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ÖFB-Präsident unrechtmäßig im Amt? Entscheidung naht

Satzungsbruch oder nicht? Die Wahl von Wolfgang Bartosch zum ÖFB-Präsidenten könnte womöglich als "nichtig" erklärt werden.

ÖFB-Präsident unrechtmäßig im Amt? Entscheidung naht Foto: © GEPA

Oberösterreichs Fußball-Landesverbandspräsident Gerhard Götschhofer geht von einer Entscheidung des ÖFB-Rechtsmittelsenats über die von ihm eingebrachte Sachverhaltsdarstellung im Jänner oder Februar 2025 aus.

Sollte das Urteil in seinem Sinne ausfallen, "wäre die Wahl von Wolfgang Bartosch meiner Meinung nach nichtig", sagte der Jurist der APA.

Zudem wäre wohl eine Sanktion für ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer die Folge, vermutete Götschhofer und sprach in diesem Zusammenhang von einem "Satzungsbruch", den Hollerer begangen habe. Diese Ansicht steht allerdings konträr zu jener von weiteren ebenfalls im ÖFB-Präsidium sitzenden Juristen.

Trotzdem unternahm Götschhofer den juristischen Schritt, weil es gemäß seiner Betrachtungsweise rund um die Wahl von Bartosch zum interimistischen ÖFB-Präsidenten vor zwei Wochen einen Satzungsbruch gegeben habe. "Es geht um den Grundsatz: Wird unsere Satzung mit Füßen getreten oder nicht?".

Vizepräsidenten wären ohne Mehrheit gewesen

Nach dem Rücktritt von Klaus Mitterdorfer hätte gemäß Bestimmungen einer der vier Vizepräsidenten Götschhofer, Josef Geisler (Tirol), Johann Gartner (Niederösterreich) und Philip Thonhauser (Bundesliga) zum Nachfolger bestellt werden müssen. Nicht alle aus diesem Quartett standen für den Posten zur Verfügung, und keiner aus diesem Kreis hätte es im Präsidium auf eine Mehrheit gebracht.

Der seit November gekündigte, aber aufgrund der sechsmonatigen Kündigungsfrist weiter amtierende Generalsekretär Hollerer berief sich auf einen Paragrafen, der eine Statutenänderung außerhalb der Hauptversammlung erlaubt, sollte "Gefahr in Verzug" sein. Das Präsidium stimmte mehrheitlich für die Adaptierung, damit in der aktuellen Situation nicht nur ein Vizepräsident, sondern auch ein "normales" Präsidiumsmitglied zum Verbandsboss aufsteigen darf, und der Weg für Bartosch war frei.

Götschhofer missfiel diese Vorgehensweise. "Ich möchte diesen Satzungsbruch nicht hinnehmen. Es gehört auch sachlich geprüft, dass zum Beispiel ein schon gekündigter Generalsekretär einen Satzungsbruch begangen hat." Zudem störe ihn, dass die Vorgangsweise schon vor der Sitzung medial bekannt wurde.

Götschhofer für externe Lösung

Bei der Präsidiumssitzung am 29. November erhielt Götschhofer drei von zwölf möglichen Stimmen, nach der Satzungsänderung wurde Bartosch mit zehn Stimmen gewählt. Ihm selbst gehe es nicht um den Präsidentenposten, betonte der im September als Oberösterreichs Landeschef und damit auch als ÖFB-Präsidiumsmitglied scheidende Götschhofer. "Ich bin keinen Tag traurig darüber, dass ich nicht Präsident bin. Ich habe eine andere Lebensplanung."

Götschhofer hätte im Falle seiner Wahl zum Interimschef initiiert, dass der neue ÖFB-Boss von außerhalb des Präsidiums kommt.

"Wir brauchen endlich eine externe starke Persönlichkeit, die von allen anerkannt ist und das Heft in die Hand nimmt. Wir im Präsidium sind sicher nicht mehr in der Lage, das Ganze auf die Reihe zu bringen. Weder ich noch andere sind in der Lage, das zu machen, so ehrlich muss man sein. Wir haben uns in eine Sackgasse manövriert."

Breite Unterstützung für Bartosch

Allerdings zeichnet sich aktuell eine breite Unterstützung für Bartosch im Präsidium ab - sichtbar nicht nur durch das klare Abstimmungsergebnis vor zwei Wochen, sondern auch bei der Konzipierung der Strukturreform. Hier ist noch vor Weihnachten ein weiterer wichtiger Schritt geplant.

Die Entscheidung des ÖFB-Rechtsmittelsenats folgt erst später, eine Einspruchsmöglichkeit gegen dessen Urteil ist innerhalb der Verbands-Instanzen nicht vorgesehen. Dass über die Person des ÖFB-Präsidenten von einem ordentlichen Gericht entschieden wird, hält Götschhofer für unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen.

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