Es ist vollbracht: Marokko schreibt WM-Geschichte!
Die Nordafrikaner blieben auch im Viertelfinale in Katar ihrer Rolle als Favoritenschreck treu und kegelten Favorit Portugal mit einem 1:0-Erfolg aus dem Turnier.
Zuvor erwiesen sich Superstar Hakim Ziyech und Co. bereits im Achtelfinale als Stolperstein für die spanische Nationalmannschaft. Auch Belgien musste in der Gruppenphase eine 0:2-Pleite gegen Marokko einstecken.
Durch den Einzug ins Halbfinale tragen sich die "Atlas-Löwen" in die WM-Geschichtsbücher ein: Noch nie gelang es einer afrikanischen Nation, soweit in einer Endrunde vorzustoßen.
"Heute ist Afrika wieder auf der Landkarte des Fußballs. Wir haben dagegen gehalten und jeder hat für jeden gekämpft. Wir haben Geschichte für Afrika geschrieben und ich bin sehr, sehr glücklich", ist Marokkos Trainer Walid Regragui vom historischen Triumph überwältigt.
"Haben uns reingebissen"
Die mit Herz und Leidenschaft aufspielenden Marokkaner hatten im Vorfeld des Turniers mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, wie Regragui erklärt: "Wir hatten viele Verletzte vor der WM, aber wir haben uns reingebissen." Der Zusammenhalt im Team ist ein wichtiger Trumpf. Die Erfolge habe einen "Spirit in der Mannschaft geschaffen."
Auch Kapitän Sofyan Amrabat kann sein Glück kaum fassen, meint aber auch, dass man sich zu "1.000 Prozent" verdient gegen Portugal durchgesetzt hat. "Es ist wirklich, wirklich, wirklich unglaublich. Ich bin so stolz.", so der Mittelfeldspieler der "Löwen vom Atlas". "Großer Respekt, für alle - für die Fans, für den Trainer, für alle."
Die Mehrheit der Fans hatte Marokko an diesem Tag auf seiner Seite. Sobald Portugal in Ballbesitz war, tönte ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen. Keine leichten Umstände für Cristiano Ronaldo und seine Mitstreiter.
Immer wieder prallte Portugal am tiefstehenden Abwehrblock der Marokkaner ab. Einem Treffer jagten Ronaldo und Co. vergeblich nach. "Wir haben eigentlich das Spiel relativ gut kontrolliert, es hat halt nicht gereicht, ein Tor zu schießen", meint Portugals Defensiv-Veteran Pepe im Anschluss.
Pepe wettert gegen WM-Schiedsrichter
Einen Grund zur Kritik lieferte die Bestellung des argentinischen Schiedrichters Facundo Tello für das Viertelfinal-Duell der Portugiesen.
"Was soll ich dazu sagen? Es kann nicht sein, dass ein Argentinier unser Spiel pfeift nachdem gestern Messi und Argentinien ins Halbfinale eingezogen sind. Ich glaube nicht, dass er der richtige Mann am richtigen Platz war", ist Pepe erzürnt und holt dabei auch zu einem Seitenhieb gegen den Gegner aus: "Die acht Minuten Nachspielzeit waren viel zu wenig. Marokko hat die ganze Zeit auf Zeit gespielt. Wir haben das Spiel gemacht, die anderen haben den Ball nur irgendwo rumliegen lassen und haben das Spiel verzögert."
Der Frust nach dem überraschenden WM-Aus sitzt tief, wie Pepe erklärt: "Wir sind natürlich traurig. Wir wissen, dass wir jeden Gegner angehen können. Wir sind wütend, weil wir gar nicht spielen durften in der zweiten Halbzeit."
Für Marokko steht nun die nächste Hürde im Halbfinale an. Dort trifft man entweder auf den Titelverteidiger Frankreich oder England. "Jetzt ist natürlich alles möglich. Aber wir müssen am Boden bleiben und von Spiel zu Spiel denken. Mal schauen, was noch drin ist", gibt Marokkos Chefcoach Regragui die Marschroute vor.