Die ÖFB-Frauen haben sich mit ihrem Erfolgslauf bei der EURO 2017 am ganzen Kontinent einen Namen gemacht. Nur noch Dänemark (18:00 Uhr in Breda) trennt das Sensationsteam vom Finale.
Noch vor drei Wochen waren Nina Burger, Sarah Zadrazil oder Nicole Billa bei weitem nicht so bekannt, wie sie es nun sind. Doch was gibt es abseits des Platzes über die neuen Heldinnen des Landes zu sagen?
LAOLA1 hat zehn wissenswerte Fakten über die österreichischen Frauen zusammengetragen:
Sportliche Multitalente…
Einige der ÖFB-Mädels haben sich auch schon in anderen Betätigungsfeldern erfolgreich engagiert. Stürmerin Nicole Billa ist dreimalige Welt- und Europameisterin im Kickboxen! Als Kind war sie zu brav, konnte sich nie durchsetzen – da schickte sie ihre Mutter kurzerhand zum Kampfsport, um das Selbstvertrauen zu pushen. Dem Zweikampfverhalten hat das sicher nicht geschadet, auch wenn die 21-Jährige selbst sagt, dass sie ihre Beine beim Kickboxen kaum verwendet hat – aus technischen Gründen. Mit Laura Feiersinger, die im Biathlon Treffsicherheit bewies, und Katharina Schiechtl, die Skispringerin war, zeigten auch zwei ihrer Kolleginnen ihre Vielseitigkeit. Letztere ließ ihr fußballerisches Können im Nachwuchs von Wacker Innsbruck übrigens auch an der Seite von Alessandro Schöpf früh aufblitzen.
…und musikalische Begabungen
Innenverteidigerin Marina Georgieva hat zwar erst ein Länderspiel vorzuweisen, ist als DJ aber schon jetzt wichtiger Bestandteil des Teams und mitverantwortlich für die musikalische Untermalung der jüngsten Parties. Die 20-Jährige hat auch eigenes musikalisches Talent vorzuweisen und besitzt Können am Klavier. Dieses versucht sie an ihre Teamkolleginnen weiterzugeben: Carina Wenninger und Sarah Puntigam lernen erst einmal Basics, nämlich "I am from Austria“. Und jede zusätzliche Runde, die das Team übersteht, erhöht die Chancen, dass sie es am Ende des Turniers auch wirklich können…
Der LAOLA1-Wordrap mit Kickbox-Champ Nicole Billa:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Kickerinnen brauchen feste Standbeine
Vom Frauenfußball können nur die wenigsten leben. Dementsprechend sind meisten auf ein zweites berufliches Standbein angewiesen: ÖFB-Rekordtorschützin Nina Burger ist Polizistin auf einer Dienststelle im neunten Wiener Gemeindebezirk, gegenwärtig allerdings in Karenz, um ihre Profikarriere verfolgen zu können. Sarah Zadrazil hat eine fertige Ausbildung als Kindergartenpädagogin und könnte jederzeit vom Rasen zu den Kindern "umsteigen“. Dabei hat sie etwas mit Nicole Billa gemeinsam, die tatsächlich auf Vollzeitbasis als Erzieherin arbeitet. Bei den Damen der TSG Hoffenheim ist Berufstätigkeit nämlich trotz der Bundesliga-Teilnahme Usus. Für Jasmin Pfeiler steht nach der EURO ein großes Projekt an: Sie will sich als Installateurin selbständig machen.
Viel in den Köpfen
Das ÖFB-Team weist eine überdurchschnittlich hohe Akademikerinnenquote auf: Laura Feiersinger schreibt sogar in den Niederlanden an ihrer Bachelorarbeit in Sportwissenschaft herum. Fachlich verwandt ist Sarah Zadrazil, die während ihrer Zeit an der East Tennessee State University den Bachelor in "Physical Education“ machte, auch Carina Wenninger strebt einen Titel im Bereich "Fitness- und Health-Management“ an. Zadrazil nachgemacht hat es Sophie Maierhofer, die aktuell an der University of Kansas kickt. Viktoria Schnaderbecks Fach ist Sportmanagement, Nadine Prohaska (Wirtschaftsrecht) und Stefanie Enzinger (Betriebswirtschaftslehre) sind im wirtschaftlichen Bereich unterwegs. Katharina Schiechtl macht in Bremen etwas ganz anderes: Geowissenschaften.
Der göttliche Segen?
