3 Spiele, 3 Niederlagen, dazu eine Tordifferenz von 1:7.
Für WM-Gastgeber Katar ging das Debüt auf der größten Fußball-Bühne gehörig in die Hose. Nach Pleiten gegen Ecuador (0:2) und den Senegal (1:3) verlor man auch das abschließende Gruppenspiel gegen die Niederlande mit 0:2. Trotz allem schrieb man auch sportlich Geschichte.
Bereits nach Abschluss des zweiten Spieltags war die WM für "Die Weinroten" zu Ende. Das ist nicht nur das früheste Ausscheiden eines Gastgebers in 92 Jahren WM-Geschichte, sondern auch ein nicht zu unterbietender Rekord. Ein früheres Ausscheiden bei einer Weltmeisterschaft ist nach aktuellem Reglement nicht möglich.
12-Jahre-Projekt gescheitert
2010 bekam der Wüstenstaat die WM zugesprochen, in zwölf Jahren sollte man auf WM-Niveau sein. Die Pläne der Verantwortlichen erwiesen sich als illusionär.
Ideenlos, kraftlos, spielschwach, ungefährlich. Alles Adjektive, die man in allen Vorrundenmatches mit Katars Auftreten in Verbindung brachte. Kein Wunder, dass da der eigene Trainer an seinem Spielermaterial zweifelt. "Wir waren nicht in der Lage, vier Pässe hintereinander an den Mann zu bringen", sagte Teamchef Felix Sanchez bereits nach der Auftaktniederlage gegen Ecuador.
Erschreckend genug ist es, wenn der Teamchef eines Landes die eigene Liga als "nicht wettbewerbsfähig" bezeichnet. Blöd nur, dass Katar in seinem 26-Mann-Kader keinen einzigen Legionär aufbot. Alle Teamspieler verdienen ihr Geld in der heimischen Stars League.
Nicht einmal dort gehört man zu den Besten. Gerade einmal zwei der 26 Katar-Kicker gehören zu den 25 wertvollsten Spielern der Liga. Der Grund: Im Wüstenstaat sieht man lieber alternde Profis, die des Geldes wegen aus Europa kommen.
Auch mit ihnen lässt sich nicht verbergen, dass hier kein Hochglanz-Fußball betrieben wird. Katars höchste Spielklasse ist gerade einmal halb so viel wert, wie Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg. Wie es um die Qualität der eigenen Liga bestellt ist, sah man auch bei der WM.
Katarische Fan-Kultur? Höchstens gekauft.
Wie will man auch siegen, wenn der zwölfte Mann fehlt? Was andere arabische Länder haben, fehlt Katar schlicht und einfach: Eine Fan-Kultur!
Um für Stimmung in den eigenen Stadien zu sorgen, kaufte der Gastgeber deswegen Fans aus Übersee ein, sogar Gastarbeitern wurden stark vergünstigte Tickets angeboten. Viele der Teilnehmer der Fanmärsche und Ultra-Fanblocks stammten aus Indien oder Pakistan. Ihre Aufgabe: Den Anschein zu erwecken, dass Katar so etwas wie eine Fußball-Fan-Kultur besitzt.
Die "Fans" wurden zu einer "kostenlosen Reise zur WM eingeladen", hieß es vor dem Turnier. Flüge und Hotels erhielt man im Austausch gegen Social-Media-Reichweite. Selbstredend unterlag diese "Berichterstattung" einem Verhaltenskodex. Die gekauften Fans waren auch die einzigen Anhänger, die bei Heimspielen des Gastgebers durchgehend für Stimmung sorgten. Der Großteil der Zuschauer, der unverkennbar an seinem langen, wallenden, weißen Gewand, dem "Thawb", erkannt werden konnte, trat meist verfrüht die Heimreise an.
So geschehen beim Eröffnungsspiel gegen Ecuador: Bis auf Ecuadors Anhänger und den "katarischen Ultra-Block" herrschte in der zweiten Halbzeit gähnende Leere im Al-Bayt-Stadion. Schon nach dem ersten Gegentreffer strömten Fans aus der Arena. Zufällig filmte die Regie im Loop ab diesem Zeitpunkt auch nur mehr zwei Fanlager. Nämlich, jenes der Ecuadorianer und das der "Katarer".
Strengere FIFA-Kriterien
Wenn die FIFA jetzt schon eines aus diesem Turnier gelernt haben muss, dann, dass ein Bewerber für die Austragung einer WM zukünftig mehr Kriterien erfüllen muss.
Nationen, die sich noch nie sportlich für eine WM qualifiziert haben, sollte der Zugang verwehrt bleiben. Denn trotz eines kontinentalen Titels im Asien Cup 2019 sahen Katars beste Fußballer bei dieser WM alt aus. Sportlich stellten sie definitiv keine Aufwertung des Bewerbs dar.
Für die Veranstaltung der ersten WM in einem arabischen Land hätten sich allein bei dieser WM mehrere andere Länder ins Rampenlicht gespielt. Sei es Saudi-Arabien, das sensationell Lionel Messi und seine Argentinier besiegte, oder Marokko, das Mitfavorit Belgien zum Stolpern brachte. Aber, wie wir wissen, sind sportliche Leistungen selten Indikatoren für eine WM-Vergabe...