Der deutsche Super-GAU ist eingetreten. Schon wieder.
Wie 2018 ist der Weltmeister von 2014 kein Teil des Achtelfinales der Fußball-Weltmeisterschaft. Das 4:2 über Costa Rica war aufgrund der japanischen Sensation gegen Spanien im Parallelspiel zu wenig. Als Gruppendritter treten die DFB-Mannen die vorzeitige Heimreise an.
Ein Schicksal, das schon nach dem Auftakt-Bauchfleck gegen Japan am Horizont drohte und Deutschland nun erbarmungslos eingeholt hat. Die ersten Reaktionen auf das Scheitern: Am Boden zerstört. Und dennoch gefasst.
"Das Aus hat sich heute nicht entschieden, es waren 20 Minuten gegen Japan. Auch gegen Spanien hätten wir zum Schluss das 2:1 machen können. Wir hatten keine Effizienz in diesem Turnier", machte sich Hansi Flick schon an die Fehlersuche.
Flick nach erster Hälfte "richtig sauer"
Auch der Auftritt gegen Costa Rica war nervös. Beinahe hätten die Deutschen auch ihren Part nicht erfüllt.
"Nach der ersten Halbzeit war ich richtig sauer. Wie wir den Gegner stark gemacht haben. Wir haben Chancen gehabt ohne Ende, um drei oder vier Tore zu machen. Durch Leichtfertigkeiten haben wir den Gegner stark gemacht", schimpfte der DFB-Bundestrainer.
Am Ende hat aber deutlich mehr auf den unrealistischen Sieg mit sieben Toren Differenz gefehlt, den es nach der Überraschung im Parallelspiel gebraucht hätte.
"Natürlich ist die Enttäuschung riesengroß, das müssen wir erst mal verarbeiten", verabschiedete sich Flick vom Turnier.
Müller suchte schon Abschiedsworte
Thomas Müller wollte die Mannschaft zumindest nicht für diesen Abend in der Kritik sehen.
"Wir haben sehr viel Aufwand betrieben und irgendwann die Positionen nicht mehr perfekt gehalten, weil wir zu viel wollten. Wir hatten 32 Torschüsse. Aber am Ende war die Effizienz nicht gut genug, um das Wunder zu schaffen", so der Bayer.
Ein 7:0 könne man sich aber selbst gegen Costa Rica nicht einfach so wünschen, und das Ergebnis im Parallelspiel "ist für uns natürlich unglaublich bitter, sonst hätte unser Sieg gereicht. Wir haben unsere Aufgaben für alle realistischen Szenarien gemacht", betonte Müller. Spanien mache er keinen Vorwurf. "Der maximale Druck auf sie war da, die waren auch kurz raus."
"Jetzt fliegen wir zweimal in der Gruppenphase raus, da ist es klar, dass wir keine Turniermannschaft sind."
So gesehen ist das Aus ein "Ohnmachtsszenario" für ihn. Aber "das ganze Unglück ist mit dem Ergebnis gegen Japan passiert. Und da war unser Spiel auch nicht so verkehrt. Wir hatten nach Spanien ein enorm gutes Gefühl, dass wir auch gegen die starken Mannschaften bestehen können und es weit gehen kann, und jetzt fahren wir nach Hause. Das ist eine absolute Katastrophe, ich weiß noch nicht, wie es weitergeht", kündigte Müller die Möglichkeit seines Rücktritts an - und richtete schon einmal emotionale Worte an die Fans.
"Die Zeit war ein enormer Genuss, liebe Leute, vielen Dank. Ich habe in jedem Spiel versucht, alles auf dem Platz zu lassen. Manchmal gab es Freudentränen, manchmal Schmerzen im Gesicht der Zuschauer. Ich habe alles mit Liebe gemacht."
Flick will bleiben
Auch der Verbleib von Hansi Flick ist nicht gesichert. Der Trainer selbst will weitermachen.
"Von meiner Seite schon, mir macht es Spaß. Wir haben eine gute Mannschaft, gute Spieler, die nachkommen. Von daher liegt es nicht an mir", sagte der Trainer über seine Zukunft.
Flick wolle das Team trotzdem zur Heim-Europameisterschaft 2024 führen. Ihn reize die Aufgabe, mit der Mannschaft zu arbeiten, beteuerte er.
Eineinhalb Jahre, wieder eine "Turniermannschaft" zu formen
Dann wäre allerdings die Aufgabe, aus Deutschland wieder eine Mannschaft zu machen, die bei den großen Turnieren bestehen kann. Der Status quo sagt anderes. Ebenso wie Kai Havertz.
"Zweitklassig ist der deutsche Fußball nicht. Dass die Jungs nach dem WM-Titel 2014 als Turniermannschaft gefeiert wurden, war ja klar. Jetzt fliegen wir zweimal in der Gruppenphase raus, da ist es klar, dass wir keine Turniermannschaft sind", so der Doppeltorschütze.
Es sind nur eineinhalb Jahre bis zum nächsten Großereignis "dahoam". Eigentlich zu wenig Zeit, um keinen Stein auf dem anderen zu lassen.