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Rene Poms: “...dann wird es für jeden einen Platz geben”

Der 47-Jährige betreut in diesem Jahr das Camp für vereinslose Fußballer der "younion". Bei LAOLA1 gibt er einen Einblick in seine Arbeit mit den "AMS-Kickern":

Rene Poms: “...dann wird es für jeden einen Platz geben” Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

“Für mich geht es darum, im Rhythmus zu bleiben”, meint Rene Poms angesprochen auf seine Beweggründe, die Funktion als Trainer im “Zurück ins Spiel”-Camp der “younion_die daseinsgewerkschaft” zu übernehmen.

“Es ist für einen Trainer immer wichtig, das richtige ‘Feeling’ zu haben, was deine Übungen und Distanzen auf dem Platz betrifft. Alles, was du im Gefühl hast, soll geschärft bleiben”, schildert er im Gespräch mit LAOLA1.

Im Jahr 2023 ist es am Steirer, die vertragslosen Kicker fit für ein neues Engagement zu machen, welches sich die Teilnehmer allesamt innigst erhoffen.

Im Camp erwarten die Kicker beste Bedingungen.
Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

Der ziemlich andere Camp-Alltag

Auch für ihn ist die Situation ungewohnt. Das beschauliche Steinbrunn, bei zweifellos ausgezeichneten Bedingungen, unterscheidet sich am Ende doch sehr von dem, was er in den letzten Jahren erlebt hat.

Da hießen die Stationen Spezia Calcio, Lech Posen, Dinamo Zagreb und NK Osijek. Für ihn ist es eine Heimkehr nach fast zehn Jahren im Ausland.

Die Gegenwart heißt VIVA Landessportzentrum, wo er eine Schicksalsgemeinschaft anführt

Auf dem Trainingsplatz tummeln sich Namen wie Deni Alar, Oliver Filip und Christoph Halper. Sie alle stehen (noch) ohne Vertrag für die kommende Saison da.

Der Alltag im Camp unterscheidet sich deutlich von jenem im Verein. Dinge wie Videoanalysen, Taktikschulungen oder Gegnervorbereitung gibt es hier nicht.

“Das fällt natürlich komplett weg”, schildert Poms. Kein Gegner, der am Wochenende wartet, geschlagen zu werden. “Diese dahingehende Spannung bei den Spielern ist nicht vorhanden”, sagt der 47-Jährige.

Der einzige Gegner ist die Ungewissheit um die eigene Zukunft, genau das eint alle anwesenden aber auch.

Poms mit großem Lob für seine “AMS-Kicker”

Und dennoch hoffen sie alle, dass ihre Anwesenheit eine möglichst kurze ist. Denn Abschied bedeutet, einen neuen Klub gefunden zu haben. Das Engagement seiner Truppe sei sehr groß, merkt Poms an.

“Ich bin sehr angetan davon, wie sich die Jungs präsentieren und wie sie Gas geben. Man merkt wirklich, dass es den Spielern sehr am Herzen liegt und wie sie den Fußball lieben”, lobt er.

"Man muss als Spieler immer davon ausgehen, dass es vielleicht nicht mehr für ein Profi-Engagement reicht."

Rene Poms

Die grundlegende Andersartigkeit der Umstände bringt auch einen anderen Anspruch an Poms und sein Team mit sich, zu dem mit Slobodan Grubor, Manuel Weber und Fabian Zolles noch drei weitere Personen gehören.

“Du trainierst sehr individuell”, erklärt Poms. “Es ist hier ein Kommen und Gehen. Es stoßen neue Spieler hinzu, andere verlassen das Camp. Dann gibt es Spieler, die vielleicht noch ein wenig Rückstand haben”, gibt der Steirer, der bis März noch Coach beim kroatischen Klub NK Osijek war, einen Einblick in seine tägliche Arbeit.

“Wir versuchen, ein sehr interessantes Training zu gestalten, wo der Spaß auch immer eine große Rolle spielt, trainieren fast alles mit Ball”, schildert er seine Herangehensweise.

Sein Credo lautet: “Alles, was du mit Freude machst, willst du gut machen. Ich glaube, das kommt bei den Burschen auch ganz gut an. “

Auf alles vorbereitet

Seit 19. Juni läuft das Camp, damit ist der Zeithorizont zwischen Saisonende und Beginn des Camps kein weiter.

Das kommt am Ende nicht nur den Spielern selbst, sondern bislang auch Poms und seinem Trainerteam zugute. “Die Spieler, die gleich zu Beginn eingestiegen sind, hatten also nur zwei oder drei Wochen Pause. Die meisten haben aber schon davor selber begonnen, etwas zu machen”, sagt der 47-Jährige.

Mit der Dauer des Camps steigt proportional auch die Wahrscheinlichkeit, dass Neuankömmlinge einen Fitnessrückstand mitbringen.

