Österreichs U21-Nationalmannschaft hat in den Playoff-Partien gegen Griechenland die historische Chance, sich erstmals für eine U21-Europameisterschaft zu qualifizieren. Das Hinspiel in Thessaloniki findet am Freitag (17 Uhr) statt. LIVE-Ticker >>>
Nach überstandenerer Sperre wieder zurück im Kader ist auch Marco Friedl - eines der zahlreichen vielversprechenden Verteidiger-Talente in Österreichs U21-Kader.
Der Linksfuß, welcher zurzeit vom großen FC Bayern München zu Werder Bremen verliehen ist, macht gerade eine harte Zeit durch. Der Tiroler steckt mitten im Kampf um Bundesliga-Einsatzminuten.
Gegenünber LAOLA1 verrät der 20-Jährige, was eine U21-EM-Teilnahme für Österreich bedeuten würde und wie er sich bei Werder Bremen wieder in die Startelf spielen will.
Ein Traum von Italien
Nachdem Österreichs U21-Nationalmanschaft am letzten Spieltag der Qualifikation den direkten Konkurrenten aus Russland zuhause mit 3:2 besiegt hat, stand fest, dass man das große Ziel der letzten Wochen tatsächlich noch erreicht hat - die Qualifikation für das Playoff.
Die letzte Hürde auf dem Weg zur erstmaligen Qualifikation für die U21-Europameisterschaft 2019 in Italien heißt Griechenland. Hört sich zunächst vielleicht wie eine leichte Aufgabe an, doch die Griechen waren in der gerade abgeschlossenen Gruppenphase der Gruppenzweite mit den meisten Punkten.
U21-Nationalspieler Marco Friedl ist auf alle Fälle gewarnt: "Die Griechen sind eine gute Mannschaft. Sie haben in der eigenen Gruppe nur ein Spiel verloren - sie sind der Gruppenzweite mit den meisten Punkten. Wir werden die Aufgabe auf keinen Fall zu locker nehmen, werden voll angreifen und im besten Fall beide Spiele gewinnen, sodass wir zur EM fahren."
Die Chance, dass sich Österreich erstmals in der Geschichte zu den besten zwölf U21-Europas zählen darf, ist zum Greifen nah: "Wir geben im Training alle Gas, jeder gibt alles, wir wollen unbedingt die erste U21 sein, die zur EM fährt, darauf haben wir hingearbeitet. Wir wollen uns mit diesen zwei Spielen belohnen, damit wir im Sommer nach Italien fahren können."
Eine Leihe in den Norden
Zu Beginn der Saison 2017 war Marco Friedl das vielversprechendste Talent im Bayern-München-Kader. Kein anderer Youngster durfte sich im Star-Ensemble des FC Bayern so oft unter Beweis stellen, wie der Kirchbichler.
Im Jänner des Jahres 2018 wurde er zu Werder Bremen verliehen - eine Möglichkeit für den Österreicher mehr Spielzeit zu sammeln und sich in der Bundesliga zu etablieren. Sein erstes Halbjahr an der Weser lief besser als erwartet. Neun Bundesliga-Einsätze - davon sechs in der Startelf - hat die Erwartungshaltung des 20-Jährigen auf ein anderes Level gehoben.
Doch dieses Jahr kam der Knick - Einsätze sind alles andere als selbstverständlich geworden. Die Startelf scheint im Moment nicht erreichbar zu sein: "Die Viererkette hat die ganze Saison zusammengespielt und funktioniert im Moment einfach. Sie haben einfach Ergebnisse geliefert. Selbstverständlich stellt der Trainer dann nicht um."
Werder Bremen liegt in der aktuellen Bundeligas-Saison auf Rang sieben. Nur drei Punkte fehlen auf den vierten Platz, welcher die Teilnahme an der Champions League ermöglicht. "Wir haben gesagt, wir wollen es nach Europa schaffen, sind im Moment auch nur zwei Punkte hinter den EC-Plätzen."
Kein Grund zum Rückzug
"Ich werde im Training Gas geben und auch wieder meine Chancen bekommen. Ich führe mit dem Trainer gute Gespräche. Ich weiß ich bin jung, es ist mein erstes richtiges Jahr. Es ist ein Lernprozess, den ich gerade absolviere. Logisch, dass man da nicht immer mit den Einsatzzeiten zufrieden ist", ist sich der Tiroler seiner Situation bewusst.
Trotz der unbefriedigenden Situation sieht sich der 20-Jährige nicht in der Pflicht, sofort spielen zu müssen: "Ich will meine Spiele machen, will von Beginn an ran. Ich setze mich aber trotzdem nicht unter Druck, dass ich sage bis dorthin MUSS ich spielen. Ich warte auf meine Chancen und die werde ich auch irgendwann bekommen. Wenn es soweit ist, will ich mich festspielen."
