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Vielfalt und Herz - Das "Special Needs Team" von Rapid Wien

Die Hütteldorfer haben den österreichischen Behinderten-Fußball tatkräftig mitgeprägt und schon vor Jahren einen ganz besonderen Vereinszweig eröffnet.

Vielfalt und Herz - Das Foto: © GEPA

Der Fußballsport ist so vielseitig wie seine Spieler:innen.

Ob im Frauen- oder Männerbereich, ob als Hobby-Kicker:in oder Profi, ob mit oder ohne Behinderung - der Umgang mit dem runden Leder soll jedem Raum zur Entfaltung bieten. 

Dieses Motto hat sich auch der SK Rapid auf die Fahne geschrieben und schickt ab 2024 erstmals eine Frauenmannschaft ins Rennen.

Beinahe zehn Jahre zuvor haben die Hütteldorfer gemeinsam mit dem Wiener Behindertensportverband einer weiteren Personengruppe erstmalig im österreichischen Fußball die Chance ermöglicht, die Vereinsfarben nach außen repräsentieren zu können und das "Special Needs Team" gegründet. 

Teil dieser Mannschaft sind 30 fußballbegeisterte Männer im Alter von ca. 16-35 Jahren, die sowohl körperliche als auch geistige Behinderungen aufweisen, unter der Voraussetzung, dass das Ausüben des Sports möglich ist. Bei Rapid steht dabei auch die Vielfalt im Vordergrund.

Von Beginn an positiver Zuspruch für "SNT-Projekt"

"Es ist uns besonders wichtig, dass wir sehr viele unterschiedliche Behinderungsarten in einer Mannschaft vertreten haben. Wir wollen dabei eine gewisse Ausgewogenheit wahren", bekräftigt SNT-Trainer Jürgen Kerber, der zeitgleich Rapids U18-Team betreut, im Gespräch mit LAOLA1.

Der 37-jährige Vorarlberger war von Anfang an in den Aufbau der Mannschaft involviert - als ausgebildeter Elementarpädagoge war der ehemalige Spieler des FC Dornbirn quasi prädestiniert für den Trainerjob des mittlerweile über die Landesgrenzen bekannten Teams.

Kerber schildert den Prozess von der Idee bis zur Geburt des ganz besonderen Teams:

"Zu Beginn war es ein Projekt. Wir haben die Rahmenbedingungen ganz klar abgesteckt, die Ziele definiert und uns die Fragen gestellt: 'Was wollen wir erreichen, wie wollen wir diese Mannschaft in den Verein integrieren?'", erzählt Kerber. Dass die Umsetzung funktionieren würde, schien im Vorhinein klar, denn "vom ersten Moment an war vereinsintern ein positiver Zuspruch da".

Und so stellte man das Team fortan einer Akademiemannschaft gleich, um "Parallelen zu ziehen und die Ressourcen bestmöglich nutzen zu können". Im nächsten Schritt galt es, eine schlagkräftige Truppe aufzustellen. Anfangs wurden diesbezüglich öffentliche Trainings organisiert.

"SNT"-Spieler Patrick Sautner, Florian Müller und Jakob Kornberger mit Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann
Foto: © GEPA

Ein Herz für Rapid

"Wir hatten zu Beginn einen sehr hohen Zulauf", erinnert sich Kerber und fährt fort, "dann haben wir auch Werte definiert, die uns persönlich wichtig sind, wie zum Beispiel ein Herz für Rapid zu haben, kontinuierlich dabei zu sein und die Sache auch ernst zu nehmen."

Ein Herz zeigte auch Rapid im vergangenen Jahr, als 20 beeinträchtigte junge Männer, die aufgrund des in der Ukraine herrschenden Kriegs nach Wien geflohen waren, an einer Trainingseinheit mit dem "Special Needs Team" teilnehmen durften. 

 

"Special Needs Team Kids"

Durch die durchwegs positive Resonanz hat Rapid den Entschluss gefasst, das erfolgreiche Projekt zu erweitern, um auch die noch Jüngeren einzubinden.

Die Hütteldorfer gründeten 2019 erneut in Zusammenarbeit mit dem Wiener Behindertensportverband das "Special Needs Team Kids". 

 

"Im Verein ist jeder froh, dass es diese Teams nun gibt. Es ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit"

Jürgen Kerber

"Der Anklang war irgendwann sehr groß. Das hat uns bewegt, neue Schritte zu gehen, das gleiche Projekt auch für Kinder in die Welt zu rufen", sagt Kerber voller Begeisterung. Die Corona-Pandemie erschwerte die Bedingungen anfänglich. Nach der heiklen Phase konnte die Idee jedoch "intensiviert" und in die Tat umgesetzt werden. "Auch hierbei ist eine stetige Entwicklung zu erkennen."

Das Kinderteam umfasst mittlerweile mehr als 20 Kinder mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im Alter zwischen 6 und 13 Jahren. Ein Mal wöchentlich leitet das Trainerteam rund um Jürgen Kerber und Matias Costa eine Trainingseinheit. 

"Im Verein ist jeder froh, dass es diese Teams nun gibt. Es ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit", so Kerber. "Es ist sehr schön, wie sich das Projekt über die Jahre entwickelt hat."

Internationales Top-Turnier als jährlicher Fixpunkt

Um die Mannschaften zu fordern und zu fördern tritt der SK Rapid auch als Veranstalter von internationalen Turnieren auf. Im vergangenen Jahr feierte das alljährliche SNT-Turnier bereits sein fünfjähriges Jubiläum.

Zu den Teilnehmern zählten neben den nationalen Vertretern wie Sturm Graz, dem FK Austria Wien, dem Wiener Sport-Club, der Wiener Viktoria und dem FC Admira auch die renommierten Traditionsvereine Ajax Amsterdam/Only friends und Juventus Turin.

Hinzu kam das Team Ukraine Guests, eine Mannschaft bestehend aus Ukrainern, die sich aufgrund der Kriegszustände in ihrem Heimatland in Österreich aufhalten.

"Nicht so einfach, einen Wettbewerb zu erzeugen"

Jürgen Kerber betreut auch Rapids U18.
Foto: © GEPA

Die Organisation solch eines Großereignisses ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden, gesteht Kerber: "Es ist nicht so einfach, einen Wettbewerb zu erzeugen, weil die Grundvoraussetzungen und Bedingungen (der einzelnen Mannschaften, Anm. d. Red.) sehr different sind."

Mit zwei verschiedenen Formaten, dem Champions und dem Euro Cup, hat man eine Lösung gefunden, den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Teams einen geeigneten Rahmen zu bieten. 

Darüber hinaus suchen Kerber und sein Trainerteam nach weiteren Bewährungsproben für ihre Mannschaft: "Da gehören auch Testspiele im In- aber auch im Ausland dazu." Doch auch in Österreich habe sich der Wettbewerb soweit "ganz gut entwickelt".

"Es gibt einige Mannschaften", so der ehemalige Regionalligaspieler, der bei all den Aufgaben rund um das "SNT-Team" großes Vertrauen in sein Trainerteam um Joao Costa, Mario Rausch, Lukas Heger Manfred Neumüller, Bernhard Noll und Matias Costa setzt.


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