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Jörg Schirgi - "Herr Professor" auf der Trainerbank

Vom Klassenzimmer auf den Trainingsplatz und wieder zurück - für Jörg Schirgi mittlerweile Alltag. Die Trainerhoffnung strebt jedoch auch nach anderen Sphären.

Jörg Schirgi - Foto: © GEPA

"Ein Trainer mit viel Potenzial!" So wurde Jörg Schirgi im März 2022 von Sandro Derler, dem ehemaligen sportlichen Leiter des Regionalligisten SC Weiz, präsentiert. 

Doch nicht nur an der Seitenlinie fühlt sich der 35-Jährige heimisch. Auch das Klassenzimmer gehört zu seinem natürlichen Terrain. Im Brotberuf ist der gebürtige Grazer nämlich Lehrer. Am Oeversee Gymnasium in seiner Heimatstadt unterrichtet er Sport und Geografie.

Als "Professor" ist er am Trainingsplatz allerdings nicht bekannt, stellt er im Gespräch mit LAOLA1 schnell klar: "So weit ist es nicht gekommen. Man nennt mich bei meinem Vornamen oder einfach nur 'Trainer'. Diese Alternativen gibt es, weil ich auch ein Trainer bin, der den Zugang zu den Spielern sucht."

 

Jörg Schirgi bei seiner ersten Regionalliga-Station SC Kalsdorf
Foto: © GEPA

Rückkehr auf die "Schulbank"

Wie schafft er den Balanceakt zwischen Lehr- und Trainerberuf? "Der Alltag ist sehr strikt durchgeplant und muss gut getimt sein. Wenn man sich alles gut einplant und gutes Zeitmanagement hat, dann lässt es sich unter einen Hut bringen", sagt er.

Darüber hinaus schickt sich der aufstrebende Übungsleiter an, den Traum vom Profi-Trainer zu verwirklichen. Gemeinsam mit ehemaligen Bundesliga- und Nationalspielern wie Roman Wallner, Jürgen Säumel oder Joachim Standfest ist Schirgi Teil des UEFA-Pro-Diplom-Kurses - eine weitere Herausforderung und sogleich die Rückkehr auf die "Schulbank" für den Lehrkörper. 

"Jetzt wieder selbst die Schulbank zu drücken, ist etwas, das ich aus meiner Vergangenheit kenne. Aber dennoch ist es für mich eine ungewohnte Situation. Ich muss mir bei gewissen Aufgaben einen Plan machen und mich auch zuhause hinsetzen, um die Unterlagen noch einmal durchzugehen und um auch beim UEFA-Pro-Lizenz-Kurs dementsprechend performen zu können."

"Schul-Scout" für Weiz

Der Fußball ist auch in seinem Lehrerberuf ein ständiger Wegbegleiter.

Am Oeversee Gymnasium liegt einer der Schwerpunkte ebenfalls auf dem runden Leder. Ein Vorteil, den sich zwei steirische Traditionsklubs zu Nutze machen. "Mit der Sturm-Akademie haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit. Auch mit dem GAK-Nachwuchs kooperieren wir an der Schule", sagt Schirgi. 

Mögliche Talente direkt vor Ort sichten zu können, könnte sich wiederum auch als Vorteil für seinen aktuellen Arbeitgeber herausstellen. Denn für den SC Weiz "gibt es den ein oder anderen Spieler, der in Zukunft ein Thema sein könnte".

"In Deutschland, in der 1. und der 2. Bundesliga, herrscht eine großartige Atmosphäre in den Stadien, die zumeist voll sind. Es macht Spaß, den Fußball dort zu beobachten. Zu einem gewissen Grad ist es mein Ziel, zukünftig in Deutschland zu arbeiten"

Jörg Schirgi

GAK-Engagement stand im Raum

Beruflich hätte Schirgis Trainer-Laufbahn durchaus anders verlaufen können.

Vor rund zwei Jahren gab es "Gespräche" zwischen dem Steirer und dem GAK. Beim Zweitligisten nahm Schirgi sogar an einem "Hearing" teil. "Anfänglich wurde eine mögliche Zusammenarbeit mit Klaus Schmidt (aktuell Trainer des SCR Altach, Anm.), den ich als Co-Trainer hätte begleiten dürfen, thematisiert." 

"Im Endeffekt ist die Entscheidung anders ausgefallen und das ist absolut in Ordnung", trauert Schirgi der verpassten Gelegenheit nicht nach. Schließlich haben sich die Umstände seit damals verändert.

