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Das Experiment: Was ändert sich für die Schiris?

"Das Experiment": Fritz Stuchlik erklärt, was sich für Schiedsrichter ändern könnte.

Das Experiment: Was ändert sich für die Schiris?

Wie sieht ein "Spiel ohne Abseits" aus?

Das wollen wir bekanntlich im Rahmen von "Das Experiment" testen und zwar mit euch und eurem Fußball-Team (hier geht es zur Bewerbung).

Während Trainer und Spieler sicherlich ihre Taktik adaptieren werden, hätte diese Regel-Änderung naturgemäß vor allem auch für Schiedsrichter große Auswirkungen.

LAOLA1 hat sich mit dem früheren Spitzen-Referee und nunmehrigen Manager der heimischen Elite-Schiedsrichter, Fritz Stuchlik, über diese Herausforderung unterhalten.


"Wenn es um die Strittigkeit einer Abseits-Entscheidung geht, würde es für die Schiedsrichter natürlich leichter", erklärt der 51-Jährige und stellt gleichzeitig zwei Vermutungen an, wie sich die Arbeit der Unparteiischen ändern würde:

These 1: Mehr Laufarbeit

"Das Spiel würde sich natürlich wesentlich ausdehnen, das heißt, es würden vermutlich auf beiden Seiten Spieler im Strafraum lauern, sprich Strafraum-Entscheidungen würden wahrscheinlich schwieriger werden, sofern der Schiedsrichter alleine am Spielfeld bleibt. Die Laufarbeit würde sich auf alle Fälle erhöhen, weil der Schiedsrichter von einem Strafraum zum anderen laufen müsste, da ich glaube, dass das Mittelfeld sehr häufig nicht spielerisch, sondern mit einem hohen Ball überbrückt werden würde."

Möglicherweise wäre dies für einen Hauptschiedsrichter alleine eine zu große Belastung, während die beiden Assistenten an der Seitenlinie ihrer Hauptaufgabe beraubt wären.

These 2: Das Schiedsrichter-Team müsste anders aufgeteilt werden

"Das ist eine Grundsatz-Frage, wie man das löst. Folgende Überlegungen: Ist ein zweiter Schiedsrichter sinnvoll? Sind Assistenten sinnvoll? Müsste man sie vielleicht anders positionieren, vielleicht hinter dem Tor, wie wir es derzeit schon mit den zusätzlichen Assistenten haben? Wie viele auf welchen Positionen notwendig sind, müsste man durchspielen und auch in der Praxis testen, also wäre eine klare Antwort verwegen. Aber ich glaube, dass es für einen Hauptschiedsrichter alleine nicht lösbar ist."

Strafraum-Stürmer als Gewinner

Klar, dass die Fragestellung eines Spiels ohne Abseits eine sehr hypothetische ist und der Fußball nicht unmittelbar vor einer Regel-Revolution steht. Generell steht Stuchlik dem unter anderem von Stürmer-Legende Marco van Basten initiierten Plan skeptisch gegenüber:

"Nachdem ich ein Schiedsrichter aus dem letzten Jahrhundert bin, ist es für mich schwer vorstellbar. Aber es ist sicherlich etwas, das man ausprobieren soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Spiel dadurch attraktiver wird, aber vielleicht liege ich auch falsch."

Am 8. Juli werden wir versuchen, dies herauszufinden. Fest steht für den Wiener, dass das Spiel generell "komplett anders" werden würde, wobei er mit Augenzwinkern durchaus auch Gewinner des Verzichts auf Abseits erkennen kann:

"Ohne jetzt Namen zu nennen, aber wir hatten ja früher Spieler, die hauptsächlich im Strafraum oder rund um den Strafraum herum agiert haben. Die würden jetzt vielleicht eine Wiederauferstehung feiern. Solche Spielertypen wären zumindest wieder viel mehr gefragt."

Hauptschiedsrichter kein Gewinner

Dass beim Abseits hauptsächlich die Assistenten an der Seitenlinie gefragt sind und ohne Abseits somit auch der Hauptschiedsrichter zu den Gewinnern zählen würde, stellt Stuchlik in Abrede: "Die Zeiten, in denen der Schiedsrichter die Abputz-Bewegung gemacht und in Richtung Assistent gezeigt hat, sind vorbei."

Warum ist leicht erklärt: "Denn der Schiedsrichter ist ja nicht befreit von einer Abseits-Beurteilung. Der Assistent entscheidet zunächst, ob grundsätzlich und in der Folge strafbares Abseits oder nicht. Der Schiedsrichter muss mitschauen, ob es ein strafbares ist oder nicht, denn er hat in einigen Fällen eine bessere Perspektive, ob ein Spieler, der vorher im Abseits war, ins Spiel eingreift oder den Gegner beeinflusst. Das ist manchmal leichter, wenn man von hinten draufschaut, denn von der Seite werde ich wahrscheinlich nicht sehen, ob ein Spieler in der Schusslinie zum Tormann steht."

Neben Foul-Vergehen im Strafraum und dem ewigen Streit-Thema des absichtlichen oder unabsichtlichen Handspiels zählt Stuchlik die Abseits-Frage jedenfalls zu den drei schwierigsten Aufgaben eines Schiedsrichter-Gespanns.

Geht das Salz in der Suppe verloren?

Dies sind allesamt Entscheidungen, die zum Salz in der Suppe des Fußballs gehören und an Stammtischen gerne diskutiert werden - bisweilen zum Leidwesen von Referees.

Dass Schiedsrichter einer Abschaffung des Abseits deswegen positiv gegenüberstehen würden, lässt sich daraus natürlich nicht pauschal ableiten.

Zumindest Stuchlik bleibt bei seiner Skepsis: "Ich denke, wir müssen aufpassen, dass der Fußball für die Zuschauer attraktiv bleibt. Das heißt, jede Änderung, die wir durchführen, darf nicht nur passieren, weil man halt etwas ändern möchte. Der Fußball lebt nun einmal von Emotionen und von Zuschauern, die gerne diskutieren. Manche freuen sich vielleicht sogar insgeheim darüber, wenn sie sich über irgendetwas ärgern können. Wenn das wegfällt und alles sehr nachvollziehbar wird, wir in den messbaren Bereich kommen, ähnlich wie bei einem 100-Meter-Lauf, bei dem eine Hundertstel entscheidet, stellt sich die Frage: Wird es die Leute dann weiter interessieren? Wie reagieren sie darauf?"

Eine erste Antwort darauf werden wir am 8. Juli bekommen - bei "Das Experiment" - das "Spiel ohne Abseits" von LAOLA1.

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