Der oberösterreichische Fußball blickt auf eine lange und zugleich äußerst erfolgreiche Fußballtradition zurück.
Neben Krösus LASK, der seit nun geraumer Zeit in den oberen Regionen der ADMIRAL Bundesliga mithalten kann und in der Saison 1964/65 österreichischer Meister wurde, sowie Stadtrivale Blau-Weiß Linz, existiert im rund 30 Kilometer entfernten Wels ein Verein mit einer hochinteressanten Geschichte.
Die Rede ist selbstverständlich vom FC Hertha Wels, der es in diesem Jahr unter abermals neuem Namen so richtig wissen will, den Zweitligaaufstieg anpeilt und in der zweiten Runde des ÖFB-Cups am kommenden Mittwoch im Duell gegen Blau-Weiß Linz überraschen will (ab 18:30 Uhr/LIVE-Ticker >>>). Doch wie ist der Traditionsklub aus der siebtgrößten Stadt Österreichs, dessen unaufhaltsames Ziel ein Aufstieg in die ADMIRAL 2. Liga darstellt, überhaupt erst entstanden?
Die Geschichte des oberösterreichischen Traditionsklubs beginnt dabei bereits früh im 20. Jahrhundert. Die beiden traditionsreichen, sowie erfolgreichen Vereine SC Hertha Wels (gegründet 1924/Oberösterreichischer Meister 1964 und 1966) und der Welser SC (gegründet 1912/Oberösterreichischer Meister 1972) schlossen sich im Jahr 1975 zusammen und fusionierten zu einem neuen Klub: Die WSC Hertha Wels war geboren.
Steiniger Weg mündete in der Regionalliga
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Der neu fusionierte Verein im Herzen Oberösterreichs nahm zunächst an der oberösterreichischen Landesliga, die in den 70er Jahren die dritthöchste Spielklasse darstellte, teil.
Nach mehreren Jahrzehnten des Auf und Abs, in denen man sich zeitweise gar in der sechstklassigen Bezirksliga wiederfand, glückte in der Saison 2018/19 schließlich der Aufstieg in die Regionalliga, in der man bis heute verweilt.
In der Saison 2023/24 folgte dann durch eine Spielgemeinschaft mit Stadtrivale FC Wels, der sich zu diesem Zeitpunkt in der viertklassigen Oberösterreich-Liga befand, schließlich eine weitere Namensänderung, weshalb man in jener Saison als SPG Wels bekannt war.
Die Zusammenarbeit mündete in diesem Sommer schließlich in einer Fusion, weshalb die Oberösterreicher seit der aktuell laufenden Saison als FC Hertha Wels auflaufen und weiter hoch hinaus wollen, wie auch Klubmanager Peter Huliak gegenüber LAOLA1 betont.
Die größten ÖFB-Cup-Überraschungen des 21. Jahrhunderts
Fusion nach anfänglichen Herausforderungen der richtige Schritt
Der 37-Jährige, der vor seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer zuvor zehn Jahre beim FC Blau-Weiß Linz tätig war, ortet in der Zusammenführung der ehemaligen Stadtrivalen den richtigen Schritt in Richtung Zukunft, auch wenn dieser zu Beginn mit der einen oder anderen Herausforderung einherging.
"Durch die Fusion der zwei großen Vereine in Wels hat sich im vergangenen Jahr schon einiges getan. Am Anfang war die Fusion zwar mit der einen oder anderen Herausforderung gepaart, jedoch ist der Verein im Großen und Ganzen auf allen Ebenen zusammengewachsen. So sitzen jetzt ehemalige Anhänger des FC Wels mit jenen unserer Hertha gemeinsam auf der Tribüne, viele Mitarbeiter des FC Wels arbeiten seither ebenfalls bei uns", so Huliak, der die Hertha in eine nachhaltige Zukunft führen will und zugleich großes Potenzial im Verein ortet:
"Mein persönliches Ziel ist es, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und dass der FC Hertha Wels so auf Dauer unaufhaltbar ist. Dazu ist es meiner Meinung nach wichtig, kein großes Geld in Spielerkäufe zu investieren, sondern lieber auf Talente aus unserem Nachwuchszentrum, das von Christian Heinle gleitet wird, zu setzen und in infrastrukturelle Belange, wie zum Beispiel eine neue Sportsbar oder einen coolen VIP-Klub, zu investieren."
Ungewöhnlich früher Trainerwechsel brachte Erfolg zurück
Für einen langersehnten Aufstieg in die ADMIRAL 2. Liga, der spätestens in den nächsten Jahren Realität werden soll, habe man zudem bereits vorgesorgt und die nötigen Grundlagen in den verschiedensten Bereichen bereitgestellt. Das Ziel ist daher auch in der aktuellen Saison der Regionalliga Mitte klar vorgegeben:
"Unser Ziel ist es, jeden Tag besser zu werden und somit in der aktuellen Saison mindestens einen Platz unter den Top-Drei zu erreichen. Wir nehmen den Aufstieg natürlich an, haben nahezu alle nötigen Voraussetzungen, die es für eine Zulassung für die 2. Liga braucht, sei es personell, finanziell, rechtlich oder infrastrukturell. Jetzt liegt es einfach an uns, das Ganze sportlich auf den Platz zu bringen. Wenn der Aufstieg in diesem Jahr nicht gelingt, dann bin ich überzeugt, dass er in spätestens zwei Jahren passieren wird."
