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Österreichs ältester Klub strebt nach Bundesliga

Der Ex-ÖFB-Teamkicker hat mit dem ältesten Klub Österreichs große Ziele.

Österreichs ältester Klub strebt nach Bundesliga

Andreas Lukse, Markus Wostry, Mario Konrad, Daniel Luxbacher, seit Kurzem noch Tomas Simkovic, Nils Zatl, Stephan Auer sowie seit Donnerstag Lukas Grozurek (mehr Infos >>>).

Nein, das ist nicht das Kaderblatt einer Bundesligapartie vor drei, vier Jahren sondern eine Aufzählung von hochkarätigen Akteuren, die im Frühjahr 2022 ihre Fußballschuhe für den First Vienna Football-Club 1894 schnüren werden.

Ganz nach dem Motto "Totgesagte leben länger" erlebt der älteste Fußballklub Österreichs nämlich eine Renaissance und arbeite mit Hochdruck an der Rückkehr dorthin, wo die Vienna so lange nicht nur mitwirkte, sondern phasenweise den Ton angab – ins rot-weiß-rote Fußball-Oberhaus.

Das Mastermind hinter der mit zahlreichen Ex-Profis bestückten Truppe, die auf Rang zwei der Regionalliga Ost überwintert, ist ebenfalls kein Unbekannter. Der langjährige Admira- und Rapid-Verteidiger Markus Katzer ließ nicht nur seine Karriere als Aktiver bei den Döblingern ausklingen, sondern zieht dort seit einigen Jahren als Sportlicher Leiter die Fäden.

Der elfmalige ÖFB-Teamspieler sprach mit LAOLA1 über "Trainertalent" Alexander Zellhofer, den "gesunden" Weg nach oben und wieso er weiß, dass die Vienna am Ende dieses Weges in der Bundesliga sein wird.

Insolvenz, Sanierung und jetzt hoch hinaus?

Nicht lang ist es her, als der traditionsreiche Verein aufgrund finanzieller Turbulenzen aus der Regionalliga Ost in die 2. Landesliga des Wiener Fußballverbandes absteigen musste. Schon kurz nach der Insolvenz präsentierte der Klub allerdings zahlungskräftige Sponsoren, die am Wiederaufbau tatkräftig mithelfen sollten.

Wir wollen unbedingt aufsteigen, müssen aber nicht. Der Kader ist sehr, sehr gut. Wir haben ihn auch entsprechend ausgerichtet und jetzt noch einmal nachgerüstet. Es wird aber mit Sicherheit nicht so sein, dass wieder alles zusammenfällt, wenn wir es nicht schaffen sollten.

Vienna-Sportdirektor Markus Katzer beruhigt die Fans

Den fix eingeplanten sofortigen Wiederaufstieg aus der Fünftklassigkeit verpasste die Vienna schließlich im Jahr 2017/18, auch die Rückkehr in die Ostliga dauerte (Covid-bedingt) länger als erwartet. Seit der Saison 2021/22 ist der Klub mit den Vereinsfarben Blau und Gelb zurück in Österreichs dritthöchster Spielklasse – dem WFV sei Dank, denn im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern wurde die Hinserie 2020/21 in der Bundeshauptstadt durchgedrückt, um die Saison werten zu können.

Das Ende der Fahnenstange soll für Katzer und Co. mit der Rückkehr in die Regionalliga aber keineswegs erreicht sein.

"Wir wollen unbedingt aufsteigen, müssen aber nicht. Der Kader ist sehr, sehr gut. Wir haben ihn auch entsprechend ausgerichtet und jetzt noch einmal nachgerüstet. Es wird aber mit Sicherheit nicht so sein, dass wieder alles zusammenfällt, wenn wir es nicht schaffen sollten", erklärt der Sportchef und schickt eine Kampfansage hinterher: "Wir wissen, am Ende des Weges werden wir in der Bundesliga sein."

UNIQA als "solides" Zugpferd

Aber der Weg mit vielen großen Namen – zum Teil schon fortgeschrittenen Alters – ins Profigeschäft ist ein gefährlicher. Gerade die Vienna weiß als "gebranntes Kind", wie kurz der Weg in die Insolvenz sein kann.

Katzer sieht diese Gefahr nicht und beruhigt: "Wir wollen den Weg nach oben gehen, nicht durchgehend, dafür gesund. Da spielen wiederum die starken Partner im Hintergrund eine große Rolle. Mit UNIQA, mit IMMOunited haben wir tolle Partner. Vor allem UNIQA ist das Zugpferd für alle, weil jeder sieht, dass das auf soliden Beinen gebettet ist."

