Wie klein das Sportwunderland Kroatien eigentlich ist, macht allein dieses Zahlenspiel deutlich: Argentiniens Superstar Lionel Messi hat weltweit etwa 100 Mal so viele Anhänger, wie im Land des WM-Semifinal-Gegners überhaupt Menschen leben.
Konkret heißt das: Messi folgen allein in dem sozialen Netzwerk Instagram rund 387 Millionen Nutzer. Ganz Kroatien hat dagegen nur etwa 3,9 Millionen Einwohner.
Dass das kleine Land am Dienstagabend bereits zum zweiten Mal nacheinander im Halbfinale einer Fußball-WM steht, ist allein vor diesem Hintergrund ein großer Erfolg.
Dreimal Gruppenphase überstanden - dreimal mindestens Semifinale erreicht
Und die Kroaten wissen das genau: "4 Millionen Menschen. 3 Weltmeisterschaft-Halbfinali. In 24 Jahren". Das schrieb der kroatische Fußball-Verband HNS nach dem spektakulären 4:2-Viertelfinal-Sieg im Elfmeterschießen gegen den Turnierfavoriten Brasilien.
2018 erreichten Luka Modric und Co. sogar das Endspiel. 1998 stand die Generation um Davor Suker und Robert Prosinecki im Semifinale.
"Wir sind stolz bis zum Himmel, dass Kroatien wieder zu den besten vier Mannschaften der Welt gehört. Die ganze Welt schaut auf Kroatien und bewundert unseren Charakter, unser Wissen und unsere Qualität", sagte der aktuelle Trainer Zlatko Dalic am Tag nach dem Überraschungserfolg gegen Brasilien.
"Wir gehen durch das Feuer"
Doch worin genau liegt dieser Charakter und diese Qualität? Der Stürmer Andrej Kramaric von 1899 Hoffenheim erklärt das auch mit dem Jugoslawienkrieg, an dessen Ende Kroatien seine Unabhängigkeit erlangte: "Wir haben von unseren Eltern mitbekommen, für das Land durchs Feuer zu gehen, was eine ganz besondere Energie bei jedem hervorruft, der sich das Trikot überstreift", sagte er in einem 11Freunde-Interview.
Auch Länder wie Dänemark (5,8 Millionen) oder Uruguay (3,5 Millionen) bringen in Relation zu ihrer Einwohnerzahl bemerkenswert viele herausragende Sportler hervor.
Doch während der dänische Fußball-Verband dafür sehr viel in die Ausbildung seiner Jugendtrainer investiert und Uruguay ein sehr zentralisiertes Nachwuchs- und Sichtungssystem unterhält, versuchen die Kroaten offenbar gerade nicht, alles zu akademisieren.
Gebürtiger Linzer im WM-Halbfinale
"Wir haben auch professionelle und moderne Jugendakademien", sagte der ehemalige HSV-Stürmer Mladen Petric der "Süddeutschen Zeitung". "Aber in Kroatien soll jeder Spieler seine Persönlichkeit entfalten können. Wenn jemand immer schon der Typ Straßenkicker war, dann darf er das auch bleiben."
Petric ist genau wie der langjährige Barcelona-Star Ivan Rakitic in der Schweiz aufgewachsen. Manchmal profitiert die Nationalmannschaft auch von den vielen Diaspora-Kroaten auf der Welt. Aus dem aktuellen Kader wurde zum Beispiel Mateo Kovacic (FC Chelsea) in Linz geboren und Josip Stanisic (FC Bayern) in München.
All die großen und weniger bekannten Namen formte Zlatko Dalic zu einem eingeschworenen Team. "Solange ich Trainer bin", sagte der 56-Jährige, "wird die Nationalmannschaft ein Ort des Patriotismus, des Zusammenhalts, der sportlichen Qualität und der kroatischen Flagge sein."
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