Wenn die USA und Wales am Montag (ab 20 Uhr im LIVE-Ticker) in Al Rayyan die Klingen kreuzen, treffen zwei der jüngsten Mannschaften der Fußball-Weltmeisterschaft aufeinander.
Dabei bestechen die Waliser, die nach 64 Jahren Absenz wieder bei einer WM sind, auf den ersten Blick durch gewaltige Routine: Gareth Bale kickt mit 33 inzwischen in L.A. und ist noch immer der Superheld des Teams.
Die US-Boys wollen das Turnier auch dafür nutzen, um sich für die Heim-WM 2026 einzugrooven.
In der Gruppe B, die von England und dem Iran komplettiert wird, wäre ein Sieg im Auftaktspiel für beide Kontrahenten schon ein wichtiger Schritt Richtung K.o.-Phase. Beim Duell des 16. der FIFA-Weltrangliste gegen die Nummer 19 gibt es auf dem Papier keinen echten Favoriten.
Das sieht auch US-Coach Gregg Berhalter so, der eine gewisse Überheblichkeit im eigenen Land ortet. "Ich denke, dass Wales zumindest in den amerikanischen Medien unterschätzt wird", sagte der ehemalige Innenverteidiger. "Wenn ich ihren Kader anschaue, sehe ich im Prinzip eine Premier-League-Mannschaft."
Bale kann es noch immer
Mit Playoff-Siegen gegen Österreich und die Ukraine hat es Wales zum zweiten Mal nach 1958 zu einer Weltmeisterschaft geschafft. Mit Bale, Joe Allen, Aaron Ramsey, Wayne Hennessey, Ben Davies, Chris Gunther, Jonny Williams und Daniel Ward sind noch acht Spieler mit von der Partie, die bei der EURO 2016 in Frankreich beim überraschenden Semifinal-Abenteuer dabei waren.
Dennoch sind die "Drachen" von Trainer Rob Page eine überwiegend junge Truppe, allerdings ohne Sieg seit dem 1:0 gegen die Ukraine im Juni.
Kapitän Bale bezieht sein Gehalt seit diesem Sommer in US-Dollar - und zwar beim MLS-Champion Los Angeles FC. Bei Real Madrid war der Angreifer mit dem genialen linken Fuß schon länger auf dem Abstellgleis gestanden.
Dass er es noch immer kann, wenn es darauf ankommt, bewies er nicht nur beim 2:1 gegen die ÖFB-Elf, sondern vor zwei Wochen auch im MLS-Finale. Da traf er in der 128. Minute und beförderte sein Team gerade noch ins Elfmeterschießen, wo sich LAFC gegen Philadelphia Union schließlich durchsetzte. "Er ist gerade erst dorthin gekommen und hat schon getan, was er immer macht", sagte Wales-Stürmer Daniel James.
Bale: "Hoffentlich bei der WM in Bestform"
Wie bei fast allen Einsätzen in Amerika kam Bale wegen seiner Fitness aber auch im Endspiel nur von der Bank. Lediglich zwei Mal stand er in der Startelf. "Jeder Fußballer möchte so viel spielen wie möglich, aber wir sind clever und haben einen Aufbau für die letzte wichtige Phase der Saison gemacht", erklärte der passionierte Golfer.
"Hoffentlich führt das dazu, dass ich bei der WM in Bestform bin." Während Bale mittlerweile angibt, wieder bei hundert Prozent zu sein, könnte Mittelfeldmotor Allen die USA-Partie verpassen. Wegen einer Muskelverletzung im hinteren Oberschenkel konnte der 32-Jährige von Swansea seit Mitte September kein Spiel mehr bestreiten.
Bestes USA-Team aller Zeiten?
In den USA sprechen Beobachter davon, dass die aktuelle Mannschaft die talentierteste seit Langem ist, vielleicht sogar die beste des Landes überhaupt bisher. 2018 verpassten die US-Boys das Turnier in Russland, seitdem versucht Berhalter den Neuaufbau mit Perspektive 2026.
Dank Hoffnungsträgern wie Christian Pulisic (Chelsea), Weston McKennie (Juventus Turin), Giovanni Reyna (Borussia Dortmund), Sergino Dest (AC Milan), Brenden Aaronson (Leeds United), Timothy Weah (Lille) oder Yunus Musah (Valencia) konnte dabei eigentlich gar nicht viel schiefgehen.
Nichtsdestotrotz weist die Formkurve der Amerikaner wie in der Vergangenheit viele Ausschläge nach unten und oben auf. In der CONCACAF-Qualifikation etwa schlug man Mexiko zu Hause, verlor aber in Panama.
Gegen Wales gab es bis dato erst zwei Spiele - beide freundschaftlicher Art. 2003 gewannen die USA mit 2:0, von 2020 datiert ein torloses Unentschieden.
VIDEO - Bale startet vollkommen fit in die WM: