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Tristan Osmani: "Einer dieser echten Straßenkicker"

Der 18-Jährige begeisterte im Herbst sogar Teamchef Ralf Rangnick. Werner Gregoritsch und Oliver Lederer schwärmen in höchsten Tönen vom ÖFB-Youngster.

Tristan Osmani: Foto: © ÖFB/Patrick Vranovsky

Eine Ballannahme, bei der sich das Leder maximal im Zehntelmillimeter-Bereich von der Schuh-Innenseite zu entfernen scheint. Ein Übersteiger, ein Haken.

Zwei Gegenspieler stehen bereits entblößt da, dann der Schuss - Zungeschnalzen bei den Augenzeugen, zahlreiche Hände werden zum Jubel gen Himmel gestreckt.

Szenen, wie sie jeder Fan und Trainer gerne sieht. Szenen, wie sie jeder Spieler am liebsten pausenlos kreieren und erleben will. Es gibt einen jungen österreichischen Spieler, der genau dies regelmäßig zeigt.

Noch fliegt er in der öffentlichen Wahrnehmung unter dem Radar: Tristan Osmani. Ein Name, der beileibe nicht jedem heimischen Fußballfan geläufig sein dürfte.

Im Notizblock von Rangnick

Das könnte sich aber schon bald ändern. Der erst kürzlich 18 Jahre jung gewordene Mittelfeldspieler geigt aktuell im Nachwuchs von Schalke 04 und in jenem des ÖFB groß auf.

Bereits im Vorjahr feierte der gebürtige Wiener mit der U17 der "Knappen" die deutsche Meisterschaft, woran er selbst wesentlichen Anteil hatte.

Im Vorjahr durften Osmani (li.) und sein Team die U17-Meisterschaft bejubeln
Foto: © getty

Osmani wurde zum Matchwinner für sein Team, nachdem er im Endspiel gegen Stuttgart zunächst gefühlvoll zum Ausgleich traf und schließlich im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch sicher verwertete.

Es war eine weitere Talentprobe jenes Youngsters, der sich mittlerweile auch auf dem Notizblock von Teamchef Ralf Rangnick befindet.

Nicht umsonst wurde er im vergangenen Herbst zum ÖFB-Talentelehrgang im kroatischen Pula eingeladen und durfte dort vor Rangnick und U21-Teamchef Werner Gregoritsch sein Können zeigen.

Dass er bei Schalke landete, begründet Osmani bei den Influencern von "Boss Vienna" damit, dass die Gelsenkirchener schlichtweg "das meiste Interesse gezeigt" hätten. 

Schließlich habe er auch Angebote von Manchester City, Bayern München und Borussia Dortmund gehabt, verrät der 18-Jährige. 

Gregoritsch: "Richtig großes Potenzial"

"Er war sehr von mir angetan und hat mir gesagt, dass ich bei Schalke weiter Gas geben soll, so dass wir uns dann hoffentlich bald beim A-Nationalteam sehen", erzählte Osmani der "Krone".

In dieses Horn bläst auch Gregoritsch im LAOLA1-Talk. Der U21-Teamchef bescheinigt Osmani ein "richtig großes Potenzial". "Tristan hat im Perspektivkader richtig aufgezeigt", gibt Gregoritsch einen Einblick.

 

"Tito ist einer dieser echten Straßenkicker, die wir noch haben."

U18-Teamchef Oliver Lederer

Als er ihn in Pula sah, habe er gesagt, dass "man ihn unbedingt forcieren muss".

"Er ist ein sehr guter Spieler, technisch stark und intelligent", so Gregoritsch. Im März-Lehrgang der U21 wurde Osmani trotz seiner erst 18 Jahre erstmals vom Steirer einberufen und debütierte darauf beim 4:0-Erfolg gegen Moldawien.

Tito, der Straßenkicker

Doch was zeichnet den Spieler Tristan Osmani besonders aus? "Tito ist einer dieser echten Straßenkicker, die wir noch haben", beschreibt U18-Teamchef Oliver Lederer gegenüber LAOLA1. Auch unter ihm hat Osmani bereits mehrere Einsätze in der U15, U17 und U18 absolviert. Gregoritsch stimmt zu: "Er ist das, was man früher einen Käfigkicker genannt hat."

"Ich bin immer der Meinung, dass die besten Spieler ins Zentrum gehören, deswegen sehe ich ihn als Zehner", erklärt Lederer, auf welcher Position Osmani wohl am besten zur Geltung kommt. Das sieht auch Gregoritsch so: "Er ist ein typischer Zehner, wobei wir ja meist mit zwei Halbspitzen oder zwei Achtern spielen", so der 65-Jährige.

U21-Teamchef Werner Gregoritsch hält groß Stücke auf Osmani
Foto: © getty

"Aber er hat da genauso die Chance zu spielen." Natürlich gäbe es auf diesen Positionen mit Spielern wie Dijon Kameri und Yusuf Demir namhafte Konkurrenz. "Aber das ist für einen Trainer ja eine Freude, wenn man solche Spieler hat", erklärt Gregoritsch sein "Luxusproblem". Osmani könne aber auch auf dem Flügel spielen, betont Lederer.

Beide bescheinigen Osmani eine "super Technik". "Er ist irrsinnig quirlig und im Eins-gegen-Eins-Verhalten sehr gut", sagt Gregoritsch.

