Dieser Tage hätten sie sich mit den Altersgenossen auf Portugal, Deutschland und den Niederlanden messen sollen. Doch die Quali-Eliterunde zur U17-EM wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben.
„Unsere EM daheim“, nennt U17-Teamchef Martin Scherb das Mini-Turnier angesichts der großen Namen, die die ÖFB-Talente zugelost bekommen haben.
Wann die Youngsters antreten können, ist eben noch unklar. Dass sie sich trotz der Gegner gute Chancen auf eine Endrunden-Teilnahme ausrechnen können, ist hingegen Fakt. Denn es ist vom Potenzial her einer der besten Jahrgänge des Landes.
"Es ist in vielen Bereichen eine sehr außergewöhnliche Mannschaft"
„Die Mannschaft zeichnet Bereitschaft und Leidenschaft aus. Das Team hat einen tollen Spirit. Es ist in vielen Bereichen eine sehr außergewöhnliche Mannschaft. Die Dichte ist sehr groß“, sagt Scherb über seine Truppe, mit der er sich im Februar bei einem Trainingslager in Belek auf die kommenden Aufgaben vorbereitet hat.
Der Coach sagt über die Eliterunde: „Die Chancen stehen 50:50. Es kann in jedem Spiel alles passieren. Wir haben Deutschland mit diesem Jahrgang schon einmal geschlagen, haben Spanien schon geschlagen und gegen Portugal Unentschieden gespielt. Wir wissen, dass wir in diesem Jahrgang unter den Top 10 in Europa sind.“
Tatsächlich befinden sich im Kader einige Kicker, denen eine große Zukunft prophezeit wird, sollte ihre Entwicklung in dieser Form anhalten.
Aushängeschild Yusuf Demir
Allen voran natürlich Yusuf Demir. Der 16-Jährige wird praktisch von allen Nachwuchs-Experten als größtes Talent des Landes angesehen. In 14 Länderspielen hat er nicht weniger als neun Tore erzielt. Und im Dezember 2019 feierte er sein Profi-Debüt für den SK Rapid und wurde somit zum jüngsten SCR-Kicker in der Bundesliga.
Scherb sagt über ihn: „In der U15 war Demir einer der größten Spieler, inzwischen ist er einer der drei kleinsten Spieler in der Mannschaft. Nicht verändert haben sich seine außergewöhnliche Technik, seine unglaubliche Leichtigkeit am Ball und seine Gabe, Lösungen zu finden. Er ist total bodenständig, total auf Fußball ausgerichtet und trotz des Hypes um ihn ein Teamplayer. Wenn er sich nicht verletzt, macht er sicher seinen Weg.“
Es ist kein Geheimnis, dass der Offensivspieler Top-Klubs wie dem FC Barcelona und Manchester United Absagen erteilt hat, auch die Bemühungen von RB Salzburg waren vergebens.
Wydras Torriecher und zwei weitere Offensiv-Künstler
Dem Werben aus dem Ausland nachgegeben hat indes Philipp Wydra, kleiner Bruder von Aue-Legionär und Ex-U21-Teamkapitän Dominik. Der Offensivspieler ist im Sommer vom SK Rapid zum 1. FC Köln gewechselt und in der Domstadt so richtig durchgestartet.
In 16 Meisterschaftsspielen für die U17 der „Geißböcke“ hat der Wiener sensationelle 17 Treffer erzielt. Zuletzt wurde er sogar in die U19 befördert. „Für Wydra passt es in Köln gerade richtig gut. Er schießt viele Tore, bereitet viele Tore vor und ist einer unserer prägenden Spieler in der Offensive“, freut sich Scherb.
Doch die Offensive der ÖFB-U17 hat noch mehr zu bieten. Etwa Admiras Onurhan Babuscu und Austrias Muharem Huskovic – beide gelten in ihren jeweiligen Akademien als derzeit größte Talente.
„Beide offensive Mittelfeldspieler, Stürmer. Technisch im Eins-gegen-Eins sind sie überragend. Sie haben einen guten Abschluss, schießen sehr viele Tore“, erzählt Scherb, dem mit Leipzig-Legionär Lorenzo Coco und Salzburgs Elias Havel zwei weitere starke Angreifer zur Verfügung stehen.
Ein starker Goalie und zwei Trainer-Söhne
Doch auch die Defensive kann sich sehen lassen. Admira-Goalie Elias Scherf zählt zu den vielversprechendsten Tormännern im ÖFB-Nachwuchs. Salzburgs Innenverteidiger Lukas Wallner entwickelt sich prächtig.
Und mit Lukas Ibertsberger, Sohn von St. Pölten-Coach Robert, und Pascal Fallmann, Sohn von Amstetten-Trainer Jochen, gibt es zwei Außenverteidiger, die bekannte Väter haben.
„Sie sind allen Informationen sehr zugänglich, sind für ihr Alter schon sehr reif. Das hängt wahrscheinlich auch mit ihren Vätern zusammen“, meint der U17-Teamchef.
Der Kapitän von Juventus
Und dann gibt es noch den jungen Mann, der auf die Balance zwischen Defensive und Offensive achtet – Ervin Omic. Der 17-Jährige ist Kapitän des Jahrgangs 2003, vor etwas mehr als einem Jahr von der Salzburger Akademie in den Nachwuchs von Juventus gewechselt.
„Er war dort nach vier Monaten Kapitän“, berichtet Scherb, „er ist ein absoluter Leader, man spürt seine Energie. Wenn er da ist, ist es anders, als wenn er nicht da ist. Leider ist es schwierig, ihn für jeden Lehrgang von Juventus zu bekommen. Er hat sich in Turin super entwickelt, spielt fix Sechser, schießt viele Tore. Er ist das Bindeglied zwischen Offensive und Defensive, er hält das Team zusammen, teilt ein, ist laut. Ein richtiger Chef.“
Scherb weiter: „Er ist von seinem Charakter her einer, dem ich es zutraue, dass er sich in Italien im Profifußball durchsetzen kann. Die Eltern unterstützen ihn, er bekommt auch wertvolle Tipps von seinem Bruder – eine sehr bodenständige Familie.“
Bruder Denis Omic galt einst als großes Verteidiger-Talent, wechselte 2015 von der SV Ried zur AS Roma, doch schlimme Knieprobleme verhinderten eine Profi-Karriere des inzwischen 20-Jährigen.
Auch Spieler wie Austrias Leonardo Ivkic, Salzburgs Justin Omoregie und Sturms Sandro Schendl sollten nicht unerwähnt bleiben.
Kurzum, der Jahrgang 2003 des ÖFB verspricht viel. Doch es ist für sie allesamt noch ein weiter Weg. Oder wie Scherb es treffend formuliert: „Schön, wenn wir in der Eliterunde und hoffentlich in weiterer Folge bei der U17-EM erfolgreich sind. Entscheidend ist aber, dass wir in ein paar Jahren sagen können, dass aus diesem Jahrgang 2003 mehrere Spieler den Sprung in das A-Nationalteam geschafft haben.“