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Dejan Lovren: "Das war Luka Modrics letztes WM-Spiel"

Kroatien ist nach dem Triumph über Marokko im Spiel um Platz drei im Freudentaumel. Dieses WM-Spiel kann für einige kroatische Akteure das letzte gewesen sein.

Dejan Lovren: Foto: © getty

Kroatien feiert einen versöhnlichen Abschluss bei der WM in Katar. Die Mannschaft von Zlatko Dalic besiegt Marokko im "kleinen Finale" mit 2:1 und sichert sich damit den dritten WM-Platz. (>>> HIER gibt es den Spielbericht dazu)

Für die Nation aus dem Balkan ist dieser Erfolg nichts Neues, denn 1998 wurde Kroatien beim WM-Debüt ebenfalls Dritter. Das beste Abschneiden hatten die "Vatreni" (die "Feurigen") bei der WM 2018 in Russland, wo man das Finale erreichte und dieses gegen Frankreich mit 2:4 verlor.

Das mit Superstars gespickte Team hatte nach dem Viertelfinalsieg über Brasilien einen Funken von Hoffnung, in Katar den ersten WM-Titel nach Kroatien zu bringen. Letzlich wurde es nichts daraus, da Argentinien diesen Traum im Halbfinale zerstörte.

Kroatien verdient sich die Bronzemedaille

Trotzdem gehen die Kroaten mit einem guten Gefühl aus dem Turnier, wie es Verteidiger Dejan Lovren beschreibt: "Es ist fantastisch, das habe ich schon 2018 erlebt. Wir waren wieder so nah an einem WM-Titel dran. Es ist ein richtig gutes Gefühl diese Medaille in den Händen zu haben."

Auch Trainer Dalic kann stolz auf seine Mannschaft sein: "Die Bronzemedaille hat einen goldenen Glanz. Diese Medaille ist für das kroatische Volk. Es ist wirklich großartig, dass wir zwei Medaillen in zwei Turnieren gewonnen haben, herzlichen Glückwunsch an meine Spieler. Heute haben wir ein hartes Spiel gewonnen."

Genauso ähnlich sieht es Co-Trainer Ivica Olic nach dem Sieg über Marokko: "Das ist ein schönes Gefühl, im letzten Spiel mit einem Sieg nach Hause zu gehen. Nach dem Spiel gegen Argentinien war es zwei Tage lang nicht so einfach. Die Jungs wollten unbedingt das Finale spielen. Aber wir haben wieder Kraft gefunden. Ein geiles Gefühl. Wir waren ein bisschen frischer und hatten am Ende mehr Chancen. Wir haben verdient gewonnen".

Siegermentalität das Erfolgsrezept

Dabei beweisen sich die Kroaten als Experte in Spielen, die über die Verlängerung gehen und im Elfmeterschießen enden. In der WM-Geschichte musste Kroatien fünfmal in die Overtime, davon viermal ins Penaltyschießen.

Immer hieß der Sieger am Ende Kroatien, so auch bei dieser Endrunde, wo man im Achtelfinale Japan und im Viertelfinale Top-Favorit Brasilien jeweils im Elfmeterschießen besiegte.

Bezeichnend für den Erfolg war aus Lovrens Sicht die Siegermentalität Kroatiens. "Wir haben diese Siegermentalität, selbst nach der Niederlage gegen Argentinien sind wir zurückgekommen", resümierte der Verteidiger von Zenit St. Petersburg.

"Das ist eine Geschichte, bei der alles zusammenspielt. Die Erinnerungen und dass es für einige die letzte WM ist", fügte Lovren weiter an.

Bevor es im dicht gepackten Fußball-Kalender in den europäischen Top-Ligen, wo die Spieler Kroatiens allesamt tätig sind, weitergeht, steht zunächst die Heimreise an. "Es ist schön mit diesem Erfolg nach Hause zu gehen. Die Fans warten auf uns, wir können es kaum abwarten, sie zu sehen", freut sich der 33-Jährige auf die Ankunft in Kroatien.

Modric zieht in Katar den WM-Schlussstrich

Die "goldene Generation" Kroatiens steht vor einem Umbruch. Spieler wie Domagoj Vida (33 Jahre), Marcelo Brozovic (30 Jahre), Ivan Perisic (33 Jahre), Andrej Kramaric (31 Jahre) und Dejan Lovren (33 Jahre) sind über ihren Zenit gekommen bzw. stehen kurz davor, diesen zu erreichen. Lovren meinte im Anschluss nach dem Sieg über Marokko, dass es "vielleicht seine letzte WM" gewesen sei.

Aber am aller wichtigsten ist die Frage, ob die Nationalmannschafts-Karriere für Luka Modric zu Ende ist. Der Kapitän ist aktuell 37 Jahre alt und wäre bei der nächsten WM, die wieder in den Sommermonaten stattfindet, 40 Jahre alt.

Laut Lovren war das Match gegen Marokko das letzte WM-Spiel für Modric: "Ich glaube, für die Nationalmannschaft war es nicht sein letztes Spiel, aber für die WM schon." Immerhin gibt es für die kroatischen Fans Grund zum Aufatmen, denn damit steht die Tür für eine mögliche Teilnahme Modrics bei der EM 2024 offen.

Marokko muss die Niederlage erstmal verarbeiten

Hingegen überwiegt bei den "Löwen vom Atlas" die Enttäuschung, was sich auch bei der Zeremonie zeigte. Denn die Spieler Marokkos sind nach dem Abpfiff schnurstracks in die Kabinen geflüchtet und kamen nicht mehr auf das Spielfeld zurück, um dem Gegner fair zum Sieg zu gratulieren.

Nach dem Spiel bestätigt Marokko-Trainer Walid Regragui den Frust seiner Spieler: "Die Spieler sind enttäuscht, sie wollten Geschichte schreiben, doch heute war es einfach zu viel." Bezogen darauf meinte Regragui: "Wir haben viele Verletzte gehabt. Die Spieler haben dennoch alles versucht."

In der Tat fehlten mit unter anderem Kapitän Romain Saïss, der angeschlagen auf der Bank saß und Noussair Mazraoui, der mit einer Muskelverletzung kämpft, wichtige Leistungsträger. Auch das Innenverteidiger-Duo Achraf Dari, Torschütze zum 1:1, und Jawad El-Yamiq musste in der zweiten Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden.

"Wir werden im Finale stehen"

Trotz der Enttäuschung fand der marokkanische Nationaltrainer aufmunternde Worte für seine Mannschaft. "Wir können stolz sein, dass wir es bis ins Semifinale geschafft haben", sagte Regragui, der im übrigen auch versichert, dass die Marokkaner gestärkt zurückkehren werden.

"Aber wir werden in Zukunft noch stärker zurückkommen und wir werden daraus lernen. Wir brauchen einfach mehr Erfahrung und dann werden wir irgendwann mal im Finale stehen", lautet die Kampfansage des Trainers.


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