Der Linksfuß ist sowohl als Linksverteidiger in der Dreier- als auch in der Viererkette einsetzbar. Selbst in der Innenverteidigung konnte er in der Vergangenheit immer wieder zu Einsätzen kommen. Ob es auf einer der beiden Positionen realistischere Chancen auf Einsätze gibt, sei schwer zu beurteilen.
"Ich spiele beide Positionen sehr gerne. Der Trainer sieht mich gerne in der Innenverteidigung. Mein Aufbauspiel und mein Stellungsspiel klappen sehr gut. Wichtig ist aber, dass ich spiele – egal wo ich eingesetzt werde."
Vertane Chancen
Nech elf Runden der aktuellen Bundesliga-Saison, brachte es der U21-Nationalspieler auf ledliglich zwei Einsätze. Am neunten Spieltag kam die langersehnte Chance sich wieder einmal von Anfang an zu beweisen. Doch Bayer Leverkusen erwies sich als zu große Aufgabe für Werder Bremen und vor allem für Marco Friedl.
Der 20-Jährige wirkte beim 2:6-Heimdebakel der Bremer wie ein Fremdkörper im Spiel. Bei so manchem Gegentreffer machte er auch nicht immer den glücklichsten Eindruck. Die Folge war, dass Friedls Arbeitstag nach bereits 45 Minuten zu Ende war.
Obwohl deutsche Medien den Österreicher in der Luft zerissen haben, betrachtet der Verteidiger die Sachlage recht nüchtern: "Es war von jedem ein rabenschwarzer Tag, das haben wir auch so analysiert. In der Halbzeit haben wir dann umgestellt. Wir waren hinten zu offen – mussten auf Viererkette umstellen."
"Natürlich war meine Leistung nicht gut, doch weder der Trainer, noch irgendein Spieler schiebt da jetzt die Schuld auf mich. Auf der Partie ist jetzt der Deckel drauf."
Auch Werder-Coach Florian Kohfeldt ließ seinen Schützling nach dem missglückten Spiel nicht hängen und stellte ihn im darauffolgenden Pokalspiel gegen Flensburg gleich wieder in die Startelf: "Zum Glück war ja gleich danach das Pokalspiel, wo meine Leistung wieder gepasst hat. Doch aus solchen Spielen lernt man. Niemand macht mir einen Vorwurf, wegen mir verloren zu haben."
Zukunft bleibt weiter offen
Nach Ablauf der Saison 2018/19 läuft der Leihvertrag bei Werder Bremen aus. Friedl würde wieder zum FC Bayern zurückkehren. Dort hat man ihn zumindest noch nicht vergessen: "Ich bin immer mit den Bayern im Kontakt – wir schreiben immer hin und her."
Er befinde sich mit den Verantwortlichen des FC Bayern im ständigen Austausch: "Peter Hermann oder Hasan Salihamidzic interessieren sich sehr für mich. Das ist mir persönlich sehr wichtig." Mit dem neuen Cheftrainer Niko Kovac hingegen, soll er noch keinen Konatakt gehabt haben.
Was über die Saison hinaus passieren wird, interessiere ihn aktuell nicht: "Für den Sommer lege ich mich nicht fest. Das wird sich mit der Zeit ergeben. Im Moment konzentriere ich mich auf meine aktuellen Aufgaben."
Werder-Bremen-Sportchef Frank Baumann bekundete zuletzt gegenüber der "Bild", dass eine mögliche Verpflichtung Friedls, nach Ablauf seines Leihvertrags, bei Bremen durchaus Thema sei: "Das ist für uns vorstellbar. Wir haben von ihm eine sehr hohe Meinung. Wir sind mit ihm sehr zufrieden, warten aber noch die nächsten Wochen und Monate ab. Dann werden wir das Thema diskutieren."
Immer ein Blick auf die Bayern
Natürlich kennt Marco Friedl auch die Gegebenheiten und die Spieler des FC Bayern ganz genau, schließlich war er vor einem Jahr noch ein Kadermitglied der Münchener. Umso mehr ist natürlich auch er von der aktuellen Schwächephase der Bayern überrascht: "Wenn sie mal ein paar Spiele verlieren, ist sofort Unruhe drinnen."
Besonders nach dem Trainerwechsel im Sommer, war es laut Friedl nicht selbstverständlich die Maschinerie gleich wieder ins Laufen zu bekommen: "Ein neuer Trainer – eine neue Philosophie. Die Ergebnisse sind nicht so, wie sie sich das erhofft haben."
Dennoch haben die jüngsten Spiele wieder einen Aufwärtstrend gezeigt: "Doch das Match gegen Dortmund war eines der besten Spiele, die ich in der Bundesliga je gesehen habe. Das Spiel kann genauso gut Unentschieden ausgehen. Momentan fehlt ihnen eben nur das Quäntchen Glück, um bei solchen Spielen etwas mitzunehmen. Doch sie werden sich auf alle Fälle noch steigern und eine gute Saison spielen."