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Köberl: "Mitarbeiter und Partner schützen!“

HPYBET-CEO Andreas Köberl über den Umgang mit der Krise und die Branche nach Corona.

Köberl: Foto: © GEPA

Die Corona-Krise stellt die Sportwetten-Branche vor große Herausforderungen.

Da es weltweit kaum noch Sportveranstaltungen gibt, fällt auch der Umsatz gegen Null.

Sportwettanbieter HPYBET ist als Betreiber hunderter Shops doppelt betroffen. CEO Andreas Köberl im LAOLA1-Interview über den Umgang mit der Krise, notwendige Maßnahmen, die Unterstützung von Mitarbeitern und Partnern sowie die Branche nach Corona.

LAOLA1: Wie hart hat Sie die Krise getroffen?

Andreas Köberl: Uns trifft die Krise besonders hart. Wir sind durch unseren Retail-Fokus und die komplette Schließung aller Shops in Deutschland und Österreich mit fast 100 Prozent Umsatzausfall konfrontiert. Zum einen sind also unsere Shops durch behördliche Anordnung geschlossen. Zum anderen ist der Sportbetrieb so gut wie eingestellt. Wir haben also kaum Wettprogramm und können somit auch online kaum etwas kompensieren. Normalerweise machen wir rund 80 Prozent des Umsatzes mit den Topligen, die nicht zuletzt in den massiv betroffenen Ländern wie Spanien und Italien beheimatet sind. Ein Regelbetrieb ist hier wohl über Monate nicht absehbar. Wir halten uns natürlich an alle gesetzlichen Rahmenbedingungen, weshalb wir auch kein Online-Casino betreiben, das einen Teil der Fixkosten decken könnte.

LAOLA1: Welche Maßnahmen setzen Sie, um der Krise entgegenzuwirken?

Köberl: Wir haben sehr früh gehandelt: Die erste Aufklärung der Mitarbeiter, erste Schutzmaßnahmen und die Bereitstellung von zusätzlicher Schutzausrüstung – wie Desinfektionsmittel in Shops – erfolgte bereits im Februar. Bei der Umsetzung von verpflichtendem Homeoffice für alle Backoffice-Mitarbeiter waren wir ebenfalls sehr schnell. Es gibt einen entsprechenden Stufenplan, mit dem es gilt, die Liquidität hoch zu halten, um unsere Mitarbeiter zu schützen.

LAOLA1: Nützen Sie die Möglichkeit von Kurzarbeit beziehungsweise müssen Sie Mitarbeiter entlassen?

Köberl: Wir versuchen, jeden Arbeitsplatz zu schützen und nutzen im Shop-Bereich Möglichkeiten wie etwa Kurzarbeit, um sicher zu stellen, dass keiner unserer Mitarbeiter zurückbleibt. Natürlich hängt vieles davon ab, wie lange die Krise andauert. Aber ich bin überzeugt, dass Teams gerade in Krisenzeiten gefestigt werden. Wir tun alles, was wirtschaftlich möglich ist, um zuallererst unsere Franchisepartner und Mitarbeiter zu schützen. Deshalb verzichtet auch das Management auf einen Teil des Gehalts.

LAOLA1: Kann man sich überhaupt auf eine solche Krise vorbereiten?

Köberl: Als CEO habe ich natürlich mit meinem Team mögliche Krisenszenarien und sogenannte "Business Continuity Pläne" in der Schublade – aber mit so einem Ausmaß in so kurzer Zeit konnte wohl niemand rechnen. Wichtig ist jetzt vor allem der Fokus auf Liquidität und Kommunikation in allen Varianten. Wir führen täglich mehrere Telefonate mit allen Teams. Wir informieren schriftlich über sämtliche Entwicklungen und versuchen, die Zeit zu nutzen, um Produkt, Marketing und Prozesse zu verbessern, um gestärkt aus der Krise zu gehen.

LAOLA1: Wie ist die Stimmung bei Mitarbeitern und Partnern?

Köberl: Die Mitarbeiter zeigen großes Verständnis für die Maßnahmen, die wir setzen und unterstützen uns massiv. Wir versuchen, jeden einzelnen proaktiv zu informieren und einzubinden. Die Mannschaft ist krisenerprobt und deshalb auch unglaublich loyal, was mich stolz macht. Bei den Partnern drückt sich die Stimmung in großer Verunsicherung aus. Wir informieren die Partner aber beinahe täglich über neue Entwicklungen und Förder- beziehungsweise Unterstützungsmöglichkeiten der Bundesregierungen. Das machen wir auch auf persönlicher Ebene durch unser Support-Team, das dafür weiterhin im Einsatz bleibt. Wir betreiben in Österreich eigene Shops und wissen daher sehr gut, womit die Partner jetzt konfrontiert sind.