Die Pläne sind also groß auf der Hohen Warte und sollen den Klub wieder zu einer einflussreicheren Marke in Wien machen. Am Vorplatz des Stadions wurde erst kürzlich ein neuer Fanshop errichtet, auch Akademiepläne könnten bei entsprechenden Erfolgen der Kampfmannschaft recht schnell konkret werden.

"Sicher ganz gut, dass ich da bin"

(Text wird unter Posting forgesetzt)

Genau mit dieser Perspektive überzeugte Katzer die klingenden Namen, den Umweg Ostliga einzuschlagen.

"Es spielt sicher eine Rolle, dass es die Vienna ist, der älteste Verein Österreichs. Die sportliche Situation ist spannend, wir wollen etwas erreichen. Dazu kommt die Perspektive des Vereins, weil hier wirklich etwas entsteht. Das ist wahrscheinlich auch ein Anreiz", nennt der 42-Jährige die Vorzüge des Klubs.

Ein weiterer Pluspunkt: "Es ist sicher ganz gut, dass ich da bin, der die Profis zum Teil aus der eigenen aktiven Laufbahn noch recht gut kennt."

Spannend ist die Kaderzusammensetzung aber nicht nur aufgrund der recht prominenten Namen, sondern auch hinsichtlich der Altersstruktur. Mario Konrad ist mit 39 Jahren der älteste Akteur im Kader, Winter-Neuzugang Tomas Simkovic und Goalie Andreas Lukse haben mit 34 auch schon einiges erlebt.

Auer (31), Grozurek (30) oder Wostry (29) sind hingegen im besten Fußballeralter und unterstreichen den Plan Katzers, schon jetzt eine Mannschaft zu basteln, die auch bei einem möglichen Aufstieg ohne große Anpassungen bestehen könnte.

Routiniers am Feld, ein Youngster auf der Trainerbank

Und während der Kader über ausreichend Erfahrung verfügt, hat die Vienna auf der Trainerbank den angekündigten Weg Richtung "Ausbildungsverein" schon lange eingeschlagen. Coach der Döblinger ist nämlich der erst 27-jährige Alexander Zellhofer. Zellhofer? Da sollte es bei einigen klingeln. Ja, Alexander ist der Sohn von Ex-Pasching und -Rapid-Betreuer Georg Zellhofer und hat das runde Leder schon seit Kindheitstagen im Blut.

Es ist gut und man merkt natürlich, dass er aus einer Fußballerfamilie kommt. Er hat viele Dinge schon in jungen Jahren mitbekommen, was das Profigeschäft betrifft. Das hilft ihm natürlich.

Katzer über Trainer Alexander Zellhofer

Chef Katzer schwärmt von der Arbeit des Trainer-Jungspundes: "Er war schon U18- bzw. Zweite-Mannschaft-Trainer bei uns, da habe ich ihn mehrmals beobachtet und recht schnell gesehen, was er für ein großes Talent ist. Da war eine klare Linie erkennbar, die Mannschaft hat guten Fußball gespielt und deshalb war es die Entscheidung, ihm die Chance zu geben. Die hat er bis jetzt genutzt, wir sind hochzufrieden mit ihm."

Dass Zellhofer aus einer Sport-Familie kommt – auch Schwester Alina ist als ORF-Redakteurin bekannt –, ist für Katzer ein Vorteil. "Es ist gut und man merkt natürlich, dass er aus einer Fußballerfamilie kommt. Er hat viele Dinge schon in jungen Jahren mitbekommen, was das Profigeschäft betrifft. Das hilft ihm natürlich."

Wie schnell gelingt der Durchmarsch?

Spannend bleibt die Ausgangslage in der Regionalliga Ost aber trotz der Vienna-Transfers allemal. Leader Stripfing verfügt ebenso wie der drittplatzierte Wiener Sportclub über eine ambitionierte Mannschaft, dazu hat man gegen den großen Favoriten aus Döbling nahezu nichts zu verlieren.

Das weiß auch Katzer: "Es ist immer noch Fußball, es gibt Gegner, die uns ärgern wollen, daher gibt es nie eine Garantie. Wir wollen einfach gute Arbeit leisten und werden unsere Ziele mit Sicherheit in nicht so langer Zeit erreichen."

Wann das sein wird, bleibt spannend zu beobachten. Denn in der Vergangenheit kam schon so manch vorprogrammierter Titelaspirant unerwartet ins Stolpern. Und vor allem bei der Vienna sollte man wissen, wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann.

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