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Spiel ohne Abseits - Was wird passieren?

Das erwarten Spieler und Trainer vom Experiment:

Spiel ohne Abseits - Was wird passieren? Foto: © getty

Es ist fußballerisches Neuland. Fußball ohne Abseits.

„Das Spiel würde attraktiver werden, die Angreifer hätten bessere Chancen, es würden mehr Tore fallen“, sagt Marco van Basten, Technischer Direktor der FIFA.

„Warum sollte der Wegfall der Abseitsregel das Spiel nicht attraktiver machen?“, fragt Oliver Bierhoff, Manager des DFB-Team.

Fakt ist, die Abseitsregel hat einen riesengroßen Einfluss auf das Spiel. Ist aufgrund der Unterscheidung von aktiv und passiv ziemlich kompliziert und eine Fehlerquelle bei Entscheidungen der Unparteiischen.

Nicht weniger als 37 Seiten umfasst das Dokument, das die FIFA bei ihren Regelerklärungen zu Regel 11 „Abseits“ herausgegeben hat.

Aber was passiert nun wirklich, wenn es plötzlich keine Abseitsregel mehr gibt? LAOLA1 wagt am Samstag, den 8. Juli, „das Experiment“. Um 11 Uhr empfängt der SV Yspertal seinen Erzrivalen SKV St. Oswald. 2x30 Minuten wird ohne Abseits gespielt.

VIDEO: Das sind die Teilnehmer!

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)


„Von einem halbwegs normalen Spiel bis zum Chaos ist alles möglich“, meint Michael Eder, Mittelfeldspieler der Gastgeber, die als leichter Favorit in das Duell gehen. Die völlig neue Situation „fordert die Kreativität“, betont St. Oswald-Routinier Markus Wurzer.

"Für mich als Innenverteidiger wird es wohl ziemlich stressig"

Man darf gespannt sein, wie die beiden Trainer ihre Mannschaften taktisch einstellen. „Wir werden versuchen, wie beim Eishockey mit drei Stürmern zu beginnen, werden aber am Anfang sicher auch unsere Leute hinten stehen haben“, meint Gerhard Schnabl, Trainer der Gäste.

Den Defensivspielern fehlt mangels Abseitslinie die Orientierung. „Für mich als Innenverteidiger wird es wohl ziemlich stressig. Wir werden nie rausrücken können, es wird keine Entlastung geben. Wir werden immer darauf achten müssen, ob hinter uns noch einer steht“, so Yspertal-Abwehrspieler Matthias Wagner.

Sein Tormann Lukas Enengel ergänzt: „Ich werde wohl aus der Linie bleiben müssen.“ Gut möglich, dass der Strafraum wesentlich voller ist als sonst. Ein Risiko für die Verteidiger, werden vermutlich doch einige strittige Elferszenen die Folge sein. "Meine Vermutung: Leichter wird es sicherlich nicht. Fällt ein taktisches Mittel weg, werden andere Mittel gefunden werden, zum Beispiel häufigere und 'geschicktere' Foulspiele", sagt Bundesliga-Schiedsrichter-Assistent Michael Nemetz (Hier das Interview Nachlesen!).

Wenn die Stürmer weit vorne bleiben, müssen die Verteidiger tief stehen. Dementsprechend wird wesentlich mehr Raum des Spielfelds genutzt werden als gewöhnlich. „In der Mitte wird sehr viel Platz sein“, prognostiziert Christian Wimmer von St. Oswald.

"Das Kurzpassspiel wird wahrscheinlich wegfallen"

Stefan Steiner, im offensiven Mittelfeld des SV Yspertal daheim, ergänzt: „Für die Mittelfeldspieler könnte es schon sehr laufintensiv werden, immerhin müssen wir ja trotzdem hinten mithelfen.“

Inwiefern der freie Raum im Mittelfeld überhaupt bespielt wird, steht noch in den Sternen. „Das Kurzpassspiel wird wahrscheinlich wegfallen. Ich rechne mit vielen weiten Bällen nach vorne“, sagt Andreas Lehner, Obmann-Stellvertreter des SKV St. Oswald.

"Vorne zwei, drei Leute zu parken, die nur noch auf den Konterball warten, funktioniert nicht"

Bernhard Peters

Doch wird das wirklich alles so funktionieren? Bernhard Peters war früher deutscher Hockey-Teamchef und hat vor rund zehn Jahren den Umstieg ins Fußball-Geschäft gewagt. Zuletzt arbeitete er als Nachwuchskoordinator des Hamburger SV.

Im Hockey wurde 1996 die Abseitsregel abgeschafft. Als Vorstufe der kompletten Abschaffung wurde eine Zeitlang mit Viertellinien-Abseits gespielt. Mittlerweile haben sich Hockey-Trainer, -Spieler und –Fans ans Spiel ohne Abseits längst gewöhnt.

Peters erklärt im „Weserkurier“: „Diese Gefahr, die man im Fußball immer wieder zu sehen glaubt, ist nicht gegeben. Vorne zwei, drei Leute zu parken, die nur noch auf den Konterball warten, funktioniert nicht. Man kann es sich im modernen Fußball keineswegs erlauben, nicht mit allen Spielern hinterm Ball zu verteidigen - sonst ist die Fläche für den Gegner, die der zum Kontern hätte, viel zu groß.“

Es wird spannend, zu sehen, was beim „Experiment“ zwischen dem SV Yspertal und dem SKV St. Oswald rauskommt…



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