Am Mittwoch spricht das Grazer Straflandesgericht im Prozess um Fußball-Wettbetrug neun der zehn Angeklagten für schuldig.
Sie sollen von März 2019 bis September 2021 an der Manipulation von Fußballspielen mitgewirkt haben. Betroffen sind vor allem Spiele der Regionalliga Ost, aber auch Matches der Wiener Liga und des Burgenland Cup.
Die Strafen belaufen sich auf 4.000 Euro, sowie bis zu 24 Monaten teilbedingter Haft. Ein Beschuldigter ist freigesprochen worden.
Angeklagte bekennen sich für schuldig
Der Prozess begann im September 2022. Angeklagt waren 15 Personen, erschienen sind damals zwölf. Drei Fälle wurden relativ rasch erledigt, einer wurde freigesprochen, einer diversionell erledigt, einer erhielt eine Geldstrafe von 3.600 Euro, alles längst rechtskräftig.
Verhandelt wurde also einige Tage gegen neun Angeklagte. Der Prozess wurde noch im September vertagt. Bei der Fortsetzung am Dienstag waren es plötzlich zehn Beschuldigte - einer war wieder aufgetaucht und wieder ins Verfahren eingegliedert.
Einige der Angeklagten hatten sich bereits im Vorfeld schuldig bekannt. Sie sollen jeweils ein paar hundert Euro pro Spiel für ihre Mitwirkung bekommen haben. Die Gewinne der Manipulierer bzw. der Schaden der Wettanbieter soll aber wesentlich größer gewesen sein. Der eigentliche Drahtzieher ist untergetaucht und konnte nicht befragt werden.
Quoten wurden falsch berechnet
Als Zeuge war auch am letzten Tag ein Ermittler geladen, der seinen Bericht zu den Manipulationen detailliert erörterte. Kompliziert wurde es jeweils bei den Systemwetten, wenn aus einer ganzen Gruppe von Spielen nur einzelne Matches manipuliert wurden. Es seien teilweise Quoten falsch berechnet worden, führte der Zeuge aus.
Anschließend modifizierte Staatsanwalt Hansjörg Bacher die Anklage aufgrund seiner neuen Berechnungen, die großteils auf den Zahlen des Zeugen beruhten. Als Grundlage wurden nun nicht mehr "die gänzlichen möglichen Nettogewinne, sondern nur der um die redlichen Wetten bereinigte Gesamtgewinn" herangezogen.
"Es ging vor allem um die Kombinationswetten. Wenn redliche Wetten dabei waren, wurde alles neu berechnet", erklärte er.
Schaden bis zu einer halben Million Euro
"Warum rechnen Sie so komisch? Die manipulierten Spiele sind ja immer mit dabei", warf Richter Erik Nauta ein. Doch der Ankläger blieb dabei und dehnte die Anklage weiter aus: "Bei einigen Fakten kommt etwas Neues dazu, auch neue Betrugsfakten", erläuterte er.
Die Schadenssumme bezifferte er nun mit rund 470.000 Euro. Auswirkungen haben die neuen Berechnungen ganz besonders für einen Angeklagten: Bei ihm beträgt die ihm angelastete Schadenssumme nun über 300.000 Euro, wodurch sich der Strafrahmen auf bis zu zehn Jahre erweitert.
Ankläger spricht von "organisierter Kriminialität"
"Das ist ein Fall von umfassender organisierter Kriminalität. Es heißt nicht umsonst Wettmafia", betonte der Staatsanwalt in seinem Schlussplädoyer. "Die Zahlen sind keine Märchen, das sind reale Wetten, die gesetzt wurden, um die Wettanbieter zu betrügen", führte der Ankläger aus.
Es ist "wie in der organisierten Kriminalität immer schwierig, wir haben keine belastenden Videos, keine Verträge, selten Aussagen unbeteiligter Zeugen". Wenn in derselben Sekunde Dutzende gleiche Wetten gesetzt werden, "muss ich kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Wetten manipuliert sind", meinte der Staatsanwalt.
Der Schöffensenat befand nach mehrstündiger Beratung, dass neun der zehn verbliebenen Angeklagten schuldig seien. Einer der Männer wurde freigesprochen. Während die geringste verhängte Strafe 4.000 Euro betrug, wurde einer der Beschuldigten zu 24 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.