Wolfgang Bartosch wurde am Freitag bei einer Präsidiumssitzung in Wien zum interimistischen Präsidenten des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) gewählt. Das teilte der Verband am Freitagabend nach Abschluss der Sitzung mit.
Der 66-jährige Jurist und steirische Landesverbandspräsident folgt damit vorübergehend auf Klaus Mitterdorfer, der Kärntner legte sein Amt am vergangenen Donnerstag nieder.
Gekündigter Hollerer nahm Satzungsänderung vor
Für Bartoschs Wahl musste eine Satzungsänderung vorgenommen werden, da er nicht zu den vier Stellvertretern des Präsidenten - Philip Thonhauser, Johann Gartner, Josef Geisler und Gerhard Götschhofer - gezählt hatte.
"Kurier"-Informationen zufolge soll sich lediglich Götschhofer dazu bereit erklärt haben, das Interimsamt zu übernehmen. Bei einer Abstimmung habe der oberösterreichische Landesverbandspräsident jedoch nur drei Stimmen erhalten.
Vor diesem Hintergrund berief sich ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer auf einen Paragrafen, der eine Statutenänderung außerhalb der Hauptversammlung erlaubt, sollte "Gefahr in Verzug" sein.
Das Präsidium stimmte mehrheitlich für die Adaptierung, damit in der aktuellen Situation nicht nur ein Vizepräsident, sondern auch ein "normales" Präsidiumsmitglied zum Verbandsboss aufsteigen darf, und der Weg für Bartosch war frei.
Bartosch nur bis zur Bundeshauptversammlung im Amt
Der Jurist und pensionierte ehemalige Direktor der steirischen Arbeiterkammer übernimmt den ÖFB in schwierigen Zeiten.
Öffentlich ausgetragene Streitereien innerhalb des Präsidiums und der Disput um die noch von Mitterdorfer ausgesprochenen Kündigungen von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Hollerer schlugen hohe Wellen. Selbst Teamchef Ralf Rangnick und seine Spieler meldeten sich mit teils deftigen Aussagen zu Wort und ergriffen klar Partei für Neuhold.
An Bartosch liegt es nun, die Wogen zu glätten. Der Steirer gehört seit 2011 dem Präsidium an und gilt als mit Bedacht agierender Funktionär, der im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nicht mit skurrilen Wortmeldungen auffällt.
Er hatte bereits im Vorfeld angekündigt, im Falle seiner Wahl das Präsidentenamt nach der Hauptversammlung, die für 18. Mai 2025 in Bregenz geplant ist, wieder zur Verfügung zu stellen und bis dahin die von Mitterdorfer initiierte Strukturreform voranzutreiben.