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Gregoritsch: Die Fortschritte von Ballo und Demir

U21-Teamchef Gregoritsch erläutert, was bei den ÖFB-Hoffnungsträgern nun besser läuft.

Gregoritsch: Die Fortschritte von Ballo und Demir

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und die übrigen 506 Zuschauer, die den Weg auf die Hohe Warte gefunden haben, konnten mit einem 5:1-Sieg gegen Montenegro einem gelungenen Start des neuformierten U21-Nationalteams des ÖFB beiwohnen.

"Ich freue mich irrsinnig", kommentiert U21-Teamchef Werner Gregoritsch, "wir sind erst vier Tage zusammen, haben eigentlich nur zwei Tage mit der Mannschaft trainiert. Viele meiner Spieler haben schon gegeneinander gespielt, jetzt aber das erste Mal miteinander. Das ist schon eine klasse Geschichte und lässt auf mehr hoffen."

"Ein paar Spieler haben sich verändert", findet der 64-Jährige und nennt namentlich Thierno Ballo, Yusuf Demir und Luca Kronberger.

Was Ballo erkannt hat

Gregoritsch ist seit 2012 U21-Teamchef

Für Ballo hat es im Herbst 2021 bei Rapid nicht geklappt. Im Frühjahr spielte er wieder in der U23 des FC Chelsea, ehe er im Sommer einen Neustart beim Wolfsberger AC gewagt hat.

Nach knapp einem Jahr kehrte der offensive Mittelfeldspieler ins U21-Nationalteam zurück. "Wenn ich ihn heute sehe, hat Thierno endlich erkannt, dass er mit dem Fußball, den er gehabt hat, nichts werden kann. In Wolfsberg ist er in guten Händen", so Gregoritsch.

Für den Steirer ist es generell "eine gute Geschichte", wenn seine Spieler in ihren Vereinen fix spielen und dort auch vernünftig gearbeitet wird.

Bei Sturm war das ein Jahr lang nichts von Kronberger

In Sachen Spielpraxis musste auch Kronberger bei Sturm die Notbremse ziehen, der Außenspieler ließ sich Bundesliga-intern für ein Jahr zur SV Ried verleihen.

"Mich freut es für Luca Kronberger, dass er bei uns wieder gut gespielt hat. Bei Sturm war das ein Jahr lang gar nichts. Man sieht auch bei meinem Sohn: Es ist wichtig, dass du zu einem Verein kommst, wo dich der Trainer will, und der Verein so geordnet ist, dass du als Neuling auch wirklich integriert wirst. Ich glaube, den Spieler zu integrieren, ist oft die größte Herausforderung für Trainer und Verein."

Michael Gregoritsch übersiedelte im Sommer bekanntlich vom FC Augsburg zum FC Freiburg, wo es bestens für ihn läuft.

Demir? "Jetzt ist er richtig präsent"

Während Ballo ein Eigentor Montenegros provoziert hat, durfte sich Kronberger über einen Treffer freuen - genau wie Yusuf Demir, der einen Elfmeter cool im Stil von Antonin Panenka verwandelt hat.

Demir ist nun mal jener Name, der unter den rot-weiß-roten Hoffnungsträgern besonders herausragt. Ihn mit derartiger Freude Fußball spielen zu sehen wie in diesem Spiel, ist daher als erfreulich einzuordnen.

Gregoritsch hat jedenfalls "eine Riesen-Freude damit, wenn ich sehe, wie er Fußball spielt, wie er nachsetzt, wie er attackiert. Jetzt ist er richtig präsent!"

In Istanbul gehegt und gepflegt

Der Gedanke, dass dies auch eine Kopfsache ist oder mit einem gewissen Wohlfühl-Faktor zu tun hat, ist wohl kein falscher. Es dürfte auch der Wechsel zu Galatasaray geholfen haben.

"Yussi ist in dem Sinne kein Kommunikator, aber in dieser Truppe lebt er auf. Das ist seine Mannschaft, seit er 15 ist. Das taugt mir total für ihn!"

Werner Gregoritsch

"Bei Yussi ist es so: Ich weiß nicht warum, aber der Karren bei Rapid muss verfahren gewesen sein. Jetzt ist er glücklich und bei uns in der U21 war er schon immer glücklich", erklärt Gregoritsch.

"Gehegt und gepflegt", werde Demir laut seinem U21-Coach in Istanbul: "Ich glaube, das war bei Barcelona nicht so der Fall. Bei Rapid war er zuletzt auch auf einem guten Weg, aber du kannst nicht alles in 14 Tagen oder drei Wochen schaffen. Aber er hat bei Rapid sicher so gearbeitet, dass es weitergegangen ist."

Das sind Demirs Freunde

Bei Demir werde zudem immer unterschätzt, dass er "noch ein Bua" sei: "Er ist 19 Jahre alt. Denken wir mal nach, was wir uns für Gedanken gemacht haben, wie er gehypt wird. Das muss man sich alles einmal überlegen. Auf ihn prasselt so viel ein. Die Qualität hat er, jetzt ist er auf dem richtigen Weg, aber er ist ein Spieler, der sein Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat."

Die hoffnungsvolle Beobachtung: "Er spielt jetzt einen komplett anderen Fußball als früher. Das ist ein Schritt nach vorne."

Konkret auf das U21-Team bezogen, sieht Gregoritsch besagten Wohlfühl-Faktor als Trumpf: "Eine wichtige Sache ist: Das sind seine Freunde. Er braucht genauso Empathie. Offen gesagt, ist das das Wichtigste bei jungen Spielern. Wenn du irgendwie zum Außenseiter wirst, ist es schwierig. Er ist in dem Sinne kein Kommunikator, aber in dieser Truppe lebt er auf. Das ist seine Mannschaft, seit er 15 ist. Das taugt mir total für ihn!"

Gregoritsch sieht es als seinen Auftrag und den seines Betreuer-Teams, Demir genau wie die übrigen Spieler zu entwickeln und weiterzuhelfen: "Er ist ein absoluter Hoffnungsträger für den österreichischen Fußball. Aber er muss jetzt natürlich weitermachen. Das war ein schöner Beginn."

Spieler fürs A-Team entwickeln

Ein schöner Beginn war es auch für diese U21-Generation. Wie hoffnungsfroh sie sei, könne man laut Teamchef nie sagen.

Dazu ist wohl auch die Erinnerung an die Vorgänger-Generation zu frisch, die ebenfalls mit einem eindrucksvollen Kantersieg startete, deren Entwicklung jedoch durch die Corona-Zeit, Krankheiten oder Verletzungen beeinträchtigt war.

Dass Gregoritsch ehrgeizig genug ist, um sportliche Erfolge feiern zu wollen, ist kein Geheimnis. Die Priorität bleibt jedoch eine andere:

"Ich sehe es für mich so, dass ich Spieler entwickeln und für das A-Team weiterbringen will. Das Wichtigste ist, dass diese Spieler Hoffnungsträger mit Qualität sind."

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