Ex-Profi Roman Wallner hat dem österreichischen Fußball seinen Stempel aufgedrückt.
In der heimischen Bundesliga ist der gebürtige Steirer vielerorts herumgekommen. Ob bei Sturm Graz, Rapid Wien, dem FK Austria Wien, Red Bull Salzburg oder dem LASK - der heute 41-Jährige hat während seiner aktiven Zeit als Profi für die nationale Top-Riege gekickt. Doch auch über die Landesgrenzen hinaus hat der ehemalige Torjäger, auf und abseits des Platzes, Eindruck hinterlassen.
Nach Beendigung seiner Profikarriere im Jahr 2016 schlug Wallner ein neues Kapitel auf. Dem heimischen Fußball blieb der Grazer jedoch erhalten, nun beschreitet er einen neuen Weg - im Trainerbereich.
Als einer von 21 UEFA-Pro-Lizenz-Kursteilnehmern will sich der aktuelle Übungsleiter des Regionalligisten Salzburger AK zukünftig in der Profi-Etage etablieren.
Mit LAOLA1 sprach Wallner über seine ersten Gehversuche an der Seitenlinie, die Arbeit im semi-professionellen Unterhaus, seine persönlichen Ziele und den Wandel vom "Skandal-Kicker" zum geerdeten Übungsleiter.
LAOLA1: Sie sind während ihrer aktiven Spielerkarriere unter zahlreichen Trainern aufgelaufen. Was konnten Sie sich aus dieser Zeit für ihre heutige Trainerkarriere mitnehmen?
Roman Wallner: Wenn ich jetzt alle Stationen durchgehe und auch das Nationalteam mitberücksichtige, habe ich rund 40 Trainer gehabt. Ich glaube, dass man von jedem Einzelnen und auch in Phasen, wo es nicht nach Wunsch verläuft, etwas mitnehmen kann. Als Spieler habe ich in meiner Anfangsphase am meisten unter Ivica Osim gelernt. Als aktiver Profi nimmt man jedoch einiges nicht wahr. Das ist in der Nachbetrachtung oftmals schade, aber vielleicht als Anregung für jüngere Spieler sollte man im Hinterkopf behalten, dass gewisse Dinge später einmal nützlich sein können. Im Endeffekt muss man seine eigenen Erfahrungen machen. Durch Hospitationen und Kurse schafft man sich sein eigenes Bild. Natürlich bleiben prägnante Erinnerungen im Gedächtnis, in einigen Fällen negative.
LAOLA1: Gibt es ein spezielles negatives Erlebnis, an das Sie sich bis zum heutigen Tag erinnern?
Wallner: Ich möchte jetzt nicht auf eine Situation eingehen, aber mir sind gewisse Situationen mit der Führungsebene haften geblieben. Es geht darum, wie man mit Leuten umgeht, weil ich doch in einer Zeit groß geworden bin, in der sehr viel Wert auf Hierarchie gelegt wurde. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Das merkt man auch an der Gesellschaft, die sich in gewisser Weise im Trainergeschäft widerspiegelt. Man hat tagtäglich mit jungen und älteren Menschen zu tun. Das ist mit der Zeit damals nicht zu vergleichen. Ich habe aus dieser Zeit prägende Erlebnisse mitgenommen, aber ich möchte dabei nicht zu sehr ins Detail gehen.
LAOLA1: War es für Sie klar, dass Sie irgendwann auf der Trainerbank landen werden?
Wallner: Nein, überhaupt nicht. Ich habe relativ früh mit der A-Lizenz angefangen. Ich bin dann aber erst kurz vor dem Karriereende mit dieser Ausbildung fertig geworden. Natürlich stellt man sich als Spieler oft die Frage: ‘Was macht man danach? Wo zieht es dich hin? Welche Talente hast du? Welcher Leidenschaft willst du nachgehen?’ Ich bin der Typ Mensch, der einer Arbeit nachgehen möchte, die mir Freude und Spaß bereitet und nicht nur weil es mein Beruf ist. Irgendwann bin ich dann draufgekommen, dass ich im Fußballgeschäft bleiben möchte. Mir gefallen der Rhythmus und die Abläufe des Fußballgeschäfts sowie die Tatsache, dass du herumkommst, im ständigen Kontakt zu anderen Menschen stehst und die Möglichkeit hast, neue Sprachen zu lernen. Ich bin recht zufällig auf die Trainerschiene gelangt. Begonnen habe ich als Individualtrainer, dann nahm es Schritt für Schritt seinen Lauf. Im Vergleich zum Spielerdasein, wo du für dich selbst verantwortlich bist, stehst du als Trainer einer gesamten Mannschaft vor. Dabei muss man sich herantasten, das ist ein Prozess.
