ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel stellte in Wien seinen neu strukturierten Bereich im größten Sport-Fachverband des Landes vor.
Die Direktion Sport wird von vier auf sechs Fachabteilungen erweitert, laut Schöttel seien dort mittlerweile 45 hauptberufliche Personen beschäftigt. "Die Verbandsarbeit ist so viel mehr als ausschließlich das Männer-Nationalteam", betont der Ex-Internationale drei Wochen vor dessen entscheidendem Playoff um die WM-Teilnahme.
Schöttel lenkt die sportlichen Geschicke des Verbandes als Nachfolger von Willi Ruttensteiner seit Oktober 2017. In den vergangenen Jahren sei die Direktion einer umfassenden Evaluierung unterzogen worden. Als Ergebnis wurden die Kernbereiche mit Saisonstart auf sechs erweitert.
Neben Nationalteams, Breitenfußball, Talenteförderung, Trainerakademie und Frauenfußball gibt es seit Herbst auch eine eigene Abteilung für Wissenschaft, Analyse und Entwicklung, der der bisherige ÖFB-Spielanalyst Stefan Oesen vorsteht.
"Es war für mich vor zehn Jahren überhaupt nicht absehbar, welche Wertigkeit und welche Dimension das so rasch bekommt", sagt Schöttel über die wissenschaftliche Komponente im Fußball. Dem habe man Rechnung getragen.
"Paradigmenwechsel" auf Datenbasis
Oesen verarbeitet mit seinem Team auf einer Wissensplattform des Anbieters SAP enorme Datenmengen. Neben Video-und Trainingsanalysen sowie Diagnostik werde auch datenbasiertes Controlling der eigenen Arbeit auf wissenschaftlicher Ebene ermöglicht, erklärt der Abteilungsleiter.
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Auch die Handlungsempfehlungen, die der ÖFB den Spielern über sein "Players First"-Konzept gibt, werden laut Oesen auf Datenbasis überprüft.
"Players First" sei keine Spielphilosophie betreffend Formationen und Prinzipien, betont Thomas Eidler, der Leiter der Traineraus- und -fortbildung, die neu ÖFB-Trainerakademie heißt. Eidler spricht von einem "Paradigmenwechsel" - von Grundordnung und Positionen hin zu Verhaltensweisen und Funktionen, die die einzelnen Spieler erfüllen sollten.
Frauen-Abteilung hofft auf den EM-Faktor
In der Talenteförderung sieht deren Gesamtleiter Martin Scherb vor allem im Torhüter-Bereich "Aufholbedarf". Dort seien mit Günter Kreissl als "Head of Goalkeeping" erste Pflöcke eingeschlagen. Auch das Projekt 12, das viele prominente ÖFB-Kicker als individuelles Förderprogramm durchlaufen haben, habe sich "revolutionär verändert", meint Scherb. "Der größte Hebel war dort, dass wir das Gießkannensystem anders gestaltet haben."
Isabel Hochstöger als Leiterin der Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball hofft, die EM im Sommer in England als Katalysator nutzen zu können. Derzeit seien nur sieben Prozent der Aktiven in Österreichs Vereinen Frauen. "Es ist uns noch nicht gelungen, diese Zahl eklatant nach oben zu schrauben."
Im Breitensport ist man vor allem darauf bedacht, Kinder länger beim Sport zu halten, erklärt der dafür im ÖFB zuständige Stefan Gogg.
Modric wollte Grbic dem ÖFB abwerben
Schöttel zeigt sich zufrieden, in jüngerer Vergangenheit die wichtigsten Spieler, die für mehrere Nationen spielberechtigt gewesen wären, beim Verband gehalten zu haben. Der Wiener nennt unter anderem Sasa Kalajdzic und Yusuf Demir, aber auch Dejan Ljubicic, Junior Adamu oder Ercan Kara.
Bei Adrian Grbic sei laut Schöttel sogar Superstar Luka Modric zu Hause vorstellig geworden, um ihn für Kroatien zu gewinnen - ohne Erfolg. Ins ÖFB-Team wurde der Stürmer von Rapids Conference-League-Bezwinger Vitesse Arnheim allerdings auch seit fast einem Jahr nicht mehr berufen.