Und er bringt eine Eigenschaft mit, die Österreichs Nationalelf in der Vergangenheit oftmals fehlte. Osmani sei ein Spieler, der "eine gewisse Schnelligkeit mit dem Ball entwickelt und zwei, drei Spieler überspielen kann", erklärt der U21-Übungsleiter.

Auch der fußballerische Instinkt und die Spielintelligenz seien bei Osmani sehr ausgeprägt. "Tristan kann ein Spiel in der Offensive gut lesen. Er weiß, wann er in die Räume geht und wo er jemanden anspielen kann", so Gregoritsch.

"Er kann richtig gut vorbereiten und hat einen guten Torabschluss. Er kann mitreißen und ist mittlerweile in allen Richtungen, die das Spiel braucht, richtig gut", erklärt Lederer. "Ich kann nur in den höchsten Tönen von ihm schwärmen."

Gregoritsch will Osmani "fördern und fordern"

Zwar muss Gregoritsch in den anstehenden beiden Spielen der U21 gegen Island und die Slowakei verletzungsbedingt auf Osmani verzichten, doch der Youngster wird auch künftig die Chance bekommen, zu zeigen, ob er "ein Spieler ist, der bei mir ständig spielen kann", so der U21-Teamchef. 

Der offensivstarke Mittelfeldspieler solle "so gut wie möglich gefordert" werden. Das heiße, die richtige Mischung zu finden, sodass Osmani "nicht unter- aber auch nicht überfordert ist", meint Gregoritsch.

Der Schalker sei zudem jemand, der nicht nur fußballerisch vieles mitbringe, sondern auch charakterlich. "Ein toller Spieler und ein toller Mensch", lobt Lederer.

Der frühere Admira-Coach beschreibt Osmani als "sehr fokussiert. Er hat schon sehr früh das Bewusstsein ausgestrahlt, wohin es für ihn gehen soll", schildert Lederer.

Unter Oliver Lederer absovierte Osmani seine ersten ÖFB-Auftritte.
Foto: © GEPA

Bereits seit der U15 spielt Osmani für den rot-weiß-roten Nachwuchs. Dass er das ÖFB-Jersey einmal gegen das eines anderen Landes tauschen könnte, schließt der Spieler selbst aus.

Aufgrund seiner Eltern besitzt er auch die bulgarische sowie die kroatische Staatsbürgerschaft. Der ÖFB müsse sich über einen Nationenwechsel keine Sorgen machen, bestätigte Osmani vor Kurzem.

Der 2005er-Jahrgang ist kein Lautsprecher, diesen Eindruck gewinnt man rasch - wie Gregoritsch und Lederer bestätigen.

"Er ist ein sehr introvertierter, ruhiger, sehr nachdenklicher Typ", meint Gregoritsch, der Osmani als "korrekten und sehr liebenswerten Menschen" beschreibt. Gregoritsch fügt an, dass dies "selbstverständlich und ganz normal" sei. "Er ist noch ein junger Bub".

Sowohl er als auch Lederer loben neben Osmanis menschlichen Stärken auch seine Einstellung. "Er ist gewillt, sich in allen Bereich zu verbessern", lobt Lederer. Das sei "ein entscheidender Faktor, der ihn auszeichnet".

Unnötiger Druck soll vermieden werden

"Er ruht sich nicht aus, auf dem, was er hat und richtet den Fokus nach vorne", fügt der U18-Teamchef an.

Umso besser also, dass Osmani bei der ÖFB-U21 einen sicheren Hafen vorfindet, wie Gregoritsch erklärt: "Unsere Philosophie ist, dass die Spieler wie eine Sportfamilie behandelt werden". Es sei "bei uns sehr leicht, sich zu integrieren", erklärt der 65-Jährige.

Denn wenn man dem Top-Talent eines nicht machen will, dann ist es unnötiger Druck. Osmani weiß, wie die Aussagen von Gregoritsch und Lederer untermalen, selbst gut genug, welche Einstellung es braucht.

Die Vorfreude auf einen neuen Fan-Liebling ist also durchaus angebracht. Doch noch ist es viel zu früh, dem gerade einmal 18-Jährigen die Hoffnung einer ganzen Fußballnation umzuhängen.

"Ich will ihn nicht vergleichen"

Bis Osmani soweit ist, fließt noch viel Wasser die Donau hinunter. Zunächst steht seine Entwicklung im Mittelpunkt, auf die Gregoritsch, Lederer und sicher auch Ralf Rangnick ein wachsames Auge haben werden.

Gerade deshalb sträubt sich Lederer, und das durchaus zurecht, Osmani mit anderen Spielern zu vergleichen. "Er ist Tristan Osmani. Er hat ein sehr spezielles, eigenes Profil und ist ein sehr guter Spieler und ich will ihn nicht mit irgendjemandem vergleichen", stellt er klar.

Was wiederum durchaus für den Youngster spricht. Denn es zeigt, dass er alles mitbringt, um seine eigenen Fußstapfen in den Annalen des rot-weiß-roten Fußballs zu hinterlassen.

Wann dies sein wird, ist noch nicht absehbar und auch nicht wesentlich. Und sollte es so kommen, wird die Freude über Glanzleistungen von Tristan Osmani zu jedem erdenklichen Zeitpunkt fraglos riesengroß sein.


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