"Zu klein, um ein echter Krieg zu sein, und zu grausam, um ein Sport zu sein", sagte Heinrich III von Frankreich, als er 1574 Zeuge dieses Spektakels wurde. Und damals ging es vergleichsweise noch eher gesittet zu.
"Calcio storico", also historischer Fußball, nennt sich diese Mischform auf Fußball und Rugby, die Florenz jedes Jahr am 24. Juni in Atem hält.
An dem Tag, an dem Johannes der Täufer, Schutzpatron der Stadt, gefeiert wird, versammeln sich tausende Menschen am Piazza Santa Croce, um sich das wohl brutalste Spiel der Welt anzusehen. Fäuste fliegen, Blut fließt, das Testosteron ist fast schon greifbar.
Das Wie ist egal
Die wenigen Regeln sind denkbar simpel. Zwei Teams zu je 27 Männern stehen sich auf einem sandigen Feld, das rund 60x30 Meter groß ist, gegenüber. Das Ziel ist, den Ball in die Tore, die sich an den Längsseiten des Spielfelds in Kopfhöhe befinden, zu befördern.
Das Wie ist egal. Der Ball kann getragen, geworfen oder getreten werden. Und die Gegner dürfen jederzeit körperlich attackiert werden. Nur zwei Dinge sind nicht erlaubt: Tritte gegen den Kopf und Angriffe von hinten. Außerdem darf nur Mann gegen Mann gekämpft werden, also nicht mehrere Spieler auf einen losgehen.
Ein Spiel dauert 50 Minuten, es gibt keine Pausen. Die Schiedsrichter unterbrechen nur, wenn Sanitäter benötigt werden. Wer so schwer verletzt wird, dass er aus dem Spiel muss, darf nicht ersetzt werden.
Die vier historischen Viertel der Stadt Florenz stellen je ein Team – Santa Croce (blau), Santa Maria Novella (rot), Santo Spirito (weiß), San Giovanni (grün). Wer sich einmal für ein Team entscheidet, bleibt ein Leben lang. Es gibt sogar Seniorenteams.
Das Spiel geht auf das 16. Jahrhundert, manche Quellen sprechen gar vom 15. Jahrhundert, zurück, als es von Adligen erfunden wurde. Unter Benito Mussolinis Diktatur wurde das Spiel wiederbelebt. Mittlerweile ist es das gemeine Volk, aus dem die Spieler bzw. Kämpfer kommen. Während des Turniers genießen sie in Florenz Heldenstatus.
Hier siehst du spektakuläre Bilder vom Calcio storico: