Syrien, Usbekistan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Haiti als Teilnehmer einer Fußball-Weltmeisterschaft?
Würde die Endrunden-Qualifikation wie die Teilnahme bei einem Tennis-Grand-Slam-Turnier - nämlich per FIFA-Weltrangliste - ablaufen, wären diese vier Nationen aktuell Fix-Starter bei der kommenden WM.
Doch auch so, scheint es garantiert, dass durch die für 2026 erfolgte Aufstockung von 32 auf 48 Teams das weltweit größte Sport-Event in Zukunft einen Hauch mehr Exotik als bislang gewohnt versprühen wird.
Doch kommen wir wieder zurück zu dem Gedankenspiel mit der FIFA-Weltrangliste. Europa hat in Zukunft 16 statt bisher 13 WM-Startplätze zur Verfügung.
Geht es nach dem Papier - also dem angesprochenen Ranking - wäre Österreich damit aktuell auch bei der WM-Qualifikation für 2026 Außenseiter: Das ÖFB-Team ist aktuell nur die Nummer 21 in Europa und selbst von Position 16 relativ weit entfernt.
Bekannte Namen in Europa und Afrika
Würde die Qualifikation per FIFA-Weltrangliste erfolgen, würden die Slowakei, Nordirland und Irland die drei zusätzlichen Startplätze erhalten. Nationen, die es in der Vergangenheit durchaus schon öfter zu dem einen oder anderen Fußball-Großereignis geschafft haben.
Platz | Europa | Afrika | Asien | Südamerika | CONCACAF | Ozeanien |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | Deutschland | Ägypten | Iran | Brasilien | Mexiko | Neuseeland |
2. | Frankreich | Senegal | Südkorea | Argentinien | Costa Rica | Tahiti |
3. | Belgien | Kamerun | Japan | Chile | USA | Papua-Neuguinea |
4. | Portugal | Burkina Faso | Australien | Kolumbien | Panama | Neukaledonien |
5. | Schweiz | Nigeria | Saudi-Arabien | Uruguay | Haiti | Vanuatu |
6. | Spanien | Kongo | Usbekistan | Peru | Honduras | Salomon-Inseln |
7. | Polen | Tunesien | V.A.E. | Ecuador | Curacao | Fidschi |
8. | Italien | Ghana | Syrien | Paraguay | Jamaika | Amerikanisch-Samoa |
9. | Wales | Elfenbeinküste | China | Venezuela | Trinidad | Cook-Inseln |
10. | England | Marokko | Katar | Bolivien | Guatemala | Samoa |
11. | Kroatien | Algerien | Indien | Antigua | Tonga | |
12. | Island | Südafrika | Jordanien | St. Kitts | ||
13. | Türkei | Mali | Oman | Nicaragua | ||
14. | Slowakei | Guinea | Nordkorea | El Salvador | ||
15. | Nordirland | Uganda | Irak | Kanada | ||
16. | Irland | |||||
17. | Bosnien | |||||
18. | Ungarn | |||||
19. | Niederlande | |||||
20. | Schweden | |||||
21. | Österreich | |||||
22. | Ukraine |
Afrika bekommt gleich vier zusätzliche Starter. Die Namen Kongo, Tunesien, Ghana und die Elfenbeinküste können aber ebenfalls durchaus auf eine mehr oder weniger erfolgreiche Fußball-Tradition zurückblicken.
Etwas verfälscht wird diese Auflistung der neuen Exoten bei einer Endrunde allerdings durch den Umstand, dass mit Burkina Faso ein potenzieller WM-Debütant auch nach dem früheren Regelwerk einen Fix-Startplatz hätte und nicht erst durch die Aufstockung in den Kreis der Profiteure gerät.
Asiatische Exoten kündigen sich an
Deutlicher interessanter wird es bei einem Blick in den fernen Osten: Die Asiaten hatten bislang 4 bis 5 WM-Teilnehmer, die sich meist aus demselben kleinen Kreis zusammensetzten.
Japan und Südkorea sind fast immer mit dabei, und auch Australien ist seit dem Umstieg vom ozeanischen in den asiatischen Verband im Jahr 2005 WM-Fixstarter. Auch der Iran und Saudi-Arabien sind keinesfalls unerfahren, was diesbezügliche Teilnahmen betrifft.
Ab Platz sechs wird es jedoch exotisch: Spielen von Usbekistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem kriegsgebeutelten Syrien hat man als Normal-Europäer wohl noch nicht so oft beiwohnen können. Wobei die Araber - ältere Generationen werden sich daran erinnern - immerhin 1990 in Italien sogar schon einmal bei einer WM mit von der Partie waren.
Auch auf den Anwärterplätzen knapp dahinter tummeln sich mit Ausnahme von China einige unbekannte Exoten: Kann es Katar auch sportlich zu einer WM schaffen? Können Inder nicht nur Cricket spielen? Ist Jordanien für die große Fußball-Bühne bereit? Ab 2026 könnten uns diese Fragen beantwortet werden.
In Südamerika bleibt hingegen fast alles beim Alten. Durch den zusätzlichen Startplatz wird es in Zukunft nur noch etwas schwieriger, die Qualifikation für die WM-Endrunde nicht zu schaffen. Nur vier von zehn Nationen bleiben zuhause.
Chancen für Karibik-Kicker steigen
Dafür werden wir ab 2026 wohl einen deutlichen Zuwachs der Karibik-Kicker sehen: Derzeit würden Haiti und Honduras laut FIFA-Ranking die zusätzlichen zwei Startplätze in der CONCACAF-Zone (Nord- und Mittelamerika) einnehmen.
Außerdem werden in Zukunft auch Länder wie Curacao, Antigua oder St. Kitts ernsthafte WM-Qualifikations-Chancen haben. Um die zukünftigen Teilnahmen von Mexiko und den USA wird man sich keine Sorgen mehr machen müssen.
Einen künftigen Stammplatz bei Fußball-Weltmeisterschaften wird, last but not least, wohl auch Neuseeland einnehmen. Angesichts der überschaubaren Konkurrenz in Ozeanien werden die "Kiwis" meist als Favorit ins Rennen gehen. Am ehesten wird noch Tahiti Paroli bieten können.
Bei der nächsten WM-Aufstockung werden Papua-Neuguinea, Neukaledonien, Vanuatu oder die Salomon-Inseln ihr Lobbying verstärken müssen. Die Mini-Nationen müssen weiterhin auf mehrere Fußball-Wunder hoffen.
Letzte Chance beim Playoff-Turnier
Wobei es für alle Nicht-UEFA-Mitglieder noch eine weitere Möglichkeit gibt, um quasi in letzter Sekunde auf den WM-Zug aufzuspringen: Die letzten beiden Teilnehmer werden nämlich noch bei einem Playoff-Turnier ermittelt.
Dieses Turnier findet im WM-Gastgeberland statt. Daran nehmen alle Konföderationen mit Ausnahme der UEFA teil. Der Startplatz für die Gastgeber wird aus dem Kontingent der jeweiligen Konföderation genommen.
Böse Zungen könnten behaupten: Wer es dort auch noch nicht zur WM-Endrunde schafft, der hat es sich dann wirklich nicht verdient.