In Gmunden, am Nordufer des Traunsees, startet heute Abend mit der Sitzung des Wahlausschusses auch offiziell die Suche nach einem Nachfolger für ÖFB-Präsident Leo Windner, der bei der Hauptversammlung am 17. Oktober nicht mehr zur Wiederwahl antritt.
Laut dem steirischen Landespräsidenten Wolfgang Bartosch, Chef des Ausschusses, gibt es aktuell noch keinen Namen für einen Präsidentschaftskandidaten. Seit Ende April ist dem einen oder anderen Beteiligten - Windtner und den "Landesfürsten" - mehr oder weniger klar, dass sich der ÖFB wohl um einen neuen Präsidenten umschauen muss.
Windtner deutete im Vorfeld des Endspiels um den ÖFB-Cup in Klagenfurt (1. Mai) an, dass er dem ÖFB eine weitere Periode lang vorstehen möchten. "Ich habe den Vorsitzenden der Wahlkommission mitgeteilt, dass ich bereit bin, noch einnmal zu kandidieren", erklärte der 70-Jährige Ende April in einem Interview. Nach einigen Vier-Augen-Gesprächen rund um das Cup-Finale sickerte Anfang Mai dann aber durch, dass Windtner nicht die Zustimmung aller Landespräsidenten erhalten wird und es zumindest einen Gegenkandidaten geben könnte.
Der Westen rund um Salzburgs Präsident Herbert Hübel und dessen Tiroler Vertrauten Josef Geisler, die bereits bei der letzten Wahl von Windtner alles andere als glücklich mit dem Oberösterreicher waren, zeigte sich ablehnend.
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Ein "Wahlzuckerl"? Das geplante und längst fällige ÖFB-Sportzentrum
Auch der Niederösterreicher Johann Gartner verweigerte Windtner die Gefolgschaft. In erster Linie wohl deshalb, da es sich Windtner - ohne Absprache mit seinen "Landesfürsten" - erlaubt hatte, mit Sportminister Werner Kogler und Wiens Sportstadtrat Peter Hacker über ein 50 Millionen Euro teures ÖFB-Sportzentrum (Trainingsplätze, Bürogebäude, ÖFB-Hotel) im 22. Wiener Gemeindebezirk zu reden.
Für Gartner ein klarer Vertrauensbruch, da er sich für die niederösterreichische Sportschule Lindabrunn als Standort stark macht. Burgenlands Präsident Gerhard Milletich wiederum möchte das ÖFB-Sportzentrum in sein Bundesland holen und kann sich daher vorstellen zu kandidieren. Auch der Kärntner Klaus Mitterdorfer zeigt Interesse am ÖFB-Präsidentenamt. Das Problem: Alle bisher genannten "Landesfürsten" dürften nicht mehrheitsfähig sein.
Diesbezüglich besitzt der 55-jährige Mitterdorfer wohl noch am ehesten Chancen, intern am aussichtsreichsten allerdings wäre wahrscheinlich eine Kandidatur von Bartosch. Die Stimmung, das Vertrauen und der Zusammenhalt unter den "Landesfürsten" dürfte aktuell allerdings ähnlich bescheiden sein wie in der ÖFB-Zentrale selbst.
Sei's drum! Auch externe Kandidaten als Nachfolger von Windtner sind bereits ins Spiel gebracht worden. Der 1963 in Steyr geborene Michael Strugl stand bereits Anfang Mai als Gegenkandidat seines oberösterreichischen Landsmanns in den Medien. Der Vorstandsvorsitzende der VERBUND AG dementierte vor Monaten gegenüber dem "Kurier" sein Interesse und erklärte: "Ich bin definitiv kein Kandidat!"
In Anlehnung an die ORF-Generaldirektoren-Bestellung sei erwähnt, dass Strugl der politische ÖVP-Kandidat wäre. Der ehemalige Landeshauptmann-Stellvertreter und OÖ-Sportlandesrat soll angeblich am Wiener Parkett Profil gewinnen, besitzt aber innerhalb der Landespräsidenten keine Lobby.
Ganz anders verhält es sich da mit der Personalie Kurt Svoboda. Der 1967 in Hainburg geborene Manager ist Vorstandsmitglied bei ÖFB-Sponsor UNIQA und als Vizepräsident des First Vienna FC im Fußball engagiert. Gegen ihn spricht, dass sein Vorstandskollege Klaus Pekarek nicht zur Wahl als Nachfolger von Ski-Präsident Peter Schröcksnadel antrat, da "ein Präsidentenamt in einem derart großen Sportverband nicht mit der Aufgabe eines Vorstandjobs bei der UNIQA kombinierbar ist".
Der österreichische Fußballbund verfügt über 550.000 Mitglieder, in der aktuellen Situation einen neuen ÖFB-Präsidenten zu bestellen, dürfte sich aber schwieriger gestalten als erwartet. Auch, weil es sich bei dem mit viel Arbeit und Prestige versehenen Posten um ein Ehrenamt handelt.
Bartosch: "Wir suchen einen Kandidaten mit breiter Zustimmung!"
"Wünschenwert wäre ein Kandidat, der eine breite Zustimmung erhält", formuliert Bartosch seine Hoffnung für das Treffen heute Abend in Gmunden. Sollte das Gremium zu keinem Ergebnis kommen, werden sich die Herren in zwei Wochen und rund um das WM-Quali-Heimspiel gegen Schottland (7.9.) in Wien wieder treffen bzw. werden wohl zahlreiche Telefonate innerhalb der ÖFB-Familie folgen.
Sollte sich das ÖFB-Präsidium dazu durchringen, künftig einen hauptamtlichen Präsidenten an die Spitze ihrer Organisation zu stellen, so würden sich wohl wesentlich mehr Kandidaten und auch jüngere und qualifiziertere Manager finden lassen.
Doch das ist Zukunftsmusik. Vorerst müssen die neun "Landesfürsten" sowie Philip Thonhauser - Chef des Bundesliga-Aufsichtsrates - die personelle Situation sondieren, ob es - intern oder extern - einen geeigneten Kandidaten für das Präsidentenamt gibt. Windtner, der seit zwölf Jahren an der Spitze des ÖFB steht, wird sich dabei nicht einmischen. Er weilt auf Urlaub und bereitet bereits seinen Abschied in zwei Monaten vor.