Bei Deutschlands Nationalteam waren nach der 1:2-Blamage gegen Nordmazedonien (Spielbericht >>>) am Mittwochabend Durchhalteparolen angesagt.
"Die Enttäuschung ist riesengroß", gibt der im Sommer scheidende Teamchef Joachim Löw zu. Und er appelliert an Spieler und Fans gleichermaßen: "Auf keinen Fall dürfen wir jetzt völlig den Glauben verlieren an die Stärke, die die Mannschaft hat." In Nordmazedonien hingegen konnte man das Glück kaum fassen.
"Das Wunder von Duisburg: Der großartige Pandev und der diamantene Elmas traten Deutschland in die Knie (...) Es ist definitiv der größte Sieg in der Geschichte (Nord-)Mazedoniens", schrieb etwa das Online-Portal "vecer.mk".
Teamchef Igor Angelowski schwärmt von seinen "Helden": "Das muss erst sacken. Wir haben eine ganze Nation stolz gemacht", meinte er nach dem historischen Erfolg des Balkanlandes, das bei der im Sommer stattfindenden EM seine erste Endrunde bestreitet - und in einer Gruppe mit Österreich spielt.
Zuvor hatten Routinier Goran Pandev mit seinem Tor in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte und Eljif Elmas (85.) den sensationellen Sieg des Außenseiters perfekt gemacht.
Löw: "Das haben wir uns selber eingebrockt"
Deutschland blieb hingegen vieles schuldig. "Wir haben im Spiel nach vorne viele Bälle verloren, die Defensive war insgesamt nicht stabil. In den ersten beiden Spielen (gegen Island und in Rumänien) haben wir gute Ansätze gesehen. Das haben wir uns selber eingebrockt, dass wir das aus der Hand gegeben haben", resümiert Löw.
Er ist sich dennoch sicher: "Auf keinen Fall dürfen wir auch das Gefühl verlieren, dass wir in der Lage sind, ein sehr gutes Turnier zu spielen."
Die schmerzhafte Niederlage in Duisburg war im 97. WM-Qualifikationsspiel seit 1934 erst die dritte Niederlage der DFB-Auswahl. Vor Joachim Löw mussten DFB-Teams nur unter Franz Beckenbauer und Rudi Völler auf ihren Wegen zu WM-Endrunden je einmal als Verlierer vom Platz.
Im Oktober 1985 unterlag man Portugal in Stuttgart 0:1, im September 2001 gab es in München ein 1:5 gegen England. Beide Male waren die Gegner freilich ganz andere Kaliber, beide Male landete man bei der folgenden WM-Endrunde auf Platz zwei.
Rufe nach Hummels und Müller werden größer
Statt mit dem wohligen Gefühl von drei Quali-Siegen Richtung EM zu gehen, ist Löw wie nach dem 0:6 in Spanien schon wieder in Erklärungsnot. In 76 Tagen geht es beim ersten EM-Ernstfall in München nicht gegen einen Außenseiter vom Balkan, sondern gegen Weltmeister Frankreich.
Die Rufe nach einem Comeback von Thomas Müller und Mats Hummels als mögliche Stabilisatoren einer unverändert volatilen Mannschaft werden ganz sicher noch lauter werden. Diese brennende Frage hat für Löw aber weiterhin keine Priorität.
"Die Frage ist jetzt heute nicht zu beantworten aufgrund des einen Spiels. Die Frage ist ja auch nicht gestellt worden nach den letzten beiden Spielen. Wir haben gesagt, dass die Entscheidung insgesamt dann im Mai fällt", wiegelt der 61-Jährige ab.
Gündogan: "Viele Worte fallen mir gerade nicht ein"
Vorerst herrscht jedenfalls Sprachlosigkeit. "Viele Worte fallen mir gerade nicht ein", meint Ersatzkapitän Ilkay Gündogan, der per Elfer auf 1:1 gestellt hatte (62.).
"So eine Niederlage darf nicht passieren. Gefühlt waren die Nordmazedonier zweimal vor unserem Tor und haben zweimal getroffen. Wir sahen bei beiden Toren nicht gut aus. Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen."