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Neues Akademie-System: Wer ist dabei? Wie funktioniert's?

Zwei Leistungsstufen, 25 Bewerber. So funktioniert die Nachwuchsarbeit in Österreichs Fußball in der Zukunft:

Neues Akademie-System: Wer ist dabei? Wie funktioniert's?

Gut Ding braucht Weile. Im Dezember 2021 hat LAOLA1 erstmals exklusiv berichtet, dass das Akademie-System im österreichischen Nachwuchsfußball umgekrempelt werden soll. Hier Nachlesen >>>

Ein Jahr danach, viele Gespräche, Experten-Runden und Diskussionen später, wurde die neue Akademie-Struktur vom ÖFB-Präsidium grundlegend beschlossen.

"Unsere Arbeit endet damit aber noch nicht", sagt Martin Scherb, Gesamtleiter der Abteilung Talenteförderung im Fußballbund.

"Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Talenteförderung evaluiert und fast in allen Bereichen Anpassungen vorgenommen. Doch das ist ein andauernder Prozess, wir dürfen den internationalen Anschluss nicht verpassen und müssen unseren Talenten die bestmögliche Förderung zur Verfügung stellen", sagt er.

Bis zu 28 Ausbildungsstätten werden künftig Lizenzen in zwei Kategorien bekommen. Aktuell gibt es 25 Interessenten. LAOLA1 erklärt, wie das Akademie-System künftig funktioniert und wer dabei sein will.

Wie ist der Status quo?

Es gibt 13 Akademien mit offizieller ÖFB-Lizenz. Sie tragen in den ÖFB-Jugendligen (U18, U16, U15) ihre Meisterschaften ohne Auf- und Absteiger aus.

Eigentümer der Akademien können die jeweiligen Landesverbände sein (z.B. Burgenland) oder Vereine (z.B. Austria Wien, Austria Klagenfurt). Zudem gibt es Mischformen, in denen Verbände und Vereine kooperieren (z.B. Steiermark-Sturm Graz).

Es gibt mehrere Kriterien, die zu erfüllen sind, um eine Lizenz zu erlangen:

  • Strukturelle, betriebswirtschaftliche und organisatorische Kriterien (Buchhaltung, Budget, ausgearbeitetes Nachwuchsprogramm, etc.)

  • Infrastrukturelle Kriterien (Trainingseinrichtungen, Anlagen für die Spiele, etc.)

  • Personal-Kriterien (Besetzung der Geschäftsstelle, Sportlicher Leiter und Trainer mit entsprechenden Trainer-Lizenzen, Schulkoordinator, Medizinisches Personal, etc.)

  • Betreuungs-Kriterien (medizinisch, sportwissenschaftlich, schulisch, etc.)

  • Schulische Kriterien (Schulische Kooperationen, Lehrlingsmodelle)

Wie sieht die neue Struktur aus?

Es werden "große" und "kleine" Lizenzen vergeben. Wer in den ÖFB-Jugendligen mitspielen will, benötigt weiterhin eine Akademie-Lizenz. Ab der Saison 2024/25 wird die Zahl der Teilnehmer an den ÖFB-Jugendligen wieder auf zwölf Teams reduziert.

Die "kleine" Lizenz ist jene, die neu eingeführt wurde. Wer sie erhält, betreibt künftig ein "ÖFB-Nachwuchszentrum", kurz NWZ, und nimmt an der "Jugendregionalliga" teil. In der optimalen Endausbaustufe sind maximal 16 Teilnehmer geplant, die in zwei nach regionalen Gesichtspunkten aufgeteilten Ligen die zweithöchste Leistungsstufe darstellen.

Was ist der Unterschied?

Die Anforderungen für eine Akademie-Lizenz sind wesentlich höher als jene für eine NWZ-Lizenz. Während das Betreiben einer Akademie aktuell ein Jahresbudget von rund einer Million Euro erfordert, ist bei einem NWZ mit 250.000 bis 300.000 Euro pro Jahr zu rechnen.