Hat der einstige Sturm-Nachwuchsspieler erst einmal die Pro-Lizenz in der Tasche, werden sich wohl vielerorts neue Möglichkeiten bieten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Tür zum GAK für immer geschlossen ist. "Der GAK ist natürlich ein guter Traditionsverein mit einer tollen Fan-Kultur und attraktiv für mich als Trainer."

Einen "vorgezeichneten Karriereplan" habe er nicht, "weil der Fußball sehr viele Eventualitäten in sich trägt", ist sich Schirgi bewusst. Der Fokus liege auf der Gegenwart. Am Ende "wird sich zeigen, wo mein Weg mich hinführt."

Gänsehaut-Atmosphäre! Von solchen Kulissen träumt der Weiz-Coach
Foto: © getty

Deutschland als Job-Ziel

Dieser könnte Schirgi eines Tages über die Landesgrenzen hinausführen.

"Ich denke für jeden Trainer strahlt das Ausland einen gewissen Reiz aus", so Schirgi. Besonders gegenüber dem "großen Nachbarn" Deutschland verspürt der Pro-Lizenz-Anwärter eine gewisse Affinität.

"In Deutschland, in der 1. und der 2. Bundesliga, herrscht eine großartige Atmosphäre in den Stadien, die zumeist voll sind. Es macht Spaß, den Fußball dort zu beobachten. Zu einem gewissen Grad ist es mein Ziel, zukünftig in Deutschland zu arbeiten", erklärt Schirgi.

Doch Schritt für Schritt. Das Hauptaugenmerk bleibt zunächst das sportliche Abschneiden in der Oststeiermark.

 

Der SC Weiz will am Ende der Saison über den Klassenerhalt jubeln können
Foto: © GEPA

Priorität Klassenerhalt

Im Hinblick auf die restliche Saison mit dem SC Weiz sind die Ziele deutlich definiert: "Die oberste Priorität ist ganz klar der Klassenerhalt."

Mit Tabellenrang elf und zehn Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone hat man sich in der Regionalliga Mitte zwar einen soliden Polster erarbeitet, angesichts von noch zehn zu spielenden Ligarunden darf man sich jedoch nicht allzu sehr in Sicherheit wiegen.

Ein weiteres Bestreben des Weiz-Trainers ist die Qualifikation für den ÖFB-Cup. Nachdem Schirgi der bitteren 0:8-Cup-Schmach gegen Red Bull Salzburg im September 2021 einen sofortigen Rücktritt beim SC Karlsdorf folgen ließ, hat er noch eine Rechnung offen.

"Wir sind auch noch im Halbfinale des Steirer Cups vertreten. Wir wollen es ins Finale schaffen und uns über diesen Bewerb auch für den ÖFB-Cup qualifizieren."

Chemie und Spielphilosophie

An der stetigen Entwicklung des steirischen Klubs arbeitet auch Schirgis "langjähriger Freund" Fabio Schaupp.

Die Chemie zwischen dem erst 25-jährigen Weizer Sportchef und dem zehn Jahre älteren Trainer stimmte auf Anhieb. "Unsere Ansichten, Fußball spielen zu lassen, decken sich. Wir ergänzen einander sehr gut", lobt Schirgi die bislang rund ein halbes Jahr andauernde Zusammenarbeit. 

Der ehemalige Oberliga-Kicker beschreibt Schaupp als "sehr akribischen und fleißigen Arbeiter". "Er beobachtet sehr viele Spiele und behält den Markt, auch im Nachwuchsbereich, sehr gut im Auge. Dadurch gibt er uns einen starken Impuls im Verein und kann uns auf die nächste Ebene bringen."

Der regelmäßige Dialog ist beim Weizer-Duo Usus. "Wenn wir einen Transfer tätigen oder allgemein wichtige Entscheidungen treffen, die den Verein betreffen, tauschen wir uns immer aus."

Als ergänzender Baustein soll zudem die passende Spielphilosphie den Verein voranbringen. Dabei bedient sich Schirgi einiger Ansätze des österreichischen Bundesliga-Serienmeisters. "Was die Spielanlage betrifft, ist Red Bull Salzburg ein Thema für mich. Ich versuche, das ein oder andere in meiner Mannschaft zu adaptieren." 

Besonders wichtig sei es der ÖFB-Trainer-Hoffnung, "initiativ zu sein, offensiv zu denken und vorwärtsgerichtet zu verteidigen. Ich möchte gewisse Prinzipien, vor allem im Spiel gegen den Ball, sehen. Im Ballbesitz soll meine Mannschaft einen mutigen Fußball spielen, schnellstmöglich vor das gegnerische Tor kommen und auch vertikal denken."

Womöglich ein Erfolgsrezept, das Schirgi seine ambitionierten Ziele erreichen lässt.

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