LAOLA1: Zieht es Sie in Zukunft ins Ausland, beziehungsweise gibt es einen speziellen Klub, den Sie gerne einmal trainieren wollen?
Wallner: Einen speziellen nicht. Mein primäres Ziel ist es, die UEFA Pro Lizenz zu erhalten und Profitrainer zu werden. In weiterer Folge ist es schon ein persönlicher Traum, irgendwann im Ausland zu arbeiten. Dabei habe ich keine Präferenz, was das Land betrifft. Ich bin da im Prinzip sehr aufgeschlossen. Ich denke, man kann vielerorts etwas für sich mitnehmen. Ich glaube auch, dass man sich bei dieser Entscheidung nicht eingrenzen sollte. Wo ich gerne hin möchte, habe ich für mich definiert. Ob das möglich ist, ist wiederum eine andere Frage. Natürlich brauchst du in gewissen Situationen Glück oder einen Türöffner. Du musst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und dabei deine Leistungen bringen. Ich probiere das in meinem Rahmen zu schaffen.
"Ich glaube, jeder Mensch wird mit der Zeit erwachsen. Jeder Mensch macht Fehler und hat seinen eigenen Rucksack zu tragen. In den besten Fällen lernt man daraus. Ich habe daraus gelernt, sonst würden wir nicht hier dieses Gespräch führen. Es gehört zum Leben, sich weiterzuentwickeln."
LAOLA1: In Ihren frühen Profijahren haben Sie mit der einen oder anderen Aktion für Aufmerksamkeit abseits des Rasens gesorgt. Wie sehr haben Sie sich über die Jahre gewandelt?
Wallner: Ich glaube, jeder Mensch wird mit der Zeit erwachsen. Jeder Mensch macht Fehler und hat seinen eigenen Rucksack zu tragen. In den besten Fällen lernt man daraus. Ich habe daraus gelernt, sonst würden wir nicht hier dieses Gespräch führen. Es gehört zum Leben, sich weiterzuentwickeln.
LAOLA1: Wie nah waren Sie im Jahr 2020 einer Rückkehr zu Ihrem Jugendklub Sturm Graz? Sie sollen als Nachwuchs-Trainer im Gespräch gewesen sein.
Wallner: Diese Thematik ist im Prinzip rein über die Medien aufgekommen. Es wurden mit mir keine Gespräche geführt.
LAOLA1: Haben Ihre zahlreichen Profistationen auch Ihre Spielphilosophie als jetziger Trainer geprägt?
Wallner: Im Amateurbereich finde ich es schwierig, eine Spielphilosophie zu kreieren. Man muss sich sehr an dem vorhandenen Spielermaterial orientieren. Man darf nicht vergessen, dass die meisten Spieler einem anderen Beruf nachgehen - einer ist Maurer, der andere Lehrer. Man kann eine Spielweise somit nicht klar definieren. Es ist ein hohes Maß an Improvisiation gefragt. Aber für mich ist es besonders wichtig, dass die Spieler gerne zum Klub kommen.
LAOLA1: Wenn Ihnen das optimale Spielermaterial zur Verfügung stünde, wie wäre Ihr spielerischer Ansatz?
Wallner: Die Mannschaft soll ein dominantes und aggressives Auftreten zeigen sowie einfachen aber technischen Fußball spielen, der sehr offensiv ausgerichtet ist.
LAOLA1: Wie gehen Sie mit einem Spieler um, der beim Training nicht ganz bei der Sache ist?
Wallner: Man muss natürlich die Situation des Spielers hinterfragen. Von Fall zu Fall reagiert man dann natürlich unterschiedlich.
LAOLA1: Sind Sie ein Trainer, der nahe an seinen Spielern dran ist?
Wallner: Jein. Ich denke, dass ich eine gewisse Nähe zu Spielern habe, aber ich wahre auch eine gewisse Distanz. Mit einigen Spielern in der Mannschaft habe ich noch als aktiver Profi gespielt. Ich möchte keine Angst verspüren, Dinge nicht ansprechen zu können. Ich probiere dieses Gefühl der Mannschaft weiterzugeben und auch Verständnis zu zeigen. Es herrscht eine gute Gesprächsbasis innerhalb des Teams.