Aktuell ist zudem geplant, dass im NWZ nur U18- und U16-Teams im Meisterschaftsmodus antreten. Die Tendenz geht aber dahin, dass in naher Zukunft wie im Akademie-Bereich ebenfalls U15-Teams teilnehmen.

Wie werden die Lizenzen vergeben?

Die Lizenzdauer beträgt in allen Fällen jeweils vier Jahre. Die erste Lizenzperiode geht also von der Saison 2024/25 bis inklusive 2027/28. Allerdings werden diverse Mindeststandards, etwa Personal und Infrastruktur, jährlich überprüft.

Geplant ist, dass künftig ein unabhängiges Gremium, ähnlich dem Senat 5 in der Bundesliga, die Lizenzentscheidungen trifft. Derzeit sind noch die ÖFB-Gremien damit betraut.

Wer will mitmachen?

Bewerber für Akademie-Lizenz:

Bewerber

Bundesland
Red Bull Akademie Salzburg
FK Austria Wien Wien
SK Rapid Wien
FC Flyeralarm Admira Niederösterreich
Steiermark-Sturm Graz Steiermark
RZ Pellets WAC Kärnten
Burgenland Burgenland
Hypo Vorarlberg Vorarlberg
SK Austria Klagenfurt Kärnten
St. Pölten NÖ Niederösterreich
LASK OÖ Oberösterreich
SV Ried Oberösterreich
Tirol Tirol
GAK Steiermark
TSV Hartberg Steiermark
SKN St. Pölten Niederösterreich

Zusätzlich zu den 13 schon bestehenden, für die Jugendligen spielberechtigten Akademien hat auch der GAK schon eine Akademie-Lizenz, durfte zuletzt wegen der Evaluierungsphase noch nicht mitspielen.

Der TSV Hartberg hat zuletzt ebenfalls schon angesucht, die Kriterien aber nicht erfüllt, er versucht es nun erneut. Außerdem hat der SKN St. Pölten eine Akademie-Lizenz beantragt. In St. Pölten gibt es aktuell zwar schon eine Akademie, diese wird aber vom Landesverband betrieben.

Bewerber für NZW-Lizenz:

Bewerber

Bundesland
SKN St. Pölten Niederösterreich
FAC Wien Wien
First Vienna FC Wien
SV Horn Niederösterreich
SKU Amstetten/AFW Waidhofen Niederösterreich
Kapfenberger SV Steiermark
DSV Leoben Steiermark
FC Pinzgau Salzburg
TWL Elektra Wien
SAK Celovec/Klagenfurt Kärnten

Der SKN St. Pölten ist der einzige Verein, der um beide Lizenzen angesucht hat. Geschäftsführer Matthias Gebauer sieht es aktuell für Neubewerber nur schwer möglich, einen Startplatz in der Jugendliga zu ergattern. Er erklärt: "Deswegen sind wir auch weiterhin offen für eine Kooperation mit der Landesverbands-Akademie. Es wäre doch spannend, wenn sie in der Jugendliga und wir in der Jugendregionalliga spielen, dann könnten wir gegebenenfalls auch Spieler je nach Entwicklung oben oder unten zum Einsatz bringen."

Mit dem FAC, der Vienna, dem SV Horn und der Kapfenberger SV haben weitere Zweitligisten großes Interesse. Hinzu kommt der SKU Amstetten, der gemeinsam mit der Ausbildungsstätte AFW Waidhofen ein Nachwuchszentrum betreiben will.

Auch aus den Regionalligen ist Interesse da. "Der DSV Leoben stand früher schon für gute Nachwuchsarbeit. Das ist der Weg, den wir auch jetzt gehen wollen", sagt Obmann Mario Bichler, dessen Klub aus der Regionalliga Mitte in die Admiral 2. Liga aufsteigen will. Aus der Regionalliga Mitte hat auch SAK Celovec/Klagenfurt angesucht.

In der Regionalliga Ost oben mit dabei ist TWL Elektra. Der Klub aus Wien-Favoriten wird in naher Zukunft aus infrastrukturellen Gründen eher noch nicht um eine Lizenz für die 2. Liga ansuchen, hat aber große Pläne. Vor allem im Nachwuchs. "Unser Fokus liegt ganz klar darauf, den Nachwuchs zu forcieren", sagt Sportchef Branko Majic.

