Der Formalakt ist erledigt, Klaus Mitterdorfer wurde am Samstag zum neuen ÖFB-Präsidenten gewählt. Jetzt kann gearbeitet werden.
Der neue Chef des österreichischen Fußball-Bundes wünscht sich, dass dabei alle an einem Strang ziehen und "dass es uns gelingt, dass der Fußball in all seinen Facetten wieder im Mittelpunkt der Arbeit steht. Es wäre wichtig, dass es Eitelkeiten und Machtspiele nicht mehr gibt".
Damit spricht Mitterdorfer klar die ÖFB-internen Unstimmigkeiten sowie diverse Querschüsse einiger Landespräsidenten in den vergangenen Monaten an.
"Was des Präsidium anbelangt, wäre es wünschenswert, wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht vorkommt - wie ein Schiedsrichter, der nicht auffällt, wenn er gut pfeift", so der Kärntner.
Will er seine Vorhaben umsetzen, braucht Mitterdorfer diesen Rückhalt aus den eigenen Reihen auch. Neben der Weiterentwicklung des Sports auf Breiten- und Spitzenebene stehen wichtige Punkte wie das geplante Infrastrukturprojekt in Wien-Aspern und die Erarbeitung einer Strategie für die kommenden fünf Jahre auf dem Programm der kommenden Monate.
Im APA-Interview spricht Präsident Mitterdorfer nach seiner Wahl über das dringend benötigte ÖFB-Zentrum in Wien-Aspern, wie er Ungereimtheiten im Präsidium künftig vermeiden will und seinen Startvorteil durch das A-Nationalteam.
"Es ist es schade, dass es nicht so harmonisch läuft, wie es laufen sollte. Mein Ziel ist es, dass wir einen gemeinsamen Weg finden. Doch wenn der Weg nicht gestaltbar ist, müssen wir einen anderen gehen."
Frage: Was sind die Ihrer Meinung nach dringendsten Aufgaben, die Ihnen in Ihrem neuen Amt bevorstehen?
Mitterdorfer: Wichtig ist, dass wir die Kräfte bündeln, damit Aspern realisiert wird und wir noch heuer beginnen können. Da gilt es noch ein paar Fragen zu Rechtssicherheit und Förderverträgen abzuklären. Wir benötigen das dringend, weil wir eine Basis für die Nationalteams brauchen. Außerdem sitzt die Geschäftsstelle auf engstem Raum, das sind keine angenehmen Arbeitsbedingungen. Aber natürlich muss alles unter Beachtung der Finanzierbarkeit passieren. Ein anderes Thema ist die wertschätzende Team-Orientierung. Das ist mir überall wichtig, im Präsidium, aber auch in der Geschäftsstelle. Ich möchte Wege finden, wie wir Reibungsflächen bestmöglich verhindern können.
Frage: Wie wichtig wäre gerade angesichts der Vorkommnisse in den vergangenen Monaten ein einheitliches Auftreten des Präsidiums?
Mitterdorfer: Das zu erreichen, ist eines meiner größten Ziele. Ob es mir gelingt, kann ich nicht sagen, aber ich werde versuchen, die Leute mit vielen Gesprächen einzubinden und mitzunehmen. Wie auch immer das Zusammenwirken im Präsidium ist, alle haben große Stärken, und die will ich nutzen. Ich kann nicht versprechen, dass es nie mehr Ungereimtheiten geben wird, aber ich werde alles dafür tun.
Frage: Differenzen gibt es auch zwischen Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Wie wollen Sie dieses Problem angehen?
Mitterdorfer: Beide haben wesentliche Stärken. Grundsätzlich ist es schade, dass es nicht so harmonisch läuft, wie es laufen sollte. Ich habe mit beiden schon viele Einzelgespräche geführt. Nächste Woche planen wir, uns ein paar Stunden zusammenzusetzen und die Dinge offen anzureden. Mein Ziel ist es, dass wir einen gemeinsamen Weg finden. Doch wenn der Weg nicht gestaltbar ist, müssen wir einen anderen gehen.
Frage: Sind prinzipiell Personalrochaden im ÖFB geplant?
Mitterdorfer: Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, da etwas zu tun. Der ÖFB hat tolle Mitarbeiter mit unheimlich viel Qualität und menschlichem Feingefühl. Man muss nur Reibungsflächen verhindern und die Leute arbeiten lassen.
Frage: Immer wieder aufs Tapet kommt auch die Frage nach einer Strukturreform im ÖFB. Wie ist Ihre Meinung in dieser Angelegenheit?
Mitterdorfer: Das Thema schwirrt deshalb herum, weil wir uns teilweise selbst blockiert haben. Wenn das wegfällt, braucht man sich gar nicht viel um das Thema Struktur Gedanken machen. Wir müssen das nutzen, was wir haben.
"Ich werde mir nicht anmaßen, mich bei Themen wichtig zu machen, wo es Experten gibt, die gescheiter sind als ich, zum Beispiel in der Teamchef-Frage."
Frage: Welche Amtsführung kann man von Ihnen erwarten?
Mitterdorfer: Inhaltlich werde ich mich sicher einbringen, wo ich mich einbringen kann. Aber ich werde mir nicht anmaßen, mich bei Themen wichtig zu machen, wo es Experten gibt, die gescheiter sind als ich, zum Beispiel in der Teamchef-Frage. In der Außendarstellung werde ich ruhig, zurückhaltend und besonnen sein. So habe ich es auch in Kärnten gemacht, das entspricht meinem Naturell.
Frage: Wie wichtig ist die aktuelle Euphorie um das Männer-A-Nationalteam im Zusammenhang mit Ihrem Amtsantritt?
Mitterdorfer: Das ist absolut ein Startvorteil. Wenn das Männer-Team erfolgreich ist, reißt das mit und erzeugt auch eine gewisse Ruhe, weil man nicht eine zusätzliche Baustelle hat. Teamchef Rangnick und sein Team sind nicht nur von der Qualität her Top-Leute, sondern auch angenehme Menschen, davon konnte ich mich in Gesprächen persönlich überzeugen. In den Gesprächen mit dem Teamchef und der Mannschaft habe ich zum Ausdruck gebracht, dass ich da sein werde, wenn sie Unterstützung brauchen. Wenn sie gut spielen, gibt es eh viele, die sich sonnen. Da muss ich nicht auch noch in der ersten Reihe stehen.
Frage: Ihre Amtszeit läuft bis 2025, wollen Sie auch darüber hinaus ÖFB-Präsident bleiben?
Mitterdorfer: Das an einer Zeit festzumachen, halte ich nicht für sinnvoll. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nach einer kurzen Zeit ein Mosaiksteinchen zu einer positiven Entwicklung beitragen konnte, ist es auch okay. Wenn man mir das Vertrauen schenkt, dass ich es länger mache, mache ich es länger. Doch ich klammere mich nicht daran.
Frage: Was ist Ihre Vision, wie soll der ÖFB am Ende Ihrer Amtszeit dastehen?
Mitterdorfer: Was des Präsidium anbelangt, wäre es wünschenswert, wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht vorkommt - wie ein Schiedsrichter, der nicht auffällt, wenn er gut pfeift. Es wäre wichtig, dass es Eitelkeiten und Machtspiele nicht mehr gibt. Und der ÖFB soll natürlich mit seinen Nationalteams bestmöglich erfolgreich sein.