Lisa Makas ist sicher der Pechvogel des Turniers. Gegen Spanien zog sich die 25-Jährige ihren vierten Kreuzbandriss zu. Dabei vertraut sie eigentlich auf Beistand von oben, ist selbst sehr gläubig und hat in der Religion einen Rückzugsort gefunden. Dementsprechend feierte sie ihr Tor gegen Frankreich auch mit einer Geste nach oben. Ihre treuesten Fans sind die Mönche aus dem Stift Heiligenkreuz: Dort war sie Lehrling im Klostergasthof, 2007 kochte sie für Papst Benedikt XVI. bei dessen Besuch in der Abtei im Wienerwald.
Die liebe Verwandtschaft
Dass Nadine Prohaska nicht mit Herbert, Laura Feiersinger als Tochter eben schon mit Wolfgang verwandt ist, dürfte mittlerweile durchgedrungen sein. Um Viktoria Schnaderbeck schart sich sogar eine ganze Fußballfamilie: Cousin Nummer eins, Sebastian Prödl, läuft gelegentlich für die ÖFB-Männer auf. Cousin Nummer zwei, Jakob Kicker, steht beim SC Ritzing zwischen den Pfosten. Und Bruder David brachte es vor seinem verletzungsbedingten Abschied aus dem Profifußball auf einen Bundesliga-Einsatz für den SK Sturm Graz (eine Halbzeit bei der 1:2-Niederlage gegen Wr. Neustadt am 5. Mai 2014). Virginia Kirchbergers Tante Sonja ist hingegen als Schauspielerin bekannt, etwa aus dem Film "Venusfalle“.
Der LAOLA1-Wordrap mit Frau Inspektor Nina Burger:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Der Nachwuchs wird aktiv unterstützt
Schon selbst für Verwandtschaft gesorgt wurde im ÖFB-Team in den wenigsten Fällen. Teamchef Dominik Thalhammer wird auch privat von zwei Mädels auf Trab gehalten, seinen siebenjährigen Zwillingstöchtern, die sich schon in den Niederlanden am Rasen tummelten – nach dem Halbfinaleinzug gegen Spanien. Ersatztorhüterin Jasmin Pfeiler ist die einzige Mutter im Team, sie hat eine zwölfjährige Tochter und einen vierjährigen Sohn. Damit ist sie auch nationenübergreifend eine der wenigen Ausnahmen.
Ein Treffen der Generationen
Jasmin Pfeiler hat aber noch eine weitere Besonderheit inne: Das Alter. Vergangenen Freitag wurde sie 33 Jahre alt und ist nebenbei die einzige Spielerin im ÖFB-Kader, die während der EURO 2017 einen Geburtstag zu feiern hat. Und das auch nur, weil die Gruppenphase überstanden wurde. Sie ist die einzige(!) eingesetzte Spielerin der gesamten, sechsjährigen "Ära Dominik Thalhammer“, die ihren Dreißiger schon hinter sich hat. Das ÖFB-Team besticht durch Jugend, weist mit 23,22 Jahren den niedrigsten Altersschnitt aller teilnehmenden Nationen und mit Katharina Naschenweng, Barbara Dunst, Viktoria Pinther und Jennifer Klein auch ein Teenager-Quartett auf. Letztere stand bei der U19-EM 2016 nur auf Abruf im Kader – weil sie mit ihren 17 Jahren zu jung war!
Vergiss nie, wo du herkommst
Das gilt nicht nur für Verena Aschauer, die diesen Spruch sogar tätowiert hat. Nebst einem Engel mit Kompass, der die Familie der früh ausgezogenen Wienerin in ihrer Abwesenheit bewachen soll. Manuela Zinsberger wird in ihrem Heimatort Niederhollabrunn beim Public Viewing nicht nur von Onkel Ernst und Tante Doris Winkler unterstützt, die Inhaber des Buschenschanks "Traubengarten“ sind – wo die Torhüterin früher als Kellnerin aushalf. Und Carina Wenninger ist zweitprominentestes Kind der Ortschaft Thal in der Steiermark, da muss sie sich hinter Arnold Schwarzenegger anstellen.
Die kleinen und großen Rituale
Dass es von Laura Feiersinger nur wenige Fotos ohne ihre beiden Haarzöpfe gibt, ist kein Zufall: Diese "Matchtag-Frisur“ macht sich die Mittelfeldspielerin schon am jeweiligen Morgen zurecht. Wesentlich tiefergehende Rituale verfolgt Dominik Thalhammer, der abergläubisch ist. "Es betrifft auch viele Abläufe im Trainingsbetrieb, es sind viele Kleinigkeiten“, gibt der Teamchef zu, der im Erfolgsfall auch etwas länger auf die gleiche Krawatte vertraut – und ÖFB-Pressesprecherin Iris Stöckelmayr bei der Abschluss-Pressekonferenz dringend bat, zu seiner Linken Platz zu nehmen.