LAOLA1: Welche Auswirkungen wird die Krise haben? Wird sich die Branche verändern?

Köberl: Mein Management-Team und ich planen in der Szenarien-Rechnung jedenfalls mit längerfristigen Auswirkungen. Die Sportwette und vor allem die Retail-Sportwette sind ja besonders betroffen. Natürlich hoffen wir, dass wir die Kugel ab Mai/Juni wieder vielerorts rollen sehen, sind aber auch für eine längere Durststrecke gerüstet. Auf jeden Fall wird es diese Saison kein reguläres, vollwertiges Geschäft mehr für uns geben. Das beweist etwa der Ligaabbruch in Belgien. Die Auswirkungen zeigen sich jetzt schon in unterschiedlichster Form. Zum einen im Ligenbetrieb und den teilweise kreativen Konzepten, die gerade diskutiert werden. Zum anderen im Geschäft selbst, das sich natürlich jetzt noch stärker Richtung digitaler Angebote dreht, was aus meiner Sicht nachhaltig sein wird. Die Branche lernt auch gerade sehr hart, dass sie nicht - wie immer behauptet - absolut krisensicher ist, was viele strategische Perspektivenwechsel auslöst.

"Es passt nicht, einerseits Mitarbeiter auf Kurzarbeit zu schicken und andererseits enorme Summen für Logen und Sponsorings zu bezahlen."

LAOLA1: Wie wird sich die Krise auf das Sponsoring von HPYBET auswirken?

Köberl: Das hängt von der Dauer der Krise ab. Natürlich leben wir unsere Partnerschaften auch oder vor allem in Krisenzeiten. Deshalb muss man ehrlich sein, Fakten schaffen und frühzeitig Gespräche führen. Was wir mit allen Partnern bereits gemacht haben. Klar ist: je länger die Krise dauert, desto größer sind die Einschnitte auch in diesem Bereich. Es passt nicht, einerseits Mitarbeiter auf Kurzarbeit zu schicken und andererseits enorme Summen für Logen und Sponsorings zu bezahlen.

 LAOLA1: Das heißt, dass es hier bereits Einschnitte gibt?

Köberl: Das heißt, wenn wir bei längerem Andauern der Krise vor der Wahl stehen, ob mit den Cash-Reserven Sponsoring-Rechnungen oder Gehälter bezahlt werden, die Entscheidung auf die HPYBET-Mannschaft fallen wird. In den knapp drei Jahren der HPYBET gab es im Backoffice nur eine Kündigung - trotz etlicher Problemchen, unzähliger Überstunden und enormer Last auf vielen Schultern. Um dieses Loyalitätsgefühl beneiden uns viele. Der Charakter beweist sich in der Krise. Darum wird das Team geschützt, solange es wirtschaftlich irgendwie möglich ist.

LAOLA1: 2021 wird ein unglaubliches Sportjahr. Kann man damit vielleicht sogar relativ rasch die Verluste kompensieren oder wird das noch viel länger dauern?

Köberl: Davon ausgehend, dass die Krise vermutlich erst zu Beginn 2021 vollständig überwunden sein wird, hilft uns zwar das enorme Sportangebot. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass wir unsere Ausfälle vollständig kompensieren können. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir mit all den Maßnahmen, die wir gerade treffen - sowie den Optimierungen bei Produkt und Prozessen - ein sehr profitables Jahr 2021 erleben werden.

LAOLA1: Beschäftigen sich jetzt mehr Menschen mit der weißrussischen Liga?

Köberl: Ja, das merkt man schon, aber natürlich nicht in einem Ausmaß, dass es umsatzmäßig einen großen Unterschied machen würde. Und Tadschikistan nicht zu vergessen, die am Wochenende wieder gestartet haben.

LAOLA1: eSports boomt - ist das für Sie ein mögliches Zukunftsmodell?

Köberl: eSports ist ein interessanter Bereich, wenn kein Programm ist, aber die Mainstream-Akzeptanz ist hier noch sehr gering. Als Zusatzangebot ist es aber durchwegs interessant, vor allem, wenn sich die Kunden in der aktuellen Situation darauf einstellen.

LAOLA1: Abschließend: Haben Sie vielleicht noch einen persönlichen Tipp oder Trick für den Umgang mit der Situation, der Ihnen besonders hilft?

Köberl: Mit Ehrlichkeit schockieren, Fakten schaffen und Schlüsselmitarbeiter sowie Partner in das aktive Krisenmanagement einbinden. Man glaubt gar nicht, wieviel Verständnis und Unterstützung man bekommt, wenn man sich traut, ehrlich zu den Menschen zu sein. Krisenzeiten treffen alle, umso wichtiger ist dieser Aspekt.

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