Nicht mehr an Bord des Welser Schiffs in Richtung LigaZwa befindet sich jedoch Ex-Cheftrainer Emin Sulimani. Der gebürtige Welser musste nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren nach der 3:4-Auftaktniederlage in Deutschlandsberg für die Öffentlichkeit überraschend früh seinen Hut nehmen und die Hertha schließlich verlassen. Die stolze Ungeschlagenserie von saisonübergreifend insgesamt 25 Partien reichte schlussendlich - aufgrund der leichten Abwärtstendenz - nicht aus.
"Emin hat im Jahr 2023 sehr gute Arbeit geleistet. Leider hat sich die sportliche Entwicklung ab Ende 2023 bis zum Sommer 2024 dann allerdings zu einer leichten Negativspirale entwickelt, die sich zur neuen Saison auch weiter fortgesetzt hat", erklärt Huliak den frühen Trainerwechsel.
Reinhard Furthner, Sulimanis Nachfolger, brachte schließlich den gewünschten Trainereffekt und sorgte indes für eine Trendumkehr:
"Deswegen haben wir, zu einem eher unüblichen Zeitpunkt, diesen Schritt gesetzt und fühlen uns mit sieben Punkten aus den jüngsten drei Spielen auch bestätigt. Konkrete Namen für einen Nachfolger haben wir aktuell nicht, denn wir haben da keinen Stress, auch weil es der 'Reini' sehr gut macht und bereit ist, die Mannschaft auch langfristig zu übernehmen, was ihm die Mannschaft dankt, indem sie ihn sehr gut annimmt."
Vorfreude auf "Derby unter Freunden" gegen BW Linz steigt
Apropos annehmen: Die bevorstehende Schlagerpartie in der zweiten Runde des ÖFB-Cups stellt für die Hertha mit Sicherheit eines der Saisonhighlights schlechthin dar.
"Dann habe ich immer von 'Derby unter Freunden' gesprochen."
Man ist sich der Rolle des Underdogs zwar durchaus bewusst, will gegen das Traumlos allerdings auch mutig aufspielen und den Favoriten, mit dem man im Übrigen ein äußerst amikales Verhältnis pflegt, auf diese Weise ärgern.
"Es gibt für uns fast kein bessere Los. Blau-Weiß ist ein aufstrebender Bundesligist, der sehr gute Arbeit leistet und zudem aus der Region ist und eine aktive Fanszene mitbringen wird. Es gibt keine Feindschaften, im Gegenteil: Wenn ich mit Sponsoren in der jüngeren Vergangenheit gesprochen habe, dann habe ich immer vom 'Derby unter Freunden' gesprochen, weil Derbys in der Nachberichterstattung grundsätzlich fast immer mit negativen Dingen in Verbindung gebracht werden, was ich bei unserem anstehenden Derby nicht hoffe. Ich erwarte mir, dass wir ein Fußballfest feiern werden, mit vielen coolen sportlichen Szenen und vielen guten Gesprächen unter Freunden", freut sich der 37-Jährige auf ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub, für den die Partie von einer ganz besonderen Brisanz geprägt sein wird:
"Sollten in die Top-Ten des österreichischen Fußballs kommen"
"Ich war insgesamt zehn Jahre beim FC Blau-Weiß Linz. Eine Verbundenheit zum Verein, sei es freundschaftlich oder emotional legt man natürlich nicht ab. So habe ich mir von ihnen den souveränen Sieg gegen Rapid live im Stadion angeschaut und habe auch mitgejubelt. Ich freue mich also immer sehr mit Blau-Weiß bei einem Sieg. Trotzdem hoffe ich im Duell mit uns, dass wir am Ende das bessere Ende erwischen und in die nächste Runde einziehen. Daher hoffe ich, dass Blau-Weiß in der Liga gut performt, uns im Cup aber den Vortritt lässt. Für uns wäre das natürlich ein überragender Erfolg."
Dennoch, trotz all der Euphorie ob des anstehenden Cup-Derbys wagt Huliak ebenso einen Blick in eine fernere Zukunft. In den kommenden Jahren wünscht sich der Klubmanager der Hertha, dass sein Verein zu einer fixen Größe der ADMIRAL 2. Liga aufsteigt. Doch damit ist der Weg des Welser Traditionsklubs noch lange nicht zu Ende, wie Huliak betont:
"Für die nächsten fünf Jahre wünsche ich mir einfach, dass wir weiter nachhaltig arbeiten, die Tatsache bestätigen, dass wir wirklich unaufhaltbar sind und in der 2. Liga eine solide Stammkraft darstellen. Damit soll es allerdings nicht getan sein, denn es wäre gut, in weiterer Folge die nächsten Schritte zu denken, auch weil Wels die achtgrößte Stadt Österreichs ist und es daher unser Anspruch sein sollte, in die Top-Ten des österreichischen Fußballs zu kommen."