzt die Hauptspielstätte. Da siehts du, dass der Frauenfußball in die richtige Richtung geht. Die Vereine stehen dahinter und pushen das Ganze.

LAOLA1: Du sprichst das Emirates Stadium an. Wie geil ist es dort vor ausverkauftem Haus zu spielen?

Wienroither: Rein wenn wir so darüber reden, bekomme ich Gänsehaut. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Wenn mir das jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich gesagt: "Niemals!". Die Entwicklung war rasant. Die Stadien sind ausverkauft und die Stimmung ist richtig gut. Es sind nicht 60.000 Leute im Stadion und es ist leise. Es ist ein richtig cooles Zeichen. Die Connection von Männer- und Frauen-Mannschaft mit den Fans ist ein Vorreiter für viele andere Mannschaften.

LAOLA1: Der Verein nimmt den Frauenfußball also sehr ernst. Wie sieht es aus bezüglich Trainingsbedingungen?

Wienroither: Wir sind am gleichen Gelände mit den Männern. Wir haben aber unseren eigenen Bereich. Das Gym teilen wir mit den Männern. Das ist richtig cool. Die Rasenplätze sind überragend. Wir können uns glücklich schätzen.

LAOLA1: Es kommt also vor, dass du den männlichen Stars à la Ödegaard im Fitnessstudio über den Weg läufst.

Wienroither: Ja genau, das kommt schon einmal vor.

Der Gewinn des Cuptitels reicht für die Ansprüche Arsenals nicht.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Arsenal hat die Saison auf Platz drei in der Liga beendet, den Cup konntet ihr gewinnen. Wie zufrieden ist man damit?

Wienroither: Wenn du dir unseren Kader anschaust, dann finde ich schon, dass wir erfolgreicher sein müssen. Wir sind an der Qualifikation für die Champions League gescheitert, das war eine große Enttäuschung. Es muss unser Anspruch sein, zumindest in der Gruppenphase zu spielen. Wenn jetzt der Kern der Mannschaft zusammenbleibt, haben wir viel Potential. Wenn du bei Arsenal bist, hast du den Anspruch, Titel zu gewinnen. Mit dem Cup haben wir einen geholt, wir müssen aber noch konstanter werden.

LAOLA1: Ein Jahr davor schaute es in der Champions League noch richtig gut aus. Im Halbfinale war gegen Wolfsburg in der Verlängerung erst Schluss, bei jenem Spiel, wo du dich verletzt hast. Welchen Stellenwert hat der Bewerb?

Wienroither: Es heißt nicht ohne Grund Königsklasse. Es muss unser Anspruch sein, dieses Jahr die Qualifikation zu überstehen. Danach gilt es so gut wie möglich zu performen.

LAOLA1: Du bist als Österreicherin zu Arsenal gekommen. Wird man dort zu Beginn noch belächelt oder nehmen sie dich schon sehr ernst?

Wienroither: Du wirst definitiv ernst genommen. England ist generell sehr offen, es gibt viele internationale Spielerinnen. Wenn du Leistung bringst, macht niemand einen Unterschied, wo du herkommst.


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