Der einzige Bewerber aus dem Westen ist aktuell der FC Pinzgau. "Wir sind infrastrukturell gut aufgestellt und denken, dass wir ein gutes Konzept haben", sagt Sektionsleiter Hannes Rottenspacher.

Wer fehlt?

Ursprünglich zeigten rund 25 Vereine Interesse an einer NWZ-Lizenz. Die meisten warten aber noch ab. "Grundsätzlich ist das schon sehr interessant, uns war das aber aktuell zu kurzfristig", sagt Dornbirns Sportchef Eric Orie. Adolf Solly, beim Wiener Sport-Club für den Nachwuchs verantwortlich, erklärt: "Bei uns haben aktuell andere Dinge Priorität. Aber in der Zukunft ist das für uns schon interessant."

Der große "Abwesende" ist der FC Blau-Weiß Linz. Der Stahlstadt-Klub bemüht sich um eine Kooperation mit der Akademie des LASK. Sollte keine Einigung zustandekommen, müsste der Klub im Falle eines Aufstiegs in die Bundesliga mangels Akademie-Kooperation eine (Straf-)Zahlung in der Höhe von 150.000 Euro an den Akademien-Fördertopf leisten.

Kooperationen mit Landesverbands-Akademien ziehen weiterhin auch der SCR Altach, Austria Lustenau und die WSG Tirol vor.

Was ist in der kommenden Saison?

Scherb bezeichnet 2023/24 als "Pilot-Saison". Die ÖFB-Jugendligen bleiben unverändert, werden also mit 13 Teilnehmern gespielt. Neu ist aber die Jugendregionalliga. Sie wird, sollten alle Bewerber Lizenzen bekommen, mit zwölf Teams ausgetragen. Es wird nur eine Liga sein, keine regionale Aufteilung geben.

Am 24. März wird bei einer Sitzung der ÖFB-Sportkommission beschlossen, wem die Lizenzen erteilt werden, anschließend werden die Empfehlungen dem ÖFB-Präsidium unterbreitet, das dann zustimmen muss.

Es gibt mehr Interessenten für Akademie-Lizenzen als Startplätze – wie wird das geregelt?

"Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Bewertungskriterienmodell", sagt Scherb. Anhand diesem werden alle Akademie-Lizenzinhaber beurteilt und gereiht. Wer es in die Top 12 schafft, darf in den kommenden vier Saisonen in den ÖFB-Jugendligen spielen. Der Rest muss mit den Jugendregionalligen vorliebnehmen. Es gibt also keinen rein sportlichen Auf- und Abstieg.

Die komplexe Aufgabe für die ÖFB-Verantwortlichen: Kriterien definieren, die objektiv und nachvollziehbar sind. Folgende Kriterien sollen angewendet werden:

  • Output: Hier geht es darum, wie viele Spieler es in (Nachwuchs-)Nationalteams und in den Profi-Fußball schaffen. Dieses Kriterium dürfte sehr stark gewichtet werden.

  • Qualitätsstandards: Hier geht es um die "Übererfüllung" der Lizenzkriterien. Welche und wie viele Trainer mit welcher Ausbildung sind angestellt? Wie viele Schulkooperationen gibt es? Wie sieht es mit der Infrastruktur aus?

  • Träger: Hier wird beleuchtet, ob sich der Träger der Akademie (Landesverband oder Verein) in der Vergangenheit als finanziell stabil und zuverlässig erwiesen hat.

  • Regionalität: Der ÖFB achtet auf eine regionale Ausgewogenheit, wenn es in einem Bundesland nur eine Akademie gibt (z.B. Burgenland), wird diese in diesem Punkt höher bewertet als etwa die drei steirischen Akademien.

Was passiert mit neuen Bewerbern?

Grundsätzlich gilt: Wer neu einsteigt, muss das zunächst in der Jugendregionalliga tun. Solange diese nicht ihre maximale Anzahl an Teilnehmern (16) erreicht haben, ist das zum Start jeder Saison möglich.


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