Ex-WAC-Coach "Bobby" Grubor unterstützt Poms bei seiner Arbeit.
Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

“Wir sind im Trainerteam breit aufgestellt”, weiß sich Poms vorbereitet. Sollte es so sein, “dass in der vierten, fünften oder sechsten Woche ein Spieler kommt, bei dem das so ist, dann werden wir individuell mit ihm arbeiten”, sagt er.

Am Ende sei es das große Ziel, “die Spieler hier auf ein Level zu bringen, sodass sie zu jedem beliebigen Zeitpunkt bei einem neuen Verein nahtlos ins Training einsteigen können.”

Der Fokus im Training sei aufgrund der Spielerfluktuation sehr personenzentriert, wie Poms erläutert: “Wir haben bisher viel im Ausdauerbereich gearbeitet, haben Torabschlüsse und vor allem die Passqualität in den Fokus genommen. Das betrifft die Technik sowie die saubere Ausführung.”

Daher sei es wenig sinnvoll, mannschafts-taktische Aspekte zu vermitteln. Diese könnten aber zumindest kurzfristig zu einem Randaspekt werden. In den ersten beiden Wochen waren zunächst acht, später zehn Spieler im Camp.

In Woche Nummer drei sollen “zwei, drei weitere” dazukommen, wie Poms wissen lässt. Einer von ihnen ist der bei Sturm aussortierte Sandro Ingolitsch.

Dann hätte man Mannschaftsstärke erreicht und würde sich auch um Testspiele bemühen. “Erst, wenn wir wirklich zwölf oder mehr Spieler haben macht das Sinn, erst dann werden wir das andenken. Das Ziel ist es, in der vierten oder fünften Woche die ersten Testspiele zu bestreiten” gibt er einen Ausblick.

Der Gedanke an das (vielleicht) Unvermeidliche

Wenn es soweit ist, könnte bereits eine Truppe auf dem Platz stehen, die ein deutlich anderes Gesicht hat, als die aktuelle. “Die Spieler sind über ihre Berater immer wieder mit Vereinen in Kontakt. Da wird sich für den einen oder anderen sicher etwas ergeben”, sagt Poms.

Dass am Ende aber nicht jeder mit einem Vertrag dastehen wird, davon muss man - zum Leidwesen der Betroffenen - wohl ausgehen. Im Vorjahr traf es mit Maximilian Sax einen durchaus bekannten Namen.

"Zurück ins Spiel": Das sind die Teilnehmer des "AMS-Camps"

Der 30-Jährige verabschiedete sich in Folge aus dem Profikick und heuerte bei RLO-Absteiger Wiener Neustadt an, dem er auch in der Landesliga die Treue halten wird.

Poms sieht es, ebenso wie die meisten Camp-Teilnehmer, nüchtern: “Man muss als Spieler immer davon ausgehen, dass es vielleicht nicht mehr für ein Profi-Engagement reicht”, so der Teilnehmer des aktuellen Pro-Lizenz-Kurses.

Die KADA, eine auf Laufbahnberatung spezialisierte Agentur, und das AMS würden “viel dazu beitragen, den Spielern auch andere Wege aufzuzeigen”, wie Poms erklärt.

Als Trainer hofft er freilich, dass sich möglichst viele seiner Jungs im Profibereich halten können. Dafür will auch er bestmöglich seinen Beitrag leisten und seine Truppe anspornen. “Ob es für den einen oder anderen reicht, wird die Zukunft zeigen. Aber ich werde der letzte sein, der da jemandem seine Träume nimmt”, stellt er klar.

"Wird auch vom Einzelnen abhängen"

Es sei für ihn “schwer zu sagen”, wieviele seiner Schützlinge einen Klub finden müssten, damit er am Ende zufrieden sei. “Es wird ja auch von jedem einzelnen abhängen. Ich glaube, dass jeder Spieler unterkommen kann. Die Frage ist aber, wo”, meint Poms.

"Wenn einer sagt, für ihn kommt nur die Bundesliga in Frage, könnte es schwierig werden."

Rene Poms

Und fährt fort: “Muss ich vielleicht eine Liga nach unten gehen oder in den Amateurbereich? Ich denke, dass da schon alle Spieler einen Plan B haben, wie sie das angehen wollen. Wenn einer sagt, für ihn kommt nur die Bundesliga in Frage, könnte es schwierig werden”, so der 47-Järhige.

“Ich bin der Meinung, dass du als Fußballer immer offen dafür sein musst, auch einmal eine Liga tiefer zu gehen. Für Fußballer gibt es vorrangig das Transferfenster, um einen Klub zu finden”, schildert er seine Sicht der Dinge.

Klappe das nicht, “musst du alleine trainieren und die Motivation hochhalten. Das ist alles andere als einfach”, weiß er um jene Zukunft, die sich keiner der Teilnehmer ausmalen will.

Für so manchen im Camp könnte dies das Halb-Profitum oder, wie im Falle Sax, den gänzlichen Abschied aus diesen Sphären bedeuten.

“Aber wenn die Bereitschaft da ist, ein Stück nach unten zu gehen, wird es für jeden einen Platz geben, wo er gebraucht wird”, macht Poms seinen Kickern dennoch